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Borns Bissige Bemerkungen
Die Tourismuskolumne seit 2001
Archiv auf http://karl-born.de
Ausgabe vom 2. Januar 2020
ISSN (email-Ausgabe âBorns bissige Bemerkungenâ): 1611-3977
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2019 war für Tourismus und Fliegerei wahrlich kein Glanzjahr. Insofern könnte man annehmen, dass es nur besser werden könne. Da bin ich mir nicht so sicher. Schlechtleistung scheint zum System geworden zu sein und eine Trendwende ist nicht erkennbar.
178 Jahre nach der ersten Pauschalreise durch Thomas Cook, fahren die aktuellen Manager das Unternehmen gegen die Wand. Nicht nur, dass ein ehemals glorreiches Unternehmen sein unrühmliches Ende gefunden hat, es stürzt sowohl seine Kunden als auch die gesamte Branche in eine tiefe Krise.
Vor 103 Jahren wurde die Firma Boeing gegründet. Eine stolze Flugzeugfabrik, der Erstflug der B 747 im Februar 1969 (im gleichen Jahr wie die erste Mondlandung) zählt zu den Sternstunden der Fliegereigeschichte. Das Boeing-Arbeitspferd B 737 ist über mehrere Generationen hinweg gefertigt der weltweit meistgebaute Flugzeugtyp und wurde inzwischen über 10.000 mal verkauft. Aber mit der neuesten Version 737max gelingt es Boeing nicht, ein zuverlässiges Flugzeug zu fertigen. Nachdem alle Parkmöglichkeiten der gefertigten aber nicht einsatzfähigen Flugzeuge erschöpft sind, mehr als 400 Exemplare stehen inzwischen sinnlos auf irgendwelchen Parkplätzen rum, wird die weitere Fertigung jetzt endlich eingestellt. Aber die 737max ist nicht nur ein Boeing-Problem. Weltweit geraten dadurch Kunden und Zulieferer ohne eigenes Verschulden in tiefe wirtschaftliche Probleme.
Beiden Skandalen ist eines gemeinsam und das ist für mich die erschreckende Bilanz aus 2019, das bislang fast blinde Vertrauen der Kunden âin Sicherheitâ, ein wesentlicher Erfolgsgarant für beide Industrien, ist zumindest fahrlässig, wenn nicht sogar mehr als fahrlässig, zerstört worden.
Laut Information des Konkursverwalters stand Thomas Cook zuletzt mit 10,8 Mrd. Euro im Minus. Auch ein sehr unfähiges Management schafft diese Anhäufung nicht in kurzer Zeit. Irgendwann muss es auch dort deutlich geworden sein, als immer noch Gelder buchender Kunden eingesammelt wurden, das dieses Konstrukt schief geht. Irgendwann muss auch der Politik und den Verbänden (in Deutschland) klar geworden sein, dass die Deckelung der Haftungs-Versicherungssumme in Höhe von 110 Mio. Euro nicht ausreichend sein wird. Fast alle haben aber zugesehen und gewartet bis es zum Crash kam.
Bei Boeing kommen laufend neue Einzelheiten ans Licht, wie die Firmenphilosophie nicht sachgerecht auf Mängelanzeigen aus dem Betrieb reagierte. Auch hier negierte man kritische Meldungen und bot Lösungen an, die im Verhältnis zum Problem eigentlich als auÃerordentliche Chuzpe bezeichnet werden muss. Auch hier haben Politik und FAA viel zu lange weggesehen (oder nicht begriffen), wie von Seiten des Managements getrickst wurde. Wird schon gutgehen. Ging aber nicht. So langsam wagen sich einige Whistleblower ans Licht der Ãffentlichkeit und machen auch auf Probleme bei anderen Boeing-Typen aufmerksam.
Aber Vertrauen in Sicherheit wieder zu gewinnen, ist keine Sache, die sich mit dem Abriss des Kalenderblattes 31. Dezember 2019, automatisch einstellt.
Zumal verwunderlich ist, wie nonchalant die Verantwortlichen noch immer mit dem Thema Sicherungsschein für die Pauschalreise umgehen. Ihn zu beerdigen wäre ehrlicher, als ihn weiter auszugeben, in der schon einmal getrogenen Meinung, er wäre in âjedem Fall sicherâ. Das gleiche gilt für die unverändert fehlende Absicherung für voraus gezahlte Flugtickets. Das sehr gelassene Lobby-Motto lautet: wenn es wieder mal schiefgeht, halten wir das schon aus. Offensichtlich halten Branche und Politik âVertrauenâ nicht für eine harte Währung. âGesagtâ und âGetanâ - selten war der Unterschied gröÃer.
Ãhnlich könnte man auf das Thema Schlechtleistung in der deutschen Fliegerei eingehen. Wobei der Fokus hier auf dem Gesamtpaket Flug liegen sollte. Ewig lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle, zwei Stunden Wartezeit ist nicht mehr die Ausnahme, sie âversauenâ das Erlebnis Flug, bevor es angefangen hat. Aber dies wird inzwischen als ânormalâ angesehen und es gibt keine ernsthaften Bemühungen, auÃer âstaatstragenden Sonntagswortenâ, dass sich dies in 2020 ändern sollte. In DUS darf die schon lange negativ beleumundete Sicherheitsfirma Kötter so einfach aus einem laufenden Vertrag aussteigen, weil sie keinen âBock mehrâ auf eine ordentliche Leistungserfüllung hat.
Wenn es insgesamt nicht besser (seriöser) wird, könnte man leicht abgewandelt Christian Lindner (FDP) zitieren: Lieber nicht reisen, als schlecht reisen.
1989 war âReisefreiheitâ das Wort des Jahres. Reisefreiheit heute kann man so definieren: âJeder darf so schlecht reisen, wie ihm der âbillige Preisâ noch Spaà machtâ, aber leider leiden auch jene darunter, die einen anderen Anspruch inklusive entsprechender Zahlungsbereitschaft haben.
Noch eine letzte âbissige Bemerkungâ zum Jahreswechsel. Gerüchteweise wird im Hintergrund nach einem neuen Bundes-Verkehrsminister gesucht. Ein Merkmal, angesichts der Vorgänger Scheuer, Dobrindt, Ramsauer, sollte angeblich absolutes Desinteresse für das Thema Flug sein. So jemand wird sich doch in Bayern finden lassen.
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