geht es Ihnen mittlerweile auch so auf die Nerven? Egal wo man hinhört, und egal ob bei Corona, Atomenergie oder Klimawandel: Überall erklingt dieser Tage der Marschbefehl „Follow the Science“. Christian Drosten posaunte ihn ebenso laut und deutlich heraus wie Hans-Joachim Schellnhuber. Es klingt ja auch irgendwie hehr und gut. Fast schon möchte man unweigerlich sein Marschgepäck schnüren und mitlaufen. Doch halt! Wo soll die Reise denn eigentlich hingehen? Wir bei Cicero haben vorsichtshalber mal bei jemandem gefragt, der sich mit Wissenschaft durchaus auskennt: den Kabarettisten und Bestsellerautor Vince Ebert. Und das, was uns der in einem lesenswerten Gastbeitrag geantwortet hat, das hat uns wirklich nachdenklich werden lassen. Laut Ebert nämlich ist Wissenschaft gar nicht in der Lage, das ethisch Richtige oder das politisch Gebotene klar zu benennen. Wissen die Herren Doktoren im weißen Kittel am Ende vielleicht auch nicht, was das Ziel des Wissenschaftsmarschs sein soll? Sind sie vielleicht nur wie ein moderner Rattenfänger aus Hameln, der alles hinter der Flöte versammelt, was nicht eigenständig denken und entscheiden will. Folgen wir also der Wissenschaft ! – Aber wohin? Unsere Autorin Susanne Donner hätte da eine interessante Antwort: Es geht immer nur mitten hinein in die Gewinnzone der großen Konzerne. Beispiel Medizin: Das deutsche Gesundheitssystem steht laut Donner vor einem radikalen Umbruch. Mehr und mehr Arztpraxen werden von Investoren aufgekauft. Statt selbstständiger Mediziner übernehmen Medizinketten mit angestellten Ärzten die ambulante Versorgung. Das Ziel der Wissenschaftsreise muss in diesem Fall also neu definiert werden. Zur Auswahl stehen Patient oder Rendite. Was drittes gibt es da nicht. Und das gibt es auch nicht bei dem ganzen Gerede vom Geschlecht. Nachdem nun auch die Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard explizit festgestellt hat, dass es nur zwei Geschlechter gibt, wird jetzt aber von interessierter Seite behauptet, man könnte doch „Geschlecht“ auch in einem gänzlich anderen Sinne meinen. Aber in welchem nur? Unser Autor Uwe Steinhoff hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht. Reden wir also besser mal über andere Zwickmühlen: Der Kurztrip von Olaf Scholz nach Peking ist ja eigentlich schon hinreichend besprochen worden, doch Anne Will lud noch mal zur grundsätzlichen Nachbereitung in ihre Sendung ein, und unser Politik-Redakteur Volker Resing hat sich die Sendung angeschaut. Es ging vor allem um eine Frage: Wie mit den Abhängigkeiten in der Wirtschaft umgehen? Ein Teilnehmer strich vor allem die bleibende wirtschaftliche Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit China heraus, die anderen argumentierten stärker moralisch. Und am Schluss wurde es nochmal emotional. Ratio, Moral, Emotionen. Gibt es am Ende vielleicht doch das Dritte? Um nicht ganz verwirrt zurückgelassen zu werden, reden wir am Ende lieber gleich mal vom Fünften: Denn dass die Sozialdemokraten die fünf wichtigsten Verfassungsorgane beanspruchen, ist Fakt, lässt sich aber nicht einmal mehr mit viel Wohlwollen begründen. Ein analytischer Blick auf die SPD-Wahlergebnisse der vergangenen 20 Jahre zeigt nämlich, wie sehr die demokratische Legitimation geschrumpft ist, auf die sich die Genossen bei ihren Ansprüchen auf Spitzenpositionen noch stützen können. Unser Autor Jens Peter Paul hat sich daher einmal angeschaut, wie Genosse Olaf Scholz aus minimalem Wählerzuspruch maximale Macht generiert. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |