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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 15.10.2024 | vorwiegend sonnig bei 5 bis 12°C. | ||
+ Polizei wirbt mit Stipendien um Studierende + BSR kehrt mit mehr als 1000 Laubbläsern + Heftige Kritik von Klaus Lederer an Berliner Linke + Neue Hilfsstelle für ausgebeutete Kinder und Jugendliche + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, so haben wir wohl alle mal angefangen: uns ins Studium in Berlin gestürzt vom motivationsfreien Montag bis zum vorlesungsfreien Freitag. Doch so einfach ist das Studierendenleben längst nicht mehr: Heute steht vor jedem seriösen akademischen Abschluss der Abschluss eines halbwegs seriösen Mietvertrags. Die jetzt beginnenden Erstsemester sind dabei selbst mit Wohnberechtigungsscheinen oft aufgeschmissen (das ganze Unheil hier). Gegen die überteuerten Mieten hilft eigentlich nur noch die Polizei – mit einem neuen Stipendium. „Während des Stipendiums ist Deine Studienzeit mit monatlich 1.200 Euro abgesichert und Du sammelst zudem intensive praktische Erfahrungen“, heißt es in der Ausschreibung. Im Gegenzug verpflichtet man sich drei Jahre lang als Polizeireserve, in den vorlesungsfreien Zeiten absolviert man Praktika. Und: „Nach erfolgreich abgeschlossenem Studium erhältst Du ein unbefristetes Einstellungsangebot.“ Wenn das mal keine sichere Sache ist. Nur der freie Freitag fällt wohl aus. | |||
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Ach so, falls auch Sie noch eine Wohnung suchen, am besten schon länger unbewohnt – schauen Sie hier in dieser Geistervilla vorbei, falls Sie sich nicht zu sehr gruseln: | |||
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Der Checkpoint präsentiert: das Berliner Geisterhaus-Quartett! Spielkarte (2/16): die „Villa Noelle“ in der Winkler Straße 10. Gewinner-Kategorie: „Bezugsfähig ab“. | |||
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Herbstlich Willkommen im golden glänzenden Oktober! Die Berliner Stadtreinigung (BSR) teilt stolz mit, sie habe ihren „alljährlichen Spezialeinsatz zur Laubbeseitigung“ begonnen. Immerhin 36.000 Tonnen verwelkte Blätter sind nun von der Stadt abzublättern. „Rund 2300 Beschäftigte mit 550 Fahrzeugen kümmern sich im Sinne der Verkehrssicherheit um diese Aufgabe.“ Dummerweise kommen auf Bürgersteigen und Grünstreifen auch die immer lauten und nicht selten stinkenden Laubbläser zum Einsatz. „Wir verfügen derzeit über rund 1.130 Laubbläser – davon sind 830 benzinbetrieben und 300 elektrobetrieben“, berichtet Sebastian Harnisch von der BSR auf Checkpoint-Anfrage. Die Laubbläser seien „unverzichtbare Arbeitsinstrumente“, welche „in kurzer Zeit viel Laub wegschaffen“ würden. Besen, Besen, seids gewesen? „Abhängig von der Einsatzlage schafft ein Laubbläser immerhin die Flächenleistung von mehreren Handreinigungskräften“, lässt Harnisch dazu wissen. „Zudem gelangen unsere Einsatzkräfte mit Laubbläsern auch in Ecken, wo sie mit dem Besen nicht hinkommen, zum Beispiel in enge Parkbuchten und unter parkende Fahrzeuge.“ Bei Trockenheit würde man aber auf den Einsatz verzichten, „um die Feinstaubbelastung zu minimieren“. Sonst macht das Laub einfach zu viel Staub. Und uns nebenbei noch taub. | |||
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Sich selbst hinweg fegt bald die Berliner Linke, deren Landesparteitag am Freitagabend im Eklat endete. Wie berichtet, hatten linksaktivistische Gruppen und Hamas-Sympathisanten einen Antrag abgeschwächt, der sich gegen den immer gewaltvolleren linken Antisemitismus auf Berlins Straßen wendete. Eine knappe Mehrheit der Delegierten lehnte unter anderem diese Formulierung in dem Antrag ab: „Niemals dürfen Linke die Rolle des eliminatorischen Antisemitismus ignorieren, der den Terror und die Strategien von Akteuren wie der Hamas und der Hisbollah sowie deren Unterstützung durch das iranische Mullah-Regime antreibt.