Sehr geehrter Herr Do,
„Blondes Gift“. Der Name ist Programm. Und die Sendung bedeutet den Durchbruch für die junge Moderatorin. Barbara Schöneberger ist das schöne Gesicht der Talkshow, die ab 2001 zunächst in nischigen Regionalprogrammen läuft, bis das Format bei ProSieben schließlich ein größeres Publikum findet. Das Konzept der von ihr selbst mitentwickelten Show: denkbar einfach. Und mit einem Vorspann, der nicht zufällig an die Ästhetik der legendären 007-Filme erinnert. Hier aber mit einer lasziv die Kurven kreisen lassenden Moderatorin als Bond-Girl. Das Studio hat die Größe eines Schuhkartons, auf der geschwungenen Gesprächsbank nimmt die quirlige Gastgeberin mit ihrem jeweiligen Interviewpartner vor einem Aquarium Platz. Darin liegend: ein nur mit einem Bikini bekleidetes Model – die Nixe. 

Barbara Schöneberger plappert schon damals, wie ihr der Schnabel gewachsen ist – schnell, laut, witzig und ohne Angst vor Verlusten. Das Fernsehen mag sich im letzten Vierteljahrhundert verändert haben, die Schöneberger ist sich und ihrer Art zu moderieren bis heute treu geblieben.
Durchbruch als blondes Gift: 2001 startete die Moderatorin mit ihrer Talkshow im Regionalfernsehen.
Credit: 360°
„Blondes Gift“ wird bereits vier Jahre später eingestellt. Die Karriere der hochtalentierten Newcomerin ist damit aber nicht mehr aufzuhalten. 

Rückblick: Geboren in München, geht die 20-Jährige ein Jahr nach dem Abitur zum Studium nach Augsburg, zieht dort in eine Vierer-WG und arbeitet nebenher in einer Werbeagentur. Und obwohl die Schöneberger all diese Dinge hier mit dem Autor dieser Zeilen gemein hat, kreuzen sich unsere Wege damals noch nicht. Sieben Jahre Altersunterschied verhindern es. 

Ehemalige Kommilitonen können sich aber noch heute an die Studentin der Soziologie, Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaften und ihre nachhaltige Wirkung auf ihre Umgebung erinnern. Die blonde Babsi kommt an. Ganz besonders bei ihren männlichen Mitstudenten. Und obwohl die nebenbei modelnde Hochschülerin schon bald einen Freund an ihrer Seite haben soll, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der BWL-Fakultät, versuchen ihre immatrikulierten Verehrer alles. Doch weder ein nächtlicher Ausflug zu zweit in einem klapprigen Ford Fiesta zu einem der umliegenden Badeseen, noch der Versuch, die Umworbene dort mit Alkohol zu verführen, sind erfolgreich. Frustriert stürzt der liebestolle Kommilitone die Flasche am Teich schließlich alleine hinunter und muss sich schlussendlich volltrunken und vollkommen ernüchtert von der standhaften Blondine nach Hause kutschieren lassen. 

Barbara Schöneberger bricht ihr Studium im zehnten Semester ab. Aber nicht aufgrund etwaiger Überforderung (als Jahrgangsbester wird der Einser-Studentin sogar eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft angeboten), sondern: weil sie es kann. Die verhinderte Kommunikationswissenschaftlerin will nämlich nur noch eines: zum Fernsehen. Nach einer kleinen Gastrolle in der bayerischen TV-Serie „Café Meineid“ taucht die „üppige Blondine“ (wie sie sich schon mal selbst bezeichnet) als Assistentin in der SAT.1-Spielshow „Bube, Dame, Hörig“ auf: der Beginn ihrer TV-Karriere. 

Und doch dauert es viele Jahre, bis Barbara Schöneberger sich in den Fernsehprogrammen nachhaltig verankern kann. Von ihr moderierte Sendungen wie „Tie Break“ (DSF), „Girlscamp“ (SAT.1) oder „Die Schöneberger Show“ (ZDF) werden teils schon nach wenigen Folgen wegen mieser Quoten wieder eingestellt. Später sagt die Moderatorin in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung über die anfänglichen Rückschläge: „Alle fanden mich damals irgendwie lustig, aber keiner wusste so recht, was man mit mir machen soll. Immer wenn ich in eine Sendung kam, hieß es, oh, die ist nett, aber auch Quotengift, weil sie nervt und schrill ist.“

Dann eben keine große Samstagabend-Show. Barbara Schöneberger lässt sich davon nicht entmutigen. „Ich wollte einfach nur arbeiten“, gesteht sie später dem „Spiegel“. „Mir ging es darum, fünf Tage die Woche beschäftigt zu sein, und das habe ich geschafft.“ Sie moderiert private Gala-Abende, ob für Baufirmen, Versicherungskonzerne oder die Kosmetikbranche. Und sie macht Fotos. 

