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+ Bierkrüge statt Zeigefinger + Barack, fahr schon mal die Ufos vor + Die Entsorgung des BER +
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Tagesspiegel
Wochenende Kurzstrecke
 
  Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 22.05.2021 | Heiter bis wolkig mit kräftigen Böen bei frischen 16°C.  
  + Bierkrüge statt Zeigefinger + Barack, fahr schon mal die Ufos vor + Die Entsorgung des BER +  
Anke Myrrhe
von Anke Myrrhe
  Guten Morgen,

Berlin steht wieder Schlange. Der neue Club heißt Testzentrum, denn ohne Nachweis gibt‘s keinen Einlass. Vielleicht ist das Frischgezapfte auch nur das letzte Lockmittel zur Massentestung.

Endlich erhobene Bierkrüge statt Zeigefinger, die BZ titelt heute „Bier sind wieder da“, alle glücklich (außer über die Schauer). Die leicht steigende Inzidenz (60,4) hat gestern zumindest niemanden mehr interessiert, auch wenn Mitte immernoch bei 102,9 liegt und eigentlich Ausgangssperren verhängen müsste, dort die Leute aber ebenso fröhlich der neuen Freiheit frönen dürfen wie in Steglitz-Zehlendorf (35,5).

Hoffen wir einfach, dass uns nicht ein neuer indischer Cocktail die Party verdirbt.
 
     
 
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  Neues von unserer Lieblingshausverwaltung (die mit den F**k-You-Liebesbriefen an die Mieter, CP vom 17.4.). Die Blaczko GmbH & Co. KG findet es offenbar nicht so toll, dass ihre Mieterinnen sich nun untereinander vernetzen, weil die Hausverwaltung infolge des Mietendeckel-Urteils hämische Mais schickte mit dem „Vorschlag“, das Mietverhältnis zu beenden. Nachdem der Checkpoint Mitte April darüber berichtet hatte, begannen die Mieter, sich auszutauschen. Eine daraus entstandene Initiative wollte kürzlich Flyer in betroffenen Häusern verteilen. Dort wurde man von Sicherheitspersonal empfangen und bekam Hausverbot wegen „Störung des Hausfriedens in mehreren Fällen durch unerlaubtes Verteilen von Flyern, die sich gegen den Hausrechtsinhaber richten“. Offenbar hatte Blaczko in der Telegram-Gruppe mitgelesen.

Im Chat waren auch Muster für fragwürdige Vertragskonstruktionen aufgefallen, unter anderem: Möblierte Wohnungen ohne Möbel, Teilgewerbeverträge ohne Gewerbe und Untermietverträge bei Freunden und Verwandten der Hausverwaltung (weitere Details gibt‘s am Sonntag im Tagesspiegel). Blaczko bestreitet die Vorwürfe und antwortet uns, die Mieter könnten ja dagegen vorgehen, wenn sie unzufrieden seien. „Der Streit über Vertragsvereinbarungen ist das Tagesgeschäft einer jeden Hausverwaltung.“

Mieterschikane offenbar auch. Einen Vorteil hatte die Einschüchterungsaktion für die Initiative allerdings: Die hat nun dank des Hausverbots die komplette Liste aller 25 Berliner Blaczko-Immobilien mit Adressen – und noch mehr Raum für kreative Ideen.
 
     
 
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  Kreative Ideen gibt es auch in Tempelhof-Schöneberg: Der Bezirk sucht jemanden, der unbefristet spazieren geht. Aufgaben: „Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung des monatlichen Kiezspaziergangs sowie Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen des Bereichs der/des Bezirksbürgermeister_in.“ Klingt nach hohem Park-Office-Anteil, da schreiben wir doch gleich mal... Moment: „Die oder der mit der Aufgabenwahrnehmung betraute Beschäftigte wird sich voraussichtlich bewerben.“ Heißt übersetzt: keine Chance. Sorry für den Umweg.  
     
 
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  Weniger kreativ ist bekanntlich die Schulverwaltung, die die Schulen vor allem deswegen bis zu den Ferien im Wechselunterricht lassen möchte, weil alles andere organisatorisch zu kompliziert wäre. In einem offenen Brief wenden sich nun 27 Kinderärztinnen und Jugendmediziner an den Senat: „Wir fordern Sie auf, die Schulen für den Regelbetrieb zu öffnen, und zwar sofort.“ Sie argumentieren mit sinkenden Infektionszahlen, geringem Risiko, vor allem aber mit der Situation sozial schwächerer Kinder im Homeschooling.

