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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 26.09.2019 | Bedeckt bei max. 19°C. | ||
+ Berlin vergisst die Bösebrücke beim Mauerfalljubiläum + „Feine Sahne Fischfilet“ erhält Auftrittsverbot in der Zitadelle Spandau + In Berlin fehlen laut Studie 12.000 ErzieherInnen + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, gleich rein ins Getümmel. Denn Berlinerinnen und Berliner wissen: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gewühl. Der zentralste Ort, an dem bereits morgens alle laufend am Rennen sind, treibt es schon mit dem Fernsehturm auf die Spitze: Von hier oben sieht man, was der Alexanderplatz wirklich ist – mehr Stein als Sein. Aber wie kann das sein? Der Alex – Umsteigepunkt für täglich eine halbe Million Menschen; Erinnerungstreff ostdeutscher Sehnsüchte an der Weltzeituhr; größter, berühmtester und schrammeligster Platz der geeinten Stadt – ist bei drei Vierteln der Berliner unbeliebt, da sind sogar Ost und West ungeteilter Meinung. Hey, hier kommt Alex? Daran glauben nur Visionäre – und unsere Volontäre. Die jungen Reporterinnen und Reporter des Tagesspiegel haben neben ihrer täglichen Arbeit ein halbes Jahr lang recherchiert, Daten erhoben und Videos gedreht, Menschen interviewt (die für 950 Euro Warmmiete auf den Platz gucken) und Visionen gecheckt (der gleiche Blick aus geplanten Luxussuiten kostet bald zwei Millionen). Wer ist schuld am Alexanderplatz? Dieser Berliner Heimatfrage stellt sich unsere Multimedia-Reportage (hier geht’s los); in drei Kapiteln erzählen wir von Chaos, Leben und neuen Hoffnungen am Alex. Denn auch Gewühl braucht Gefühl. | |||||
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Spuren der Geschichte – sie sind in die Gegenwart der Stadt eingraviert. Und in die Zukunftsträume der Menschen, selbst in die einer Fünftklässlerin der Evangelischen Schule Pankow. Sie hat handschriftlich an den Tagesspiegel geschrieben: „Wäre der Mauerfall nicht gewesen, gäbe es mich gar nicht. Meine Mutter kommt nämlich aus der ehemaligen DDR. Sie war am 9. November 1989 vierzehn Jahre alt. Mein Vater war zwanzig und lebte damals in der BRD. Sie lernten sich Jahre später kennen. Wie erlebte meine Mutter den spannenden Mauerfall? Gar nicht.“ Noch viel mehr bewegende Momente, die das Herz im Herbst erwärmen, bekommen wir gerade erzählt bei unserem Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre Eltern und Großeltern befragen nach jenen Tagen, in denen die Zeiten sich wendeten. Noch kann man sich beteiligen (Details hier); die besten Texte werden bei einer Feierstunde im Abgeordnetenhaus prämiert und im Tagesspiegel veröffentlicht – außerdem entsteht aus den Erinnerungen ein Theaterstück für Kinder und Jugendliche im Theater an der Parkaue. Denn Geschichte lebt von Geschichten – und jetzt erzähl Du mal! | |||||
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Nur nach Hause geh’n wir nicht. Was Berlin-Barde Frank Zander den Fans von Hertha BSC vorsingt (obwohl die Spiele derzeit eher zum Weglaufen sind), bringt die CDU-Fraktion zum Tanzen. Die feierte gestern Abend unter Zanders Motto im Technoschuppen Tresor das Ende der Sperrstunde in Berlin vor 70 Jahren (Fotos hier). Nur bis Spandau reichten die Boxenbässe nicht, denn hier setzte die gleiche CDU zur gleichen Zeit ein Auftrittsverbot der linken Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ in der Zitadelle durch. Die Musiker hatten die Festung bei ihrem Konzert am 23. August mit Bengalos gestürmt, Bierflaschen ans Publikum verteilt und Schnaps aus einem Feuerlöscher gespritzt. Sänger Jan „Monchi“ Gorkow hatte zuvor die Bierpreise auf der Zitadelle als „Katastrophe“ bezeichnet. Spandaus CDU-Stadtrat Gerhard Hanke reagierte ernüchtert: „Sie werden diese Gruppe dort nicht mehr sehen, das kann ich Ihnen zusagen“, versprach er am Mittwochabend auf eine AfD-Anfrage, wie Bezirksreporter Robert Klages berichtet. Veranstalter und Punker hätten gegen die Auflagen des Bezirksamts verstoßen, lautete Spandaus letztes Wort. In Punkow wär das nicht passiert. | |||||
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Unter die Räder kommt man in Berlin schnell mal – aber bitte bloß nicht unter die Räder eines Busses. Ein Leser beschreibt uns folgenden Vorfall vom vergangenen Sonntag: „Ich fuhr gegen 14:45 h mit meinem Freund gemeinsam den Kurfürstendamm Richtung Halensee entlang. Wir befanden uns auf der Busspur und hatten gerade die Kreuzung Uhlandstr./Kurfürstendamm passiert, als uns ein BVG-Bus der Linie M19 überholte und unmittelbar vor uns wieder einscherte. Der Bus näherte sich meinem Fahrrad schon bedenklich nahe, ich konnte jedoch noch auf die rechte Seite ausweichen. Mein Freund, der ca. 1 Meter hinter mir fuhr, hatte weniger Glück. Der Lenker seines Rades wurde vom Bus touchiert und er stürzte mit seinem Fahrrad. Fatalerweise wurde er, auf der der Seite liegend, vom Bus erfasst. Die letzten beiden Räder des Busses überrollten seinen linken Fuß. In der Notaufnahme der Charité sind multiple Frakturen des Fußes diagnostiziert worden. Der Unfall wurde polizeilich aufgenommen, die Betriebsaufsicht der BVG war anwesend. Der Unfall hätte sicherlich noch schlimmer ausgehen können. Die Fahrweise des Busfahrers war unverantwortlich.“ Was aber passierte nun danach? Nach Schilderung unseres Lesers blieb der Busfahrer zunächst im Wagen sitzen. „Nach etwa 5 Minuten verließ er den Bus und begab sich zur Unfallstelle. Kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung für den Vorfall, keine Frage zum Befinden des Unfallopfers. Er ging dann wieder zurück in den Bus und sprach ausschließlich mit der Polizei. Von Seiten der BVG gibt es bisher keinerlei Entschuldigung zu diesem Unfall. Wie schäbig.“ Also Checkpoint-Nachfrage bei der BVG: Doch diese kann „lediglich bestätigen, dass es dort einen Unfall mit Beteiligung eines Radfahrers gegeben hat. Die Ermittlung des Geschehens und der Unfallursache ist Aufgabe der Polizei, die ja auch vor Ort war“. Also Nachfrage zur Nachfrage bei der Polizei: Diese bestätigt den Vorfall so, wie ihn der Geschädigte beschrieben hatte. Und sie weist darauf hin, dass man nur als „leicht verletzt“ gilt, wenn einem ein BVG-Bus über den Fuß fährt – allein stationär aufgenommene Unfallopfer gelten als schwer verletzt. Also Nachfrage zur Nachfrage zur Nachfrage bei der BVG – ob sie sich denn nicht wenigstens entschuldigen wolle: „Wir können in einer laufenden polizeilichen Ermittlung nicht Stellung nehmen.“ Manchmal ist es bei Berlins Verkehrsbetrieben nicht nur für den Bus zu spät. | |||||
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Viele Leute haben ja die AfD gefressen. Dass die aber tatsächlich an Menschenfresser glaubt, zeigt unsere kleine Serie zu Ordnungsrufen im Berliner Parlament, heute die 11. Sitzung mit einer Ermahnung für den AfD-Abgeordneten Ronald Gläser. Ronald Gläser (AfD): „Ich schätze, Herr Kollege Laatsch, Sie haben so schön geschildert, dass da vor allem die jetzigen Bewohner in diese Wohnungen einziehen sollen. Sind Sie sich ganz sicher, dass da keine Investoren kommen und sich da reindrängeln könnten – diese menschenfressenden Typen, denen es nur um Rendite geht? Wie wollen Sie denn das verhindern? Glauben Sie wirklich, dass das in Ihrem Konzept so vorgesehen ist?“ Vizepräsidentin Dr. Manuela Schmidt: „Sehr geehrter Herr Abgeordneter Gläser! ‚Menschenfressende Typen‘ passen nicht in dieses Parlament. Ich rufe Sie daher zur Ordnung.“ Danach musste die AfD ihren Hunger nach Aufmerksamkeit anders stillen. | |||||
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