den Widerspruch zwischen den Wunschvorstellungen der Regierenden und der Wirklichkeit kann man in diesem Sommer an den Plakatwänden ablesen. Während das grün geführte Bundeswirtschaftsministerium mit der Kampagne „Wer, wenn nicht hier“ und Parolen wie „Deutschland kann seinen Wohlstand erneuern“ oder „Deutschland kann grüne Energie“ zur Transformationszuversicht trommelt, sprechen die Statistiken und Umfragen eine ganz andere Sprache. Deutschland erscheint gerade nicht als das Land, das dem Rest der Welt zeigt, wie der Wohlstand „grün“ erneuert wird. Sondern als eine Republik, die den Versuch dazu mit Verarmung bezahlt. Doch Deutschland rutscht nicht nur in eine ökonomische Rezession und sozialpsychologische Depression ab. Es steckt auch in einer Krise des Parteiensystems, deren Symptom die „Brandmauer“-Debatte ist. Dabei gäbe es Auswege aus der Sackgasse, schreibt Ferdinand Knauß in der Titelgeschichte unserer September-Ausgabe. Eigentlich wäre es die richtige Zeit für die größte Oppositionspartei im Bundestag, die CDU gemeinsam mit der CSU, hier klare Kante zu zeigen. Hauptverantwortlicher dafür wäre CDU-Chef Friedrich Merz, den vor allem der Mittelstand und der Wirtschaftsflügel der Union bei seiner Kandidatur zum Parteichef unterstützt haben. Unter anderem hofften sie auf ein stärkeres marktwirtschaftliches Profil der Partei. Bisher hat Merz da aber nicht viel geliefert, schreibt Hugo Müller-Vogg. Als Ein-Mann-Opposition gegen alles und jeden darf dagegen Serdar Somuncu gelten, von dem unter anderem der Satz „Jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung“ stammt. Doch der Kabarettist, Musiker und Regisseur geht ab 8. September auf Abschiedstournee. Danach will er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Mit gerade einmal 55 Jahren. Hier lesen Sie mein Porträt über Somuncu. Apropos Opposition: Die Rufe aus Politik und Medien nach einem Rücktritt Hubert Aiwangers waren nach den Flugblatt-Vorwürfen in der vergangenen Woche laut. Doch auch Spitzenpolitiker haben verdient, dass ihre Jugendsünden vergessen werden. Das lässt sich sogar aus dem Grundgesetz ablesen, schreibt Cicero-Autor Volker Boehme-Neßler. Noch ein Blick ins Ausland: Der ukrainische Präsident hat einen neuen Verteidigungsminister ernannt. Dieser Schritt hat auch mit der Tatsache zu tun, dass die Ukraine eine kritische Phase des Krieges erreicht hat. Eine neue Strategie muss wohl her, analysiert George Friedman. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leiter Digitales |