Meine erste Begegnung mit Barbara Schöneberger ist Anfang der Nullerjahre, da bin ich als Creative Director für das Männermagazin „Maxim“ verantwortlich. „Who’s that Girl?“, fragen wir uns in einer der Heftrubriken und stellen die „Blondes Gift“-Moderatorin unseren Lesern vor. Mit einer sechsseitigen Fotostrecke und einer wenig bekleideten Schöneberger. Das sexy Shooting ist allerdings nur der Anfang ihrer Print-Aktivitäten. Über viele Ausgaben hinweg erheitert die Schöneberger-Kolumne die überwiegend männliche „Maxim“-Leserschaft.
Sie schreibt aber nicht bloß. „Jetzt singt sie auch noch!“ Unter diesem Titel erscheint 2007 ihr erstes Album, mit dem sie in Begleitung eines Big-Band-Orchesters auf große Tournee geht. Drei weitere Alben folgen. Ab 2008 moderiert sie wieder regelmäßig im Fernsehen, wenn auch zunächst nur im Dritten der ARD. In der „NDR Talk Show“ unterhält sie sich einmal wöchentlich an der Seite von Hubertus Meyer-Burckhardt mit prominenten Gästen. Das reiche ihr vollkommen, wie sie damals sagt: „Ich möchte nichts anderes machen. Ich bin davon weg zu denken, dass der RTL-Primetime-Sendeplatz der richtige für mich ist.“

Wie man sich irren kann. Denn nur fünf Jahre später landet sie genau dort: bei RTL. Und das zur besten Sendezeit. Ab 2013 moderiert sie vor einem Millionenpublikum „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“ und seit 2018 auch das Nachfolgeformat „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit den beiden Fernseh-Schwergewichten. Ob ESC-Vorentscheid, Deutscher Radio- oder Fernsehpreis – die Schöneberger wird zu einer der meistbeschäftigten und meistgesehenen Moderatorinnen in der deutschen TV-Landschaft.
Quoten-Queen: Mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch moderiert sie seit 2013 regelmäßig bei RTL
Credit: Action Press
Spätestens ab dem Jahr 2015 kann man sich der Schöneberger dann nahezu gar nicht mehr entziehen. Die singende Moderatorin ist nun auch in Filmen wie „Hanni und Nanni“ oder „Keinohrhasen“ zu sehen, dreht Werbespots für Versicherungen oder Lebensmittelkonzerne und wird Herausgeberin und Gesicht der nach ihr benannten Zeitschrift „Barbara“. 2018 kommt auch noch der Hörfunk dazu. Mit „barba radio“ gibt’s die Schöneberger fortan als 24-Stunden-Vollprogramm im Internet. Und „Mit den Waffeln einer Frau“ einen wöchentlichen Podcast obendrauf.

Auch wenn ihre Zeitschrift nach fünf Jahren wieder eingestampft wird: Barbara Schöneberger ist mit 50 Jahren ganz oben im medialen Olymp angekommen. Und bietet dennoch wenig Stoff für die bunten Spalten der Klatschmagazine: Skandalfrei seit 15 Jahren verheiratet mit dem Unternehmer Maximilian von  Schierstädt, hält die Mutter von zwei Kindern ihr Privatleben weitestgehend aus der Öffentlichkeit heraus.

Vom blonden Quotengift zur unangefochtenen Königin der deutschen Unterhaltung. Am kommenden Dienstag feiert Barbara Schöneberger ihren 50. Geburtstag. Wir gratulieren schon heute!

Dieser Text, den Sie heute exklusiv vorab lesen können, wird in der April-Ausgabe veröffentlicht, die in der kommenden Woche, am 7. März, erscheint. Welche Themen Sie darin darüber hinaus erwarten, verrate ich Ihnen in meinem Newsletter am nächsten Mittwoch.

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Herzlichst, 

Ihr
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