Stimme
des Westens

Liebe Frau Do,

jetzt sind es nur noch sechs Wochen bis zur Bundestagswahl. Die neuesten Umfragedaten der Forschungsgruppe Wahlen, mit der wir zusammenarbeiten, zeigen: In der politischen Stimmung liegen CDU/CSU und SPD fast gleichauf, der mit Abstand populärste Kanzlerkandidat ist Olaf Scholz, und bei der Sonntagsfrage steht die Union bei 26 Prozent, während SPD und Grüne auf je 19 Prozent kommen. Es wird also auf den letzten Metern spannend, und welche Koalition sich am Ende zusammenfindet, ist völlig offen. Mag sein, dass wir bisher keinen besonders spannenden Wahlkampf erlebt haben, aber so ist Demokratie: Die Mehrheit hat das letzte Wort.

Heute wichtig:

Borussia: Die neue Bundesliga-Saison hat begonnen. Den Sieg direkt zum Start hat Borussia Mönchengladbach aber verpasst. Im Eröffnungsspiel gegen die Bayern haben die Gladbacher große Chancen vergeben, am Ende stand es 1:1. Zwei strittige Situationen im Strafraum sorgten für Diskussionen. Hier geht es zum Spielbericht.

Corona: Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen weltweit hat die Marke von 200 Millionen überschritten. Das ergibt eine Auswertung der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sind inzwischen über 4,5 Millionen Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Wir halten Sie in unserem Liveblog auf dem Laufenden.

„Grüner Mist“: Auf Tausenden Plakaten im Land wird derzeit Stimmung gegen die Grünen gemacht. Dahinter steckt ein gebürtiger Duisburger, der einst hoch hinaus wollte in der CDU. Eine Recherche von Marc Latsch, Alexander Triesch und Mike Michel.

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Bundestagswahl: Zu Beginn der „Stimme des Westens“ ging es heute um die politischen Kräfteverhältnisse, wie sie die Demoskopie sechs Wochen vor der Bundestagswahl sieht. Wie sich das neue Parlament grundsätzlich zusammensetzen sollte, hat jetzt das Bundesverfassungsgericht geurteilt. In seinem Leitartikel ordnet Gregor Mayntz die Entscheidung als „schwierig für die Parteien und einfach in der Sache“ ein.

NRW: So wie die Rheinische Post („Wir feiern die Lesefreiheit“) wird in diesem Jahr auch das Land Nordrhein-Westfalen 75 Jahre alt; zahlreiche Festivitäten sind geplant. Aber wie sehr gibt es eigentlich diese gemeinsame Identität im Bindestrichland? Mein Kollege Horst Thoren, Rheinländer durch und durch, macht sich in einem Essay Gedanken dazu. „Wie gut, dass es dieses Land der Vielfalt gibt“: So lautet sein Schlusssatz, dem ich mich ganz und gar anschließe – als jemand, der in Ostwestfalen aufgewachsen ist.

Afghanistan: Nach rund 20 Jahren ist die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen, der Westen hat aufgegeben. Prompt macht sich wieder der Terror breit. Worin jetzt die moralische Pflicht der Deutschen besteht, schreibt Hagen Strauß in seinem Leitartikel.

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So gesehen:

Moralisch konnte auch Kurt Biedenkopf sein. „Einer der klügsten Politiker, die mir je begegnet sind“: So hat Armin Laschet den Parteifreund gewürdigt, der gestern im Kreise seiner Familie in Dresden gestorben ist. „König Kurt“ wurde er genannt, aber seine Zeit als unangefochtener Ministerpräsident Sachsens endete nun auch schon vor fast 20 Jahren. Natürlich war er klug, und das wusste er selbst auch ganz gut. Aber seine Popularität entsprang, glaube ich jedenfalls, nicht vor allem seiner Klugheit, sondern seiner unbedingten Hinwendung zu den Sachsen und seinem Verständnis der Aufgabe. Wir neigen dazu, die Politiker früherer Generationen zu verklären, zu denen auch er zählt. Zur Wahrheit gehört auch, dass Menschen in ihrem Amt wachsen. Das traf auf Biko zu, und das trifft sicher auch auf den nächsten Bundeskanzler oder die nächste Bundeskanzlerin zu. Wir können also zuversichtlich sein, egal, wie die Wahl ins sechs Wochen ausgeht. Und Zuversicht und Freude sind auch, was ich Ihnen für das Wochenende wünsche.

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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