Liebe/r Leser/in, Mittwoch, 21. Oktober 2020, Berlin, 9.30 Uhr: Die Mitglieder der Bundesregierung treffen sich im ersten Stock des Kanzleramts zur Kabinettsberatung. Nicht dabei: Außenminister Heiko Maas (Urlaub), Arbeitsminister Heil (Quarantäne), Agrarministerin Klöckner (Dienstreise nach Luxemburg). Mit dabei: Gesundheitsminister Jens Spahn, wie vorgeschrieben mit Maske (schwarz, Logo der deutschen EU-Ratspräsidentschaft). Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass er mit dem Coronavirus infiziert ist; als erstes Mitglied der Bundesregierung. Ein Schnelltest, den der Minister aufgrund von Erkältungssymptomen gegen Mittag in seinem Büro an der Friedrichstraße machte, brachte die Erkenntnis. Sofort wurden alle Termine abgesagt, Kontaktpersonen informiert, Jens Spahn begab sich in Quarantäne. Unter den Terminen, die nun gestrichen wurden, war auch einer, der mir besonders am Herzen lag. Denn am Mittwochabend, 18.30 Uhr, wollte Jens Spahn gemeinsam mit mir den 1. FOCUS-Innovationspreis an den Gewinner „Too Good To Go“ im Jakob-Kaiser-Haus überreichen. Die App zur Lebensmittelrettung konnte sich bei der achtköpfigen Jury gegen 500 Mitbewerber durchsetzen. Im Rahmen der Burda-Initiative #AufbruchZukunft hatte FOCUS mit Unterstützung des Unternehmens Liqui Moly den Innovationspreis ins Leben gerufen, um Unternehmen zu unterstützen, die dem Land jenseits der Krise eine Perspektive eröffnen. Unser für vergangenen Mittwoch geplantes Champions-Dinner haben wir ebenfalls vorerst abgesagt. Verschoben ist nicht aufgehoben – wir werden die Ehrung nachholen. Ich wünsche Jens Spahn von Herzen gute Besserung und viel Kraft. Corona und kein Ende. Mit der Frage, ob die Politik die Pandemie noch im Griff hat, beschäftigen wir uns ab Seite 32, und auch unsere Titelgeschichte hat indirekt etwas mit den Folgen des Virus zu tun. Denn Opfer eines erneuten Lockdown könnte auch unsere Leber werden. Wir misshandeln sie ohnehin mit zu viel Zucker, Fett und Alkohol. Schließen die Fitnessstudios und wird Homeoffice zum Zwang, drohen dem Organ oft noch größere Belastungen. Während der ersten Welle der Pandemie haben viele Menschen etliche Corona-Kilos zugelegt, häufig stieg auch der Konsum von Bier, Wein und Schnaps. Das Ergebnis kann lauten: Diagnose Fettleber. Schon jetzt trifft sie etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland. Wie dramatisch und folgenreich das Phänomen ist, wurde den Medizinern erst allmählich klar. Zum einen kann eine verfettete Leber zu Zirrhosen und Leberkrebs führen. Zum anderen ist sie Schlüsselorgan bei der Entstehung des gefürchteten „metabolischen Syndroms“. Es geht einher mit Diabetes, Bluthochdruck und Herzinfarkten. „Eine fette Leber ist der stärkste Risikofaktor für diese Art von Erkrankungen“, sagt der Diabetologe Norbert Stefan. „Dicke ohne metabolisches Syndrom haben sehr selten eine Fettleber. Erkrankte Schlanke aber haben häufig eine.“ Diese Erkenntnis war auch für den Tübinger Professor ein „Aha-Erlebnis“. Unsere Titelgeschichte, die Wissen-Ressortleiter Bernhard Borgeest recherchiert hat, enthält auch eine gute Nachricht: Wenn wir aufhören, unserer Leber zu schaden, kann sie sich verblüffend schnell regenerieren. Schon innerhalb weniger Wochen schwinden ihre Fettdepots, verbessern sich ihre Werte. Die Leber ist ein dankbares Organ. Bleiben Sie gesund! |