In Australien versuchen Bankkunden vergeblich Geld abzuheben. In Deutschland müssen Operationen verschoben werden. Und in der Schweiz herrscht auf dem Flughafen Kloten Chaos, weil die Airlines nicht abheben können.
So ähnlich beginnen Endzeit-Thrillers. Gestern Freitag wurde das Szenario Realität: Eine IT-Panne hat die halbe Welt lahmgelegt. Es ist ein grosses Glück, dass dabei keine Menschen starben. Der verursachte Sachschaden lässt sich noch nicht beziffern – klar ist, dass er die Milliardengrenze sprengt.
Für Elon Musk ist dennoch klar, dass es sich um die grösste «IT-Panne aller Zeiten handelt», mehrere Informatik-Experten sehen das gleich. Verursacht hat das Desaster ein kleines Stück-Softwarecode, ein Update der Sicherheitsfirma Crowdstrike. Über Nacht wurde es ausgespielt, am Morgen befanden sich Millionen von Computer im Dornröschenschlaf – und zeigten den berüchtigten «Bluescreen».
Dabei spielt es keine Rolle, wo auf der Erde sich ein Computer befindet und für welches Geschäftsmodell er eingesetzt wird. Läuft auf ihm die falsche Software, läuft er nicht mehr. Die gute Nachricht in diesem IT-Schlamassel: Wahrscheinlich war es einfach eine Unachtsamkeit der Programmierer, zumindest spricht alles dafür.
Doch mit derselben Methode (siehe Interview) könnten aber auch Hacker zuschlagen. Das von Crowdstrike verursachte Debakel ist ein Warnschuss. Er führt uns vor Augen, wie verwundbar unsere Infrastruktur ist. Im 21. Jahrhundert zirkulieren Viren in zweierlei Sphären: Die einen befallen Immun-, die anderen IT-Systeme. Für globale Gefahren sorgen beide.
Gute Lektüre und ein schönes Wochenende.
Raffael Schuppisser, Stv. Chefredaktor
Für Sie zusammengestellt von Alexandra Pavlović, Tagesleiterin Online.
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