„Kinder können sich ohne soziale Kontakte nicht normal entwickeln. Sie werden verhaltensauffällig, mediensüchtig, depressiv, übergewichtig oder alles zusammen.“ Genau das beobachte man nun in den Kinderarztpraxen, den Kliniken und den Beratungsstellen. „Wie ist es zu rechtfertigen, dass Kulturveranstaltungen wieder stattfinden dürfen, dass Sportvereine trainieren dürfen, dass Erwachsenenbildung in Präsenz stattfinden darf, die Kinder aber weiter so sehr in ihren Grundrechten eingeschränkt werden?“

Auch die „Initiative Familie“ fordert die sofortige Rückkehr zum Regelunterricht. Sie will in der nächsten Woche gleich drei Mal vor dem Roten Rathaus demonstrieren. Dort glaubt allerdings niemand daran, „dass das Thema noch mal aufgemacht wird“, hieß es gestern aus Senatskreisen. Und die Gewerkschaft weist zurecht darauf hin, dass viele Lehrkräfte noch immer nicht geimpft sind.
 
     
 
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  Die Bundesregierung sieht sich nicht in der Pflicht, die Entsorgung des BER zu übernehmen. Während sein Nachfolger BER II bald entsorgt werden soll, rottet der ... Moment, was? Barack, fahr schon mal die Ufos vor. Noch mal von vorn: Der abgeschaltete Forschungsreaktor BER I rottet in Wannsee strahlend in der Erde herum: Während sein großer Bruder BER II in den nächsten Jahren ordnungsgemäß entsorgt werden soll, traut sich an ihn niemand mehr heran. Kein Witz: Mein Kollege Boris Buchholz hat die völlig verstrahlte Geschichte recherchiert (für Abonnenten).  
     
 
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  Berlin sucht die Superbarrieren: Der Behindertensportverband hat Berlins schlimmste Barrieren prämiert (Video hier). Platz 1: Das Blindenleitsystem hinterm Paul-Löbe-Haus, das direkt auf einen großen Pfeiler führt. Beim Ausweichen gibt es zumindest eine 50-Prozent-Chance, nicht ins Wasser zu fallen. Doch auch die anderen zehn Barrieren wären schönste Berlin-Satire – wenn sie nicht Menschen ausschließen würden.

„Wir laufen ja alle an so vielen Barrieren vorbei und wir nehmen sie gar nicht wahr, wenn wir nicht auf Barrierefreiheit angewiesen sind“, sagt Klaas Brose, Geschäftsführer des Berliner Behindertensportverband, der mit der Aktion „ein bisschen die Augen öffnen“ möchte. Nicht nur für bauliche Barrieren und Behindertenparkplätze hinter Zäunen (mein persönlicher Favorit im Video), sondern auch für Sprachbarrieren und Dinge, die wir alle ändern können. Wie zum Beispiel das Blindenleitsystem vorm Hauptbahnhof, das häufig „komplett vollgestellt ist mit E-Rollern, Motorrädern und Fahrrädern“, sagt Brose. Wenn Sie eins sehen: Fahren Sie‘s weg!
 
     
 
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  Und wo wir gerade bei lebensverändernden Videos sind: „Allein, allein“, fühlt sich die BVG und hat daraus mal wieder ein Filmchen zum Verlieben gemacht. Zum umgetexteten Polarkreis-18-Hit malen einsame Busfahrerinnen Herzen auf die Scheiben, Kontrolleure spielen Snake auf dem Kontrolliergerät, Putzkräfte beschweren sich, dass es nicht mehr nach Döner riecht und alle freuen sich darauf, „dass ihr wieder die Tür blockiert“. Lieber gemeinsam einsam als ganz allein, allein.  
     
 
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Matana Roberts Klang- und Video­arbeit „We Hold These Truths“ in der daadgalerie ist wieder geöffnet! Mit einer Komposition für 50 Lautsprecher macht Roberts die Kakophonie der Gegenwart erfahrbar: Sie verarbeitet die politischen Ereignisse des vergangenen Jahres in den USA und deren medialen Widerhall. Eine eindringliche Stellungnahme, verstörend und versöhnlich zugleich. Bis 27.6., Eintritt frei.
 
