Liebe/r Leser/in, aus Sicht der Grünen war der gestrige Wahlsonntag in Tübingen ein Desaster: Ausgerechnet Boris Palmer, der Rebell, der zuletzt mit politisch unkorrekten Bemerkungen den Zorn der Parteispitze auf sich gezogen hatte und seither die Mitgliedschaft ruhen lässt, gewinnt die Wahlen als Tübinger Oberbürgermeister zum dritten Mal im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit! Die grüne Partei hatte extra eine Gegenkandidatin aufgestellt, sie scheiterte mit 22 Prozent kläglich.
Meine Kollegin Anja Maier beschreibt Palmer im aktuellen FOCUS sehr treffend: „Wer viel bewegt, macht sich natürlich auch Gegner. Aber kaum einer schafft es so perfekt wie Boris Palmer, ein enorm erfolgreicher Oberbürgermeister zu sein und zugleich immer wieder anderer Leute Gefühle zu verletzen. Und kaum einer beherrscht es so verlässlich wie dieser On-off-Grüne, Kritiker am Ende als Meinungs-Mullahs dastehen zu lassen. Und zwar derart öffentlich, dass anschließend das halbe Land über seine aktuelle Fehde diskutiert.“
Dieser „On-off-Grüne“ ist für seine Partei eigentlich eine Chance, sie muss es nur begreifen: Denn Boris Palmer ist einer der erfolgreichsten Lokalpolitiker, sechzehn Jahre im Amt und die Erfolgsbilanz von Tübingen sprechen für sich. Wenn die Grünen das Land über die Rathäuser gewinnen wollen, dann ist Boris Palmer ihr Role Model.
Nicht obwohl, sondern weil er unbequem ist: Boris Palmer steht für all diejenigen, die erkannt haben, dass Umwelt- und Klimaschutz von überragender Bedeutung sind, die sich aber nicht einhegen lassen wollen von politischen Korrektheit und Ideologie. Diese Erkenntnis gilt übrigens auch für alle anderen Parteien.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche! |