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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
geht es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (siehe Foto) dann gehört zur neuen Normalität in Zeiten von Corona ein Immunitätsausweis. Den hält der CDU-Politiker trotz des Widerstands der SPD für erforderlich: Man werde sich verstärkt mit der Frage beschäftigen müssen, „welche Einschränkungen wann für wen zulässig sind.“ Andere Staaten planten bereits, die Einreise künftig von einem derartigen Immunitätsnachweis abhängig zu machen. „Die Lösung kann ja nicht sein, dass unsere Bürgerinnen und Bürger nicht mehr in Länder reisen können, die solche Regelungen planen“, so Spahn. Die Einführung eines Immunitätsausweises war ursprünglich im Zweiten Pandemiegesetz geplant, das am Donnerstag im Bundestag beschlossen werden soll. Auf Betreiben der SPD-Bundestagsfraktion wurde das Vorhaben aber gestrichen. Alles Wissenswerte über den Verlauf der heutigen Bundestagssitzung erfahren Sie natürlich auf welt.de.
Jens Spahn
Die große Pleitewelle ist in Deutschland bislang ausgeblieben, das Gegenteil ist sogar der Fall: Im April ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat um stattliche 13,4 Prozent zurückgegangen, meldet das Statistische Bundesamt. Weniger Insolvenzen trotz Corona-Krise? Was ist mit den Klagen der Branchenverbände, viele Betriebe, allen voran im Handel, der Gastronomie und im Tourismus, stünden finanziell auf Messers Schneide? Was nach einem Widerspruch aussieht, kommt für die Datensammler aus Wiesbaden nicht überraschend. Und das hängt mit den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zusammen, die „voraussichtlich eine schnelle Zunahme der Insolvenzanträge verhindern“, so das Bundesamt. Gemeint ist vor allem die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht durch das sogenannte „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht“. Normalerweise muss ein Unternehmen unverzüglich Insolvenz anmelden, wenn es zahlungsunfähig ist, ansonsten macht sich das Management strafbar. Nun aber sind diese strengen Regeln außer Kraft gesetzt. „Die Bundesregierung züchtet Zombieunternehmen“, kritisiert Volker Römermann, Fachanwalt für Insolvenzrecht. Mit Zombies meint der Jurist Firmen, die eigentlich insolvent sind, aber trotzdem noch am Markt agieren und damit andere Unternehmen gefährden. Gut möglich also, dass die kurzfristigen Hilfen der Regierung einen langfristigen Schaden anrichten werden.
 
Pessimistisch fällt der Blick der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Chancen aus, das Coronavirus zu besiegen. „Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet“, glaubt WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan. Auch HIV, das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst, sei nie wieder verschwunden. Im Fall von HIV sei es der Welt gelungen, Medikamente und Präventionsmaßnahmen zu schaffen, sodass das Virus seinen Schrecken verloren habe. „Ich will die Krankheiten nicht vergleichen, aber wir müssen realistisch sein“, sagte Ryan.
 
Düster fällt auch die Prognose für den Umgang der USA mit der Epidemie aus: Dem Land könnte wegen eines gleichzeitigen Ausbruchs der Grippe und des Coronavirus nach Ansicht eines ranghohen Gesundheitsbeamten der „dunkelste Winter der jüngeren Geschichte“ bevorstehen. Bright wurde im April nach eigenen Angaben als Direktor einer dem Gesundheitsministerium untergeordneten Behörde geschasst, weil er sich weigerte, von US-Präsident Donald Trump angepriesene Behandlungsmethoden für die Lungenerkrankung Covid-19 zu unterstützen, die nicht wissenschaftlich belegt waren. „Die Zeit für die Regierung, noch rechtzeitig eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Strategie zu planen und umzusetzen“, laufe jetzt rasch ab, warnte Rick Bright in einer vorab verbreiteten Aussage für eine heutige Ausschusssitzung des Repräsentantenhauses. Zu Beginn der Corona-Krise habe die Regierung Grundregeln des Umgangs mit Pandemien „vergessen“, kritisierte Bright. Ohne koordinierte Strategie würde die Pandemie zu Erkrankungen und Todesfällen in noch nie da gewesenem Ausmaß führen.
 
Trotz all der Krisennachrichten soll dieser Newsletter mit optimistischem Schwung enden. Daher empfehle ich Ihnen unseren neuen Karriere-Podcast „Die Macher“. In der ersten Folge hat Wirtschaftsreporterin Inga Michler Deutschlands führende Headhunterin zu Gast. Christine Stimpel erzählt, wie man ganz nach oben kommt und wie die Corona-Krise den Jobmarkt verändern wird.

Bleiben Sie gesund,

Ihr



Ulf Poschardt


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