 
 
 
  Weitere Meldungen des Tages:

+++ Tierisch drauf: Franziska Giffey hat am Tag nach ihrem Rücktritt den Vogel abgeschossen (Beweis), ziemlich geschickt einen Elefanten versteckt (Essay hier) und zu ihrem Abschied im Ministerium kam gestern ein Adler (Maskottchen Freddie, Q: Mopo). CP-Fazit: Eher Spalier als spärlich.

Apropos Sperling: Wenn‘s heute im Biergarten wieder regnen sollte, machen Sie‘s wie diese Eule.

+++ Fünf Runden Berlin: Checkpoint-Kollegin Ann-Kathrin Hipp ist mit Franziska Giffey und den anderen vier Spitzenkandidat:innen jeweils eine Stunde Ringbahn gefahren. Eine Sneak-Preview aller Sonderfolgen des Podcasts „Eine Runde Berlin“ gibt es heute im gedruckten Tagesspiegel und im Epaper, die erste Folge mit Franziska Giffey können Sie hier hören – und überall, wo es Podcasts gibt.

+++ Und ausnahmsweise erlauben wir uns gleich noch eine weitere Tagesspiegel-Empfehlung (lohnt sich!): Heute startet auch die Serie „Tatort Berlin“. Meine Kollegin Katja Füchsel rekonstruiert neun echte Berliner Kriminalfälle mit neun Ermittlerteams. Ein exklusiver Einblick in die Arbeit der Berliner Mordkommission, den es in dieser Form noch nie gegeben hat. Folge eins: Der Torso im Rollkoffer – doch wo sind Arme, Beine und der Kopf?

+++ Der Kopf der Berliner CDU ist ja bekanntlich Kai Wegner (nächster Gast im Podcast, übrigens), der hat allerdings ein ganz anderes Problem: Ihm fehlt das Wahlprogramm und offenbar auch die zündende Idee. „Wir wollen einen breiten Dialog für unser Wahlprogramm“, sagte der Wegner gestern, der nun auf Kieztour geht und auf deine-idee.cdu.berlin Ideen aus dem Volke sammelt. Bei der Auswahl hilft Ole von Beust – und Wegner verspricht, alles zu lesen (aber sicher nicht alles zu machen).

+++ Ende einer langen Arie: Mädchen haben kein Recht auf Singen im Knabenchor. Eine Berufung wurde zurückgewiesen.

+++ Zurückgewiesen werden auch die Querdenker: Die Demos am Wochenende bleiben verboten, das hat das Oberverwaltungsgericht Freitag Abend bestätigt. Die Polizei rechnet trotzdem mit verstärktem Demo-Tourismus.

+++ Stattfinden wird dafür erneut eine Mahnwache „Für jüdisches Leben in Berlin und gegen jede Form von Antisemitismus“, Sonntag, 18 Uhr, an der Synagoge am Fraenkelufer Ecke Admiralbrücke.

+++ Ab heute wird wieder vor Ort geimpft: In Lichtenberg von Samstag bis Montag im Nachbarschaftshaus im Ostseeviertel, Ribnitzer Straße 1B und in Steglitz-Zehlendorf in der Thermometersiedlung am Samstag und Sonntag in der Carl-Schumann-Sporthalle, Osdorfer Str. 52. Jeweils 9.30 bis 17.30 Uhr, nur mit Adressnachweis.
 
+++ Seit Ostern wurden in Berliner Praxen mehr als eine halbe Million Menschen geimpft, 63.000 Personen haben ihre Zweitimpfung erhalten. Eine gute Nachricht, die allerdings offenbar dazu führt, dass Termine in Impfzentren wegen Doppelbuchungen nicht wahrgenommen werden, wie uns mehrere Mitarbeiter berichtet haben. 50 bis 100 seien es am Tag, sagte ein Helfer in der Arena gestern. Falls das ein Anreiz für Sie ist: In Tegel begrüßt ein Mitarbeiter alle Impflinge mit „Welcome to Paradise“.
 
     
 
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