“ Prominente Parteivertreter wie die Ex-Senatoren Elke Breitenbach und Klaus Lederer, Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau und Ex-Fraktionschef Carsten Schatz verließen daraufhin den Konvent unter Protest. „Eine demokratische Linke muss für Freiheit, Gleichheit und Solidarität für alle Menschen eintreten. Wenn sie diesen Anspruch preisgibt, ist sie keine mehr“, sagte der langjährige Kultursenator Klaus Lederer am Montag dem Checkpoint. „Wenn antisemitischer Terror nicht als solcher benannt wird, wenn keine klare Abgrenzung von denjenigen möglich ist, die das schlimmste antisemitische Massaker seit der Shoa als Befreiungsakt feiern, dann sollen universelle Menschenrechte offensichtlich für jüdische Menschen nicht gelten.“ Lederer, der von 2007 bis 2016 Landesvorsitzender der Partei war, warnt davor, dass die Linke auf diese Weise ihre eigenen Leitwerte verrate. Und weiter: „Mit der Verharmlosung der antisemitischen Gewalt der Hamas, Hisbollah und ihrer Unterstützer des iranischen Mullah-Regimes entsolidarisiert sie sich von allen säkularen, demokratischen Linken im Nahen Osten. Gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte als Linke in Deutschland – der Erfahrung von Nazismus und Autoritarismus – wäre das eine moralische und politische Bankrotterklärung. Nur eine Linke, die das erkennt und ändern will, hat eine Zukunft.“ Die Linke, die die Abspaltung von Populismus-Propagandistin Sahra Wagenknecht noch nicht verkraftet hat und mehrere Wahlniederlagen in ihren früheren ostdeutschen Stammländern verkraften muss (Interview mit Gregor Gysi hier), steht am Wochenende vor dem gleichen Konflikt auf ihrem Bundesparteitag in Halle. Es geht dabei nicht nur um die Zukunft der Partei – sondern ihre Existenzberechtigung in der Gegenwart. | |||
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Wir bleiben bei einem gleichsam wichtigen wie erschütternden Thema. Am morgigen Mittwoch wird in Berlin die bundesweit erste Beratungsstelle eröffnet „für Minderjährige, die von Menschenhandel betroffen sind“. Betrieben wird sie in Reinickendorf vom Beratungs- und Hilfsverein „In Via“, der als Teil der Mädchen- und Frauensozialarbeit der katholischen Kirche diese Hilfe bereits für erwachsene Frauen anbietet. Im Checkpoint-Gespräch erklärt Projektleiterin Martina Döcker, wie in Berlin Kinder und Jugendliche ausgebeutet werden und wie ihr Schicksal sichtbarer gemacht werden soll. Frau Döcker, wie läuft der Menschenhandel mit Minderjährigen in den meisten Fällen konkret ab? Der Menschenhandel mit Minderjährigen und ihre Ausbeutung sind ein sehr komplexes Phänomen. Es handelt sich dabei um eine erhebliche Kindeswohlgefährdung und eine schwere Straftat, die sowohl im Rahmen organisierter Kriminalität als auch im direkten sozialen und familiären Umfeld begangen wird. Der Menschenhandel nutzt Abhängigkeitsverhältnisse zum Zweck der Ausbeutung von Minderjährigen aus. In Deutschland werden Minderjährige sexuell ausgebeutet, zu Bettelei, Arbeitsleistungen oder zur Begehung von Straftaten gezwungen. Die Formen sind vielfältig und die Verläufe sehen sehr unterschiedlich aus. Betroffene Kinder und Jugendliche stammen aus ganz verschiedenen Ländern – zum Beispiel aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien oder der Slowakei, aus Nicht-EU-Ländern wie Nigeria und Vietnam oder auch aus Deutschland. Können Sie ein konkretes Beispiel aus Ihrer Beratungsarbeit nennen? Die Minderjährige B. wird in ihrem Heimatland in Afrika angesprochen. Ihr wird ein besseres Leben in Europa, wo sie die Schule besuchen kann, versprochen. In ihrem Heimatland hat sie keine Chance, einen Beruf zu erlernen und genug Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Kosten für die Reise nach Europa werden für sie übernommen. In Europa angekommen, wird ihr der Pass abgenommen. Sie wird zunächst in einem anderen europäischen Land zur Prostitution gezwungen und später im Alter von 15 Jahren nach Deutschland gebracht. Sie arbeitet hier jeden Tag. Sie darf keinen Kunden ablehnen. Man sagt ihr, dass sie die Schulden für die Reise aus Afrika, die Kosten für ihre angebliche ‚Berufskleidung‘ sowie Essen und Unterkunft zurückzahlen muss. Ihren Verdienst muss sie an die Menschenhändler abgeben. Da sie die Sprache nicht spricht, sieht sie keine Möglichkeit, zu fliehen oder sich Hilfe zu suchen. Welche sozialen Hintergründe haben Opfer und Täter? Die Hintergründe der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Einige kommen aus sehr armen Verhältnissen und haben unsichere Zukunftsaussichten, bei anderen spielen psychische Probleme oder Drogenkonsum eine Rolle. Nicht selten bestehen zwischen Betroffenen sowie Täterinnen und Tätern emotionale und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Dies macht es sehr schwer, die Dynamiken zu durchbrechen. Auch Eltern oder Vertrauenspersonen der Kinder und Jugendlichen können in die Ausbeutung involviert sein. Bei den Menschenhändlern handelt es sich sowohl um Männer als auch um Frauen. Wie groß ist das Problem in Berlin? Das Bundeskriminalamt spricht im ‚Bundeslagebild Menschenhandel‘ für das vergangene Jahr von 226 minderjährigen Opfern sowie 186 Ermittlungsverfahren bundesweit. Wir müssen in diesem Bereich jedoch von einem hohen Dunkelfeld ausgehen. Menschenhandel findet oft im Verborgenen statt und es ist sehr schwierig, Betroffene zu identifizieren. Das Land Berlin führt nun ein Pilotprojekt zur Datensammlung zu Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen durch. Unser Ziel als neue Fachberatungs- und Koordinierungsstelle ist es auch, das Hellfeld zu erweitern – einerseits durch die Aufklärung und Unterstützung von Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe, andererseits durch die Entwicklung von bedarfsgerechten Hilfen. Dafür braucht es aber den schrittweisen Aufbau von Vertrauen zu den minderjährigen Betroffenen. Ihre Hilfsstelle beklagt insbesondere die „kommerzielle Ausbeutung“ von Kindern und Jugendlichen. Können Sie Beispiele für eine solche Ausbeutung nennen? Es gibt verschiedene Formen der Ausbeutung. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung beinhaltet den Zwang zur Prostitution sowie die Darstellung sexualisierter Gewalt an Minderjährigen, zum Beispiel im digitalen Raum. Die Arbeitsausbeutung findet entweder im Häuslichen statt, etwa als Kinder- oder Dienstmädchen, oder in ausbeuterischen Betrieben wie Restaurants, Nagelstudios und auf Baustellen. Wenn Minderjährige zu Taschendiebstählen, Drogenhandel oder Einbrüchen gezwungen werden, ist die Rede von Ausbeutung zur Begehung strafbarer Handlungen. Neben diesen Formen gibt es noch die Ausbeutung der Betteltätigkeit, die Ausbeutung zur Organentnahme, den Adoptionshandel sowie den Handel in die Ehe, also die Zwangsverheiratung. Alle Formen haben ein gemeinsames Ziel: die Ausbeutung von Minderjährigen, um einen finanziellen Gewinn zu erzielen. Wenn Sie helfen möchten oder Hinweise geben können, liebe Leserinnen und Leser, dann informieren und melden Sie sich gerne hier. | |||
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Trauben von Tauben bevölkern die Stadt. Doch dummerweise flattern und gurren sie uns nicht nur aufgeregt um die Ohren, sondern pflastern ganz unaufgeregt alle Wege und Straßen mit ihrem Kot. Die fast 20.000 in Berlin lebenden Vögel will der Senat wie berichtet reduzieren, und zwar „tierschutzgerecht und nachhaltig“ mittels Arbeitsgruppen und Unterarbeitsgruppen zur „Konzeption eines berlinweiten Taubenmanagements“ (Details hier). Darüber hinaus prüft die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz den Einsatz so genannter „Taubenpillen“ zur Verhütung ihrer weiteren Vermehrung, wie jetzt eine Grünen-Anfrage ergab. Außerdem sollen angesiedelte Greifvögel wie Wanderfalken auf natürliche Jagd gegen die Flatterviecher gehen. Doch Berlins Tierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann votiert aus Artenschutzgründen gegen diesen Tierversuch. So geht der Menschenversuch weiter, wie lange der wachsende Taubenschlag Berlin sich selbst noch aushält. | |||
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