Blut, Schweiß und Tränen | Das Corona-Drehbuch | Total lokal
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

19. März 2020

Liebe Frau Do,

gestern Abend hat sich die Bundeskanzlerin an die Nation gewandt, in dieser Form hat sie das noch nie getan. Anders als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sie nicht von einem Krieg gesprochen, aber eine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede im Kampf gegen Corona war es trotzdem. Unser Berliner Redakteur Holger Möhle bewertet den Auftritt von Angela Merkel eher positiv: als dringenden, vermutlich letzten Appell an die Vernunft („Abstand halten“). Und auch ich finde, sie hat angemessene, eindringliche, bewegende Worte gefunden. Nur zweifle ich, ob der Auftritt die früheren Defizite dieses Kampfes wettmacht. Und ist es wirklich richtig, keine Ausgangssperre zu verhängen, während es viele andere Staaten tun? Aber das kann ja noch von Länderseite kommen.

Kristina Dunz, unsere stellvertretende Büroleiterin in Berlin, hat unterdessen eine gemeinschaftliche Risikoanalyse mehrerer Bundesbehörden und des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2012 ausgegraben. Darin springt ein fiktives Virus in China von Wildtieren auf Menschen über, kommt ungehindert in Deutschland an und breitet sich schnell aus. Es gab also ein halbwegs passendes Drehbuch für die Corona-Pandemie, aber es war offensichtlich nicht bekannt. Die langjährige Bundesministerin und heutige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat einen denkwürdigen Satz gesagt: „Ich glaube, wir alle, die wir nicht die Experten sind, haben am Anfang das Coronavirus unterschätzt.“

Das stimmt wohl. Aber muss man nicht von politisch Verantwortlichen erwarten können, dass sie Experten zurate ziehen, wenn sie zu wenig wissen? Oder dass sie wenigsten die passende Risikoanalyse der eigenen Behörden aus dem Aktenschrank ziehen? Sicher, jetzt muss es darum gehen, die Verlaufskurve abzuflachen, #FlattenTheCurve. Aber weil das am Anfang um ein Vielfaches einfacher gewesen wäre, sollten wir uns noch mit den Entscheidungsabläufen in den ersten beiden Monaten des Jahres genauer auseinandersetzen. Denn es geht, wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gesagt hat, um Leben und Tod. Und wir werden uns auch mit anderen Staaten messen müssen. Wie Südkorea das Virus in den Griff kriegt, hat unser Korrespondent Fabian Kretschmer aufgeschrieben: „Testen, testen, testen.“

Alle aktuellen Nachrichten rund um die Pandemie und die Folgen lesen Sie weiterhin in unserem Liveblog. Wenn Sie im Home-Office sind und etwas Muße haben, sollten Sie unbedingt die neue Folge unserer „Corona-Einsichten“ lesen: Unser Kulturchef Dr. Lothar Schröder hat sich Gedanken macht, wie das Kulturleben wohl nach der großen Pause weitergeht. Und wenn Sie im Home-Office sind, aber ihre Kinder beschäftigen müssen, sollten Sie sich die Übersicht von Martin Schwickert über die besten Kinderfilme ansehen, natürlich allesamt online verfügbar.

Einige von Ihnen kennen vielleicht die „Total lokal“-Newsletter, mit dem wir immer samstags für 28 Städte in NRW die wichtigsten Lokalnachrichten verbreiten. Wir haben entschieden, jetzt zusätzlich von montags bis freitags jeweils am frühen Abend über diesen Kanal ein „Corona-Extra“ zu versenden. Wenn Sie wissen wollen, was bei Ihnen neu angeordnet wurde oder was vom öffentlichen Leben noch übrig ist, kann ich Ihnen nur empfehlen, sich in den Verteiler einzutragen. Das geht hier mit wenigen Klicks.

Apropos, einer der neuen Leser der „Stimme des Westens“ hat mir seine Kündigung mitgeteilt: Der Titel sei nämlich „rückwärtsgewandt und nichtssagend“. Und: „Vielleicht überlegen Sie einmal, wie ein Newsletter im 21. Jahrhundert heißen könnte.“ Nun bedaure ich den Weggang natürlich sehr, denn ich möchte alle gut 200.000 Leserinnen und Leser der „Stimme des Westens“ behalten. Aber so etwas wie „Briefing“ finde ich doch deutlich nichtssagender als „Stimme des Westens“. Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann doch dies: dass die westlichen Werte im 21. Jahrhundert Bestand haben.

Ich wünsche Ihnen einen friedvollen, vorwärtsgewandten Tag. Machen Sie das Beste daraus, achten Sie auf sich und andere.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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