Liebe/r Leser/in, am Wochenende ist viel passiert: Die Briten haben mit Charles III. seit vielen Jahrzehnten wieder einen König, in der Ukraine scheint die Gegenoffensive – auch dank westlicher Schützenhilfe! – erstmals zu greifen, und die CDU ist zu ihrem ersten Parteitag in Präsenz seit Ausbruch der Corona-Pandemie zusammengekommen.
Von Hannover sollte ein Signal der Stärke und Geschlossenheit ausgehen, das war Parteichef Friedrich Merz wichtig. Denn als Oppositionsführer im Bundestag hat der 66-Jährige seine Rolle bereits gefunden, erinnert sei an die Generaldebatte in der vergangenen Woche. In der CDU musste Merz noch unter Beweis stellen, dass er unangefochten ist. Das gelang dem Sauerländer mit der Einführung der Frauenquote: Im Vorfeld waren vor allem die Kritiker zu Wort gekommen, auf dem Parteitag dann ging das Projekt glatt durch. Die CDU präsentiert sich fortan fortschrittlicher. Bei einem anderen Thema ist die Partei sichtbar um einen eigenen Akzent bemüht: Die Delegierten beschlossen am Wochenende die Einführung eines Pflichtjahres. Alle jungen Erwachsenen sollen nach der Schule ein Jahr lang im Sinne der Allgemeinheit dienen - in sozialen oder ökologischen Einrichtungen oder bei der Bundeswehr. Die Idee ist nicht neu, als „Bundesfreiwilligendienst“ und „Freiwilliges soziales/ökologisches Jahr“ gibt es dieses Angebot bereits seit vielen Jahren. Und es erfährt auch großen Zuspruch: natürlich als Dienst an der Gesellschaft, aber auch als Jahr der Orientierung nach der Schule und zur Überbrückung von Wartezeiten auf den ersehnten Studienplatz. Wer sich dafür entscheidet, tut es aus eigenen Stücken – was den Dienst auf besondere Weise wertvoll macht. Der CDU geht es mit ihrem Vorschlag sichtbar auch um die eigene Kontur. Schließlich war es ein Unions-Verteidigungsminister, Karl-Theodor zu Guttenberg, der 2011 den Wehrdienst abgeschafft hatte, bis dato ein Markenzeichen der C-Parteien.
Es gibt für und gegen ein Pflichtjahr gute Argumente. Mich würden Ihre interessieren: Schreiben Sie mir gerne an leserbriefe@focus-magazin.de!
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in diese Woche! |