Doch Technologie-Aktien korrigieren und Value-Aktien haben Auftrieb. So auch Buffetts A-Aktie, die mit 435.000 US-Dollar gerade ein neues Allzeithoch markierte. Das Konglomerat ist eine Sammlung aus Industrie- und Finanz-Werten, es enthält die Eisenbahn Burlington Northern Santa Fe (BNSF), BH Energy (vormals MidAmerican Energy), General Re, Geico und weitere Versicherungs-Unternehmen, Immobilien-Makler und Auto-Vertriebe, Möbel-Märkte, Duracell, den Luft- und Raumfahrt-Konzern Precision Castparts und natürlich das große Aktien-Portfolio mit gewichtigen Anteilen an American Express, Coca Cola, Bank of America, Kraft Heinz und Apple. Dabei sind Technologie-Werte wie Apple gar nicht Buffetts Spezialgebiet. Aber eine der Stärken bei Berkshire Hathaway ist, dass die beiden „Grandseigneurs“ Buffett und Munger nicht darauf beharren, alle Ideen selbst auszubrüten, sondern auf einige sehr erfolgreiche Impulsgeber zurückgreifen können. Wie den designierten CEO Greg Abel, den Chef der Versicherungs-Sparte Ajit Jain, sowie die beiden „Investment-Leutnants“ Todd Combs und Ted Weschler, die jeweils eigene milliardenschwere Portfolios betreuen. Und früher gehörte auch David Sokol dazu, der sich mit Munger um den Einstieg beim unbekannten chinesischen Autobauer BYD verdient machte. BYD-Investment ist Mungers Baby Der chinesische Misch-Konzern BYD erzählt in den 25 Jahren seines Bestehens eine beeindruckende Wachstumsgeschichte. Zu seinen Aktionären gehört schon seit vielen Jahren auch Berkshire Hathaway, deren Anteil Ende 2020 bei 8,25 Prozent lag. Hinweis: Verwirrenderweise findet man auch Angaben, Buffett halte rund 15 Prozent der Anteile. Aber dies bezieht sich ausschließlich auf die in Hongkong gelisteten H-Aktien. Vor 13 Jahren überzeugte Charlie Munger seinen Partner Buffett in das relativ unbekannte chinesische Automobil-Unternehmen „Build Your Dreams“ zu investieren. Munger glaubte an das Management des Unternehmens, vor allem Macher Wang Chuan-Fu, und er war der Meinung, dass das Unternehmen unglaublich gut positioniert war, um von der sich verändernden Automobil-Industrie zu profitieren. Buffett schickte Sokol 2009 nach China, um BYD auf Herz und Nieren zu überprüfen. Und er ließ sich überzeugen. Berkshire hat daraufhin 232 Millionen US-Dollar in BYD investiert und dafür 10 Prozent der Anteile erhalten. Buffett wollte sogar 25 Prozent kaufen, aber der Gründer verweigerte sich; Buffett war weder pikiert noch enttäuscht, sondern wertete dies als Vertrauensbeweis. Heute hält Berkshire noch 8,2 Prozent an BYD und bei einer aktuellen Börsenkapitalisierung von 61 Milliarden US-Dollar ist Buffetts Paket 5 Milliarden US-Dollar schwer, also fast das 22-fache des ursprünglichen Einsatzes. Und der Kurs stand ja vor einigen Wochen schon mal fast doppelt so hoch. Ende 2020 jedenfalls war Buffetts BYD-Position 5,9 Milliarden US-Dollar schwer und damit die achtgrößte Beteiligung in Berkshires Portfolio. Was treibt BYD eigentlich? Bei BYD handelt es sich um einen chinesischen Misch-Konzern mit Hauptsitz in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Das Unternehmen wurde 1995 vom Chemiker Wang Chuan Fu gegründet und ist seit 2002 an der Börse in Hong Kong gelistet. Zu den wichtigsten Produkten von BYD zählen Autos (sowohl E-Autos als auch solche mit Verbrennungsmotoren), E-Busse, Akkumulatoren, Batterien, Elektro-Monorails und Zubehörteile für Mobiltelefone. BYD ist in den drei Bereichen „Automobiles & Related Products“, „Batteries & Photovoltaic“ sowie „Handset Components & Assembly Services“ tätig. Der mit 49% umsatzstärkste Sektor ist die Produktion von Automobilen und der litt 2019