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Bankenbrief

Wichtiges vom 30. Juni 2020

Das Thema

BGH-Urteil: Basiskonto der Deutschen Bank zu teuer 

Der Bundesgerichtshof (BGH) schützt Nutzer des Basiskontos für einkommensschwache Menschen vor überhöhten Gebühren. Laut dem Gesetz müssen die Kosten angemessen sein. Die Banken dürfen deshalb ihren Mehraufwand für diese Kontoführung nicht allein auf die Inhaber der Basiskonten umlegen, wie die Karlsruher Richter heute nach einer Klage der Verbraucherzentralen gegen die Deutsche Bank entschieden. Eine konkrete Obergrenze nannten sie nicht. Nach dem Urteil darf die Deutsche Bank ihr Basiskonto ab sofort nicht mehr wie bisher für 8,99 Euro im Monat anbieten. Das Urteil gilt auch für bereits laufende Verträge. Die Klage hatte bereits vor dem Landgericht und Oberlandesgericht Frankfurt Erfolg. Nun wies der BGH die Revision der Bank zurück. Damit ist das Urteil rechtskräftig. Die Deutsche Bank erklärte, sie werde die Vorgaben der BGH-Entscheidung umgehend umsetzen und im Fall von berechtigten Ansprüchen Erstattungen an die betroffenen Kunden leisten. Eine abschließende Bewertung des Urteils werde aber erst auf Basis der schriftlichen Begründung möglich sein. Das Basiskonto wurde 2016 eingeführt, um Menschen mit wenig Geld grundlegende Bankgeschäfte zu ermöglichen. Die Banken sind grundsätzlich dazu verpflichtet, ein Basiskonto auf Antrag ohne vorherige Prüfung einzurichten. Es muss nicht kostenlos sein.

Meldungen

Deutsche Finanzbranche will nachhaltiger anlegen

16 Banken und Akteure des deutschen Finanzsektors wollen dem Klimaschutz bei Krediten und Anlagen mehr Gewicht geben. Sie unterzeichneten eine Selbstverpflichtung, ihre Kredit- und Investmentportfolien im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Laut der heute in Frankfurt vorgestellten Erklärung verpflichten sich die Unterzeichner, "durch die Finanzierung der Transformation hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Wirtschaft und Gesellschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und das 1,5-Grad-Ziel anzustreben". Unterstützt wird die Initiative unter anderen von der Deutschen Bank und der Commerzbank, der Direktbank ING Deutschland sowie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Institute wollen bis Ende 2022 Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen ihrer Kredit- und Investmentbestände entwickeln und einführen sowie jährlich über Fortschritte berichten.


Bundesbank treibt digitale Finanzinnovationen für Zentralbanken voran

Die Deutsche Bundesbank wird ein Knotenpunkt für gemeinsame digitale Finanzinnovationen der Zentralbanken aus aller Welt. Zusammen mit der französischen Notenbank baut sie ein Innovationszentrum an den Standorten Frankfurt und Paris auf, wie die Bundesbank heute mitteilte. Die beiden Notenbanken gehören damit für das Eurosystem zum globalen Netzwerk "BIZ Innovation Hub" der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). In ihrem heute veröffentlichten Jahresbericht warnte die BIZ zudem vor einem anstehenden langwierigen Weg aus der Corona-Rezession. Außerdem rechnet die Dachorganisation mit einem starken Anstieg der Verschuldung und mit einer Pleitewelle, weil zahlreiche Firmen ihre Verluste aus der Hochphase der Corona-Krise nicht wieder wettmachen könnten.


Berichte: Außerordentliche AR-Sitzung der Commerzbank abgesagt

Eine für Morgen anberaumte außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates der Commerzbank zu möglichen weiteren Stellenstreichungen und Filialschließungen wurde Medienberichten zufolge kurzfristig abgesagt. Wie mehrere Medien heute unter Berufung auf Finanzkreise berichteten, gibt es bislang keinen neuen Termin. Den Informationen zufolge beanstandeten die Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium, dass das Management dem Aufsichtsrat wichtige Unterlagen nicht rechtzeitig vorgelegt habe. Zugleich sei bekannt geworden, dass der US-Finanzinvestor Cerberus und der Bund als Großaktionäre in die Überarbeitung der Strategie eingebunden worden seien. Daher sei die Verlegung der Sitzung beantragt worden. Eine Sprecherin der Commerzbank erklärte, derzeit würden verschiedene Optionen und Szenarien diskutiert. Noch seien keine Entscheidungen getroffen worden. Die Bank will ihre Pläne spätestens mit den Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August präsentieren.


