Liebe/r Leser/in, ich kann mich offen gesagt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal klassisch Fernsehen geschaut habe. So im Sessel, 20.15 Uhr die Fernbedienung drücken, vielleicht eine Schüssel Popcorn auf dem Schoß. Den ARD-Tatort, Markus Lanz und Anne Will streame ich längst zeitunabhängig auf dem Laptop – meistens im Bett oder wenn ich irgendwo zu Gast bin auch gern mal auf dem Handy. Ja, Fernsehen, das alte Lagerfeuer unserer Gesellschaft, hat sich verändert. Mehr und mehr Streamingdienste
kämpfen um die Zeit der Konsumenten, um ihre Aufmerksamkeit, um Abonnements – also Geld.
Netflix allein hat in den ersten sechs
Monaten des vergangenen Corona-
Jahres, wo die Menschen meist daheim
gefangen waren, fast so viele Neukun
den gewonnen wie 2019 insgesamt.
Der Gewinn des Video-Giganten stieg
um nahezu 50 Prozent. Insgesamt nahm die Streamingbranche im Jahr 2020 mehr als 50 Milliarden Dollar ein und gab 35 Milliarden Dollar aus, um neue
Inhalte zu produzieren – mehr als die Hälfte des deutschen Verteidigungsetats.
Wenige Tage bevor am 25. April in Hollywood die Oscars vergeben werden, schauen wir in dieser Ausgabe genauer auf die Schlacht der Streamingkonzerne, auf den Kampf um unsere Wohnzimmer. Einmalig bei der Verleihung der Academy Awards ist übrigens, dass insgesamt neun der in den Hauptkategorien nominierten Filme von Netflix und Amazon produziert wurden. Lesen Sie unsere Titelgeschichte ab Seite 44.
Spannender als Netflix, aufregender als „House of Cards“ ist die Polit-Show, die in diesen Tagen Deutschland elektrisierte: Während SPD-Chefin Saskia Esken das Kanzleramt für Olaf Scholz offenbar schon verloren gibt und sich eine Regierungsbeteiligung unter grüner Kanzlerschaft vorstellen könne, die Grünen trotz eines Wahlprogramms von ideologischer Enge, voller Quoten und Verboten in den Umfragen Aufwind haben – ja, trotzdem manövriert sich die Union lustvoll in einen zerstörerischen Kanzlerkandidaten-Kampf. Das bürgerliche Lager in Deutschland droht Halt und Mitte zu verlieren, und gleichzeitig wächst dadurch die Angst vor Grün-Rot-Rot.
Am Sonntag vergangener
Woche schien alles noch auf
einem guten Weg: Armin Laschet und Markus Söder
wollen! Zwei starke Kandi
daten, zwei Ministerpräsidenten mit Regierungserfahrung und Vorsitzende
ihrer Parteien. Doch wenige
Stunden später, am Montag,
erklärte sich Laschet mithilfe der CDU-Führung zum Sieger.
Er hat die Rechnung ohne die Machtmaschine Söder gemacht – es kommt zum offenen Streit. Der Franke
lässt sich eben nicht so einfach beiseiteschieben, wie Sie auch in unserem
Porträt auf Seite 27 lesen können. Und
dass aus Markus Söder und Armin Laschet noch mal ein Team wird, das gemeinsam den Wahlkampf-Karren der Union zieht, ist nach dieser Woche eher unwahrscheinlich (Seite 22). In Krisen zeigen sich eben Charaktere, das ist bei CDU und CSU das Gleiche wie derzeit beim FC Bayern und dem Erfolgstrainer Hansi Flick. Da quatscht auch jeder rein.
Zum Schluss eine schöne Nachricht: Bei den European Publishing Awards konnte FOCUS erneut in der Kategorie „Politics & Society“ gewinnen, bereits zum zweiten Mal in Folge. Unter anderem hatten wir den Titel mit Markus Söder aus dem Jahr 2020 eingereicht – „Mir ging es nie um Macht“. Was für ein schöner Zufall in dieser Woche. |
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