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Bankenbrief

Wichtiges vom 20. Januar 2020

Das Thema

Bundesbank: Kreditvergabe seit 2014 deutlich gestiegen

Die anhaltende wirtschaftliche Erholung und die niedrigen Zinsen sind zwei wesentliche Faktoren, warum die Kreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen in Deutschland seit 2014 stark gestiegen ist. Das gab die Deutsche Bundesbank in ihrem heute erschienenen Monatsbericht bekannt. Zusätzlich hätten auch die geldpolitischen Sondermaßnahmen des Eurosystems eine Rolle gespielt, die über ihren rein zinssenkenden Effekt hinaus positiv auf die Kreditdynamik wirkten, hieß es. Lag die Jahreswachstumsrate bei Unternehmenskrediten 2014 noch bei minus 2,5 Prozent, stieg sie in der Spitze 2018 auf 5,9 Prozent. "Mögliche weitere Einflussgrößen sind sowohl auf der Kreditnachfrage- als auch auf der Kreditangebotsseite zu finden", schrieben die Experten. Nachfrageseitig seien das anhaltend niedrige Zinsniveau sowie Verschiebungen in der Finanzierungsstruktur der Unternehmen relevant. Auf der Angebotsseite hätten die Geldhäuser ihre Kreditvergabepolitik in den vergangenen Jahren wiederholt gelockert. Als Grund dafür nannte die Bundesbank die angespannte Wettbewerbssituation im Bankensektor. Bei einem Handelskrieg zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) erwarten die Notenbanker deutliche Auswirkungen auf beide Seiten. Sollten alle Zölle um 25 Prozentpunkte angehoben werden, würde die Wirtschaftsleistung der EU mittelfristig um ein Prozent gedrückt. Allerdings seien die negativen Folgen für die USA wesentlich höher. Zudem teilte die Bundesbank mit, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im letzten Quartal 2019 wohl insgesamt unverändert geblieben sei. Die Bundesbank-Ökonomen sehen auch zunehmend Anzeichen dafür, dass sich das verarbeitende Gewerbe mit Beginn des neuen Jahres stabilisieren könnte. 

Meldungen

Deutsche Geldhäuser zahlen 2,4 Milliarden Euro Strafzinsen

Die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) für kurzfristige Einlagen der Geldhäuser haben deutsche Institute mit einer Milliardensumme belastet. Zwischen Mitte Dezember 2018 und Mitte Dezember 2019 mussten die Banken und Sparkassen 2,4 Milliarden Zinsen zahlen, wie am Wochenende mit Bezug auf Daten der Deutschen Bundesbank berichtet wurde. Einige Institute geben diese Belastung in Form von Verwahrentgelten an bestimmte Kunden weiter. Laut eines Berichts prüft das Bundesfinanzministerium zurzeit deren Rechtmäßigkeit. 

[pnp.de] Prüfung Bundesfinanzministerium

EU-Finanzdienstleister zieht es nach London

Großbritannien erwartet nach dem Brexit einen Ansturm von Unternehmen der Finanzbranche aus der EU. Mehr als 1.000 Finanzdienstleister wollen ein Büro im Vereinigten Königreich eröffnen, um auch nach dem EU-Austritt ihre Kunden dort weiter betreuen zu können. Das wurde heute unter Berufung auf das Beratungsunternehmen Bovill berichtet. In einem ersten Schritt hätten Banken, Asset Manager, Zahlungsdienstleister und Versicherer eine Übergangserlaubnis beantragt, um in Großbritannien weiterhin tätig sein zu können, hieß es. Allein aus Deutschland waren es dem Bericht zufolge 149 Firmen, hinzu kommen unter anderem 228 aus Irland, 170 aus Frankreich und 165 aus Zypern. Im Gegenzug hätten bislang mehr als 300 britische Unternehmen Niederlassungen in der EU gegründet.


IWF: Weltweites Wachstum steigt im Vergleich zu 2019

Nach 2,9 Prozent im vergangenen Jahr könnte die Weltwirtschaft 2020 um 3,3 Prozent wachsen. Das gab der Internationale Währungsfonds (IWF) heute im Vorfeld des morgen beginnenden Weltwirtschaftsforums in Davos bekannt. Unter anderem sorgen eine weiterhin lockere Geldpolitik, eine teilweise Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China und nachlassende Sorgen vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU für Rückenwind, hieß es im Konjunkturausblick. Für Deutschland erwarten die Experten 2020 ein Plus von 1,1 Prozent und 1,4 Prozent im kommenden Jahr.

 

Nach dem Brexit: Woran ein Handelsabkommen scheitern könnte

Die EU will verhindern, dass Großbritannien europäische Standards künftig unterbietet, um Wettbewerbsvorteile zu bekommen. Das ist laut eines Medienberichts von heute der wichtigste Punkt in den anstehenden Verhandlungen über ein Handelsabkommen. Großbritannien werde sich wahrscheinlich aggressiv dagegen wehren, hieß es, da Premierminister Boris Johnson im Wahlkampf versprochen habe, das Land werde frei von EU-Regeln sein. Mit Blick auf den EU-Zugang der britischen Finanzbranche wollen beide Seiten bis Juli die etwa 40 Entscheidungen zur notwendigen Äquivalenz britischer Regeln treffen.


Euro-Finanzminister beraten Reform der Währungsunion

Die Finanzminister der Eurozone sind heute Nachmittag zu einem Treffen in Brüssel zusammengekommen. Als Themen stehen die Vollendung der Bankenunion sowie eine Stärkung des Euro-Rettungsfonds ESM auf der Agenda. Bundesfinanzminister Olaf Scholz will zudem mit Kollegen aus neun Ländern über die Einführung der Finanztransaktionssteuer sprechen.


Cum-Ex: Anklagen gegen Ex-Mitarbeiter der Maple Bank

Im Zusammenhang mit sogenannten Cum-Ex-Geschäften hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main sieben Personen wegen schwerer Steuerhinterziehung angeklagt. Das bestätigte heute die Behörde. Beschuldigt sind ein Steuerberater sowie sechs frühere Mitarbeiter der insolventen Maple Bank. Durch das Geldhaus soll ein Steuerschaden in Höhe von knapp 389 Millionen Euro entstanden sein.


JPMorgan erweitert Standort Paris

Bei der US-Großbank JPMorgan werden in den kommenden Jahren bis zu 450 Mitarbeiter wegen des Brexit von London nach Paris wechseln. Wie heute berichtet wurde, erwirbt das Geldhaus deshalb ein neues Gebäude in der französischen Hauptstadt. Der Umzug einiger Angestellter aus London nach Paris werde dazu beitragen, die französische Hauptstadt zum zweitgrößten Sitz des Geldhauses in Europa zu befördern, teilte die Bank mit. Zurzeit arbeiten 260 Menschen für JPMorgan an der Seine, in London sind es rund 10.000.


Neon streicht Gebühren für Kartennutzung im Ausland

Die Schweizer Banking-App Neon verzichtet bei Auslandszahlungen per Karte auf Wechselkursaufschläge und weitere Entgelte. Das gab das Unternehmen heute bekannt. Künftig würden Transaktionen zum Mastercard-Referenzkurs abgerechnet. Neon verfolgt das Ziel, bis 2021 der größte Schweizer Anbieter für Smartphone-basierte Kontomodelle zu werden. Bislang verzeichnet die Banking-App 10.000 Kunden in der Schweiz. 


Deutschland ist Innovationsweltmeister

Nach sechs Jahren an der Spitze ist Südkorea im Innovationsindex von Bloomberg auf Platz zwei zurückgefallen. Deutschland konnte sich hingegen an die Spitze setzen, wie am Wochenende berichtet wurde. "Das verarbeitende Gewerbe ist nach wie vor sehr wettbewerbsfähig und eine Quelle für Innovationen", sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. "Deutschlands Leistung bei solchen Indikatoren ist immer noch stark und viel besser als die jüngste Konjunkturschwäche vermuten lässt." Für den im achten Jahr erscheinenden Index wurden Dutzende Kriterien ausgewertet, darunter die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die Produktionskapazität und die Konzentration von Hightech-Börsenunternehmen.


Neue Typologie der Bankkunden

Die Meinungsforscher von YouGov haben sechs Profile definiert, nach denen sich die Bankkunden des Jahres 2020 einteilen lassen. Laut eines Medienberichts von heute stellen die "Digitalen Finanzexperten" mit 21 Prozent den größten Anteil. Auf Platz 2 kommen mit 20 Prozent die "Ängstlichen Onliner". Es folgen die "Sorglosen Konsumfreudigen" (18 Prozent) und die "Traditionellen Finanzexperten" (17 Prozent). 15 Prozent sind "Argwöhnische Offliner"und 9 Prozent gehören zu den "Digitalen Enthusiasten". 


BIZ warnt vor Folgen des Klimawandels

Der Klimawandel hat das Potenzial, das weltweite Finanzsystem zu erschüttern. Das geht aus einem heute veröffentlichten Buch der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor. Luiz Awazu Pereira Da Silva, einer der Hauptautoren, sagte bei der Buchvorstellung, dass der Klimawandel der Auslöser der nächsten Finanzkrise sein könnte. Im Gegensatz zur jüngsten Erschütterung könnten die Zentralbanken dann nicht die Welt retten.

Die Köpfe

Lagarde startet am Donnerstag Strategieprüfung

EZB-Präsidentin Christine Lagarde will auf der Sitzung des Notenbankrates in dieser Woche den Startschuss für die angekündigte Überprüfung der Zentralbankstrategie geben. Laut eines Medienberichts von heute soll es dabei unter anderem um das Inflationsziel und den Klimawandel gehen. Von Bloomberg befragte Volkswirte erwarten vor allem, dass die EZB künftig auf mehr Flexibilität bei der Inflation setzen wird. Die Notenbank könnte künftig kurzfristig sowohl eine höhere als auch eine niedrigere Teuerungsrate als die bislang avisierten knapp 2 Prozent akzeptieren.


Farkas' Wechsel zu Afme wird untersucht

Die EU-Bürgerbeauftragte Emily O'Reilly prüft den Seitenwechsel des ehemaligen Exekutivdirektors der Europäischen Bankenaufsicht EBA, Adam Farkas, zum Lobbyverband Afme (Association for Financial Markets in Europe). Wie heute berichtet wurde hat O'Reilly dazu zwölf Fragen an EBA-Chef José Manuel Campa geschickt. Im vergangenen Herbst hatte das oberste Beschlussgremium der EBA entschieden, dass Farkas Geschäftsführer der Afme werden darf. Die Entscheidung stieß wegen möglicher Interessenskonflikte auf große Kritik. 


Schaible: Kapitalismus auf nachhaltige Basis stellen

Stefan Schaible, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Roland Berger, hat "eine Art neue industrielle Revolution" gefordert. Dazu zählten die Umstellung auf eine nachhaltige Rohstoffbasis, das CO2-Thema und die Digitalisierung, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview mit Blick auf das morgen beginnende Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. "Das muss man nun anpacken. Es geht darum, den Kapitalismus auf eine nachhaltige Basis zu stellen", sagte Schaible. 

Am Freitag meistgeklickt

Wie Sie sich aus der Sitzfalle befreien

Stundenlange Meetings, Dauertelefonate und dann noch im Auto sitzen – laut aktuellem DKV-Report verbringen wir im Durchschnitt knapp acht Stunden täglich im Sitzen. Konzentrationsschwäche und Müdigkeit sind da programmiert. Drei Tricks helfen Ihnen, sich aus der Sitzfalle zu befreien. Regelmäßig kurz, aber knackig sollten Sie Ihren Kreislauf in Schwung halten. Wie Sie das am besten bewerkstelligen, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Am ersten Tag des Weltwirtschaftsforums in Davos (bis 24. Januar) sprechen unter anderem die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump. – In London stimmt das britische Oberhaus über den zwischen Großbritannien und der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag ab. – Die Wirtschafts- und Finanzminister der EU treffen sich in Brüssel. – In Tokio gibt die japanische Zentralbank ihren Beschluss zur Geldpolitik bekannt. – Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht in Mannheim seine Konjunkturerwartung.

Der Nachschlag

Was Banker nach der Bonuszahlung tun

Ein neuer Porsche wird gekauft, der teuerste Champagner getrunken. Die Vorurteile darüber, was Banker mit ihren Boni machen, sind weit verbreitet. Ein anonymer Ex-Goldman-Sachs-Manager erzählt, wie es wirklich ist. So rechnen die meisten erst einmal nach, ob der erhaltene Bonus auch richtig ist. Dann wird überlegt, welche Zahlen Freunden, Kollegen und der Familie genannt werden. Warum dies meist drei unterschiedliche sind und wofür das Geld oft wirklich ausgegeben wird, lesen Sie hier: 

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