Bundesliga öffnet für Fans | Was Laschet will | Die Meisterdenkerin
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Rheinische Post

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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

16. September 2020

Liebe Frau Do,

wenn es noch eines Beleges bedurft hätte, dass die Zeit der harten Corona-Maßnahmen vorbei ist, mindestens vorerst, dann wurde er jetzt erbracht: Bundesliga-Spiele können ab sofort wieder mit tausenden Zuschauern stattfinden. Auf eine entsprechende Regelung, die grundsätzlich auch für andere Teamsportarten und den Amateursport in NRW gilt, einigten sich alle 16 Bundesländer. Gestern Abend beschlossen, heute in Kraft. Kirsten Bialdiga, Karsten Kellermann und Holger Möhle haben erste Reaktionen eingeholt und die Details recherchiert. „Sportveranstaltungen leben von der Unterstützung der Fans, von der Atmosphäre mit Publikum", begründet NRW-Ministerpräsident Armin Laschet den Beschluss.

Offensichtlich hat er kurz vor dem CDU-Bundesparteitag, der ihm den Weg zur Kanzlerkandidatur ebnen soll, noch einiges mehr zu sagen. Jedenfalls haben ihn zwei Journalistenkollegen für die Biografie „Der Machtmenschliche“, die übermorgen erscheint, ausführlich darüber interviewt, was er will und was ihn ausmacht. Es ist ein spannender Text, den Maximilian Plück für Sie gelesen hat. Ich finde schon den Buchtitel "Der Machtmenschliche" interessant; ein reiner Machtmensch will ja niemand sein. Das Wort "Macht" klingt in manchen Ohren so anstößig, dass lieber von Gestaltungsspielraum gesprochen wird.

Um Macht respektive Gestaltungsspielraum geht es auch bei der Kommunalwahl, insbesondere in Düsseldorf, wo sich der Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) und sein Herausforderer Stephan Keller (CDU) beharken. Am übernächsten Sonntag stellen sich beide in der Stichwahl, gestern Abend stritten sie sich in einem stellenweise lauten Gespräch, das unsere Düsseldorfer Lokalchefin Nicole Lange und ich moderiert haben. Arne Lieb hat den Abend zusammengefasst, nachher finden Sie dort auch noch ein Video, das Dominik Jungheim in diesen Minuten schneidet.

Interessant ist übrigens, wie bedeutsam die Briefwahl im ersten Durchgang war: Der weitaus größte Teil der acht Prozentpunkte, die Geisel hinter Keller liegt, kam von den eingesandten Stimmzetteln, wie Reinhard Kowalewsky recherchiert hat. Aber der Wahlausgang ist alles andere als klar, denn rund 40 Prozent der Wähler haben für andere OB-Kandidaten gestimmt und müssen nun überzeugt werden. Ob die Grünen-Wähler dem CDU- oder dem SPD-Mann ihre Stimme geben, dürfte die Wahl entscheiden.

Mehr als klar war die NRW-Kommunalwahl bei den Hochprozentigen: So haben wir die Lokalpolitiker genannt, die ihr Amt mit mehr als 70 Prozent der Stimmen verteidigen konnten. Was sie auszeichnet, haben unsere Lokalredaktionen für sie zusammengetragen.

In der Politik wird nicht nur auf der lokalen Ebene gelegentlich mit harten Bandagen gestritten. Im Bund hatte die SPD der CDU/CSU ein 48-Stunden-Ultimatum gesetzt, um nach dem Brand im Flüchtlingscamp Moria mehr Menschen von dort aufzunehmen. Das „ganz konkrete Beispiel praktizierter Nächstenliebe“, von dem Innenminister Horst Seehofer gesprochen hatte, nämlich 150 Minderjährige aufzunehmen, war dem Koalitionspartner nicht genug. Aber die Groko steht noch, denn jetzt sollen 1500 Menschen aufgenommen werden. Was hinter dem Kompromiss steckt, haben Jan Drebes und Kristina Dunz recherchiert.

Was hinter den Zeitläuften steckt, hat die vor 16 Jahren gestorbene Susan Sontag unnachahmlich beschrieben. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die von Philipp Holstein, der in seiner Analyse zeigt, wie viel die Meisterdenkerin uns heute zu sagen hat. Er stützt sich dabei auch auf drei neue Bücher, die über Susan Sontag erschienen sind, und einen Dokumentarfilm.

Aber vielleicht lesen Sie erst seinen Text und dann einige von ihren. „Wirkliche Kunst hat die Eigenschaft, uns nervös zu machen“, schrieb sie. Sich von der Kunst nervös machen zu lassen, aber allem anderen mit Gelassenheit zu begegnen: Das klingt wie ein guter Vorsatz, heute und darüber hinaus. Kommen Sie gut in den Tag!

Herzlich

Moritz Döbler

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