Corona-Krise bremst IPOs in Europa

Infolge der Corona-Krise wagen weniger Firmen den Sprung auf das Börsenparkett. Weltweit ging die Zahl der Börsengänge am Aktienmarkt im zweiten Quartal um 39 Prozent auf 186 zurück, das Emissionsvolumen schrumpfte um 32 Prozent auf 41,1 Milliarden Dollar (36,6 Milliarden Euro), wie eine heute veröffentliche Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY ergab. Besonders stark war der Rückgang in Europa: Hier brach das Emissionsvolumen um 55 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) ein, während die Zahl der Transaktionen um 60 Prozent auf 22 fiel. Der größte Börsengang weltweit war die Erstnotiz des chinesischen Online-Händlers JD.com, der 3,9 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) einbrachte. In Deutschland gaben mit dem Datenbankanbieter Exasol und der Pharmafirma Pharma SGP zwei Firmen ihr Börsendebüt.


Studie: Jeder zweite Finanzdienstleister öffnet sich für Dritte

Die Hälfte der Banken und Versicherer in Deutschland will sich weiter für Partner öffnen und in offene Programmierschnittstellen (API) für Drittunternehmen investieren. Einer Studie von Sopra Steria über API-Banking zufolge wollen 72 Prozent der Institute dadurch interne Prozesse vereinfachen, automatisieren und Kosten sparen. Ein Drittel der befragten Finanzdienstleister berichtete von Effizienzproblemen im IT-Betrieb, jeder vierte Entscheider von ineffizienten Abläufen im normalen Tagesgeschäft. In der Öffnung ihrer IT-Systeme und API-Schnittstellen sieht ein Großteil der Manager die Chance, die Entwicklungszeit für neue Anwendungen und Kosten wesentlich zu verkürzen. 


Inflation im Euroraum legt im Juni zu

Die Inflation in der Eurozone ist im Juni leicht angestiegen, allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Wie Eurostat heute mitteilte, lagen die Verbraucherpreise 0,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonat hatte der Anstieg 0,1 Prozent betragen. Im Monatsvergleich erhöhte sich das Preisniveau wie im Jahresvergleich um 0,3 Prozent. Entscheidend für den Preisanstieg waren die Energiepreise.


Johnson verspricht Konjunkturpaket für Großbritannien 

Der britische Premierminister Boris Johnson hat heute ein milliardenschweres Konjunkturpaket angekündigt, um die von der Corona-Pandemie geschwächte Wirtschaft in Schwung zu bringen. Kurzfristig will die Regierung demnach 5 Milliarden Pfund (5,5 Milliarden Euro) in den Bau und die Sanierung von Krankenhäusern, Straßen und Schulen stecken, wie Johnson in Dudley sagte. In den kommenden acht Jahren sollen 12 Milliarden Pfund (13,1 Milliarden Euro) in die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum fließen. Nach Angaben des nationalen Statistikbüros ONS sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf der Insel im ersten Quartal verglichen zum Vorquartal um 2,2 Prozent. 


Wells Fargo will Dividende kappen 

Die US-Großbank Wells Fargo plant eine Dividendenkürzung für das dritte Quartal 2020. Zu diesem Schluss sei die Bank nach den Ergebnissen der Stresstests durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gekommen, teilte das Geldhaus gestern Abend nach US-Börsenschluss mit. Bislang hatte die Bank eine Quartalsdividende von 0,51 US-Dollar (0,45 Euro) pro Aktie vorgesehen. 

[wsj.com] (bezahlpflichtig)

Die Köpfe

Fed-Chef Powell sieht große Unsicherheiten für US-Wirtschaft

Der Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, hat sich optimistisch zur aktuellen Konjunkturerholung in den USA gezeigt, aber gleichzeitig auch vor hohen Unsicherheiten für die größte Volkswirtschaft der Welt gewarnt. Die weitere konjunkturelle Entwicklung sei "außerordentlich unsicher", mahnte Powell laut einem vorab veröffentlichten Redetext. Die weitere Entwicklung werde zu großen Teilen vom Erfolg bei der Eindämmung der Corona-Pandemie abhängen. Eine vollständige konjunkturelle Erholung sei erst dann möglich, wenn die Menschen das Vertrauen haben, sich wieder ohne Gefahr in der Öffentlichkeit bewegen zu können.


Scholz: Deutschland hilft bei Wiederaufbau von Europas Krisenstaaten

Kurz vor Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz die Bereitschaft der Bundesregierung unterstrichen, den Wiederaufbau europäischer Krisenstaaten mit Finanzhilfen zu unterstützen. "Unser Wohlstand in Deutschland hängt massiv davon ab, dass unsere Unternehmen ihre Produkte ins Ausland verkaufen oder von dort Produkte kaufen können", sagte Scholz heute in einem Interview. Italien, Spanien und andere europäische Länder seien extrem wichtige Handelspartner für Deutschland.


Solarisbank-Chef Folz nimmt Wirecard-Kunden ins Visier

Die Berliner Solarisbank ist nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Roland Folz an Kunden des insolventen Zahlungsabwicklers Wirecard interessiert. "Wir verstehen das Geschäft wahrscheinlich besser als jeder andere im Markt", sagte Folz heute in einem Interview. "Gern sprechen wir mit einigen der Kunden und vielleicht auch Angestellten und schauen, wie wir ihnen mit unserer Plattform helfen können." Für 2020 rechnet Folz mit einem Umsatzwachstum zwischen 60 und 80 Prozent. "Wachstum ist aktuell wichtiger als Gewinn", betonte er. In einer neuen Finanzierungsrunde sammelte das Fintech-Unternehmen 60 Millionen Euro ein.

Der Tweet des Tages

35% der Menschen sehen sich hierzulande von der #Corona-Krise finanziell betroffen. Klingt erst mal nicht so wild, betrifft dann aber doch etwa 25 Millionen Menschen. Weitere interessante Zahlen finden Sie in unserer Umfrage: go.bdb.de/zzoj8 #Finanzen #Geld

Am Vortag meistgeklickt

So steigern Sie Ihren Erfolg im Schlaf 

Um fit in einen erfolgreichen Tag zu starten, kommt es nicht nur darauf an, wie lange Sie schlafen. Wissenschaftler des Brigham and Women’s Hospital in Boston haben herausgefunden, dass wir auch möglichst immer zur gleichen Zeit einschlafen und aufstehen sollten. Demnach führen unregelmäßige Schlafenszeiten bei gleicher Schlafdauer zu einer schlechteren Schlafqualität als konstante Bettgehzeiten. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass Studenten mit regelmäßigem Schlafrhythmus bessere Noten erzielten als die Studenten mit unregelmäßigem Schlaf. Ihr Fazit: Feste Schlafzeiten machen leistungsfähiger und erfolgreicher. Wie Sie mit Schlaftricks Ihre Karriere auf Trab bringen können, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft. – In München präsentiert das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung seine Konjunkturprognose. – In Berlin nimmt Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling an einer Anhörung des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags zum Thema "Basel III-Finalisierung – Kreditversorgung Deutschlands erhalten" teil. – In Tokio veröffentlicht die Bank von Japan ihren Tankan-Bericht.

Der Nachschlag

Die kniffeligste Frage bei Bewerbungsgesprächen

Nur einer von 200 Bewerbern hat auf die folgende Frage einer großen Firma im Bewerbungsgespräch richtig geantwortet. Was würden Sie dazu sagen? Frage: "Sie fahren mit dem Auto durch eine stürmische Nacht. Sie kommen an einer Bushaltestelle vorbei und sehen dort drei Menschen warten: 1. Eine alte Dame, die kurz davor ist, zu sterben 2. Ein guter Freund, der Ihnen einmal das Leben gerettet hat. 3. Der Mann/die Frau Ihrer Träume. Sie wissen, dass Sie in Ihrem Auto nur eine Person mitnehmen können. Wenn Sie die alte Dame wählen, könnten Sie ein Leben retten. Wenn Sie Ihren Freund mitnehmen, wäre dies die perfekte Gelegenheit, sich bei ihm zu bedanken. In beiden Fällen jedoch würden Sie wohl nie wieder auf Ihre große Liebe treffen." Die richtige Antwort lesen Sie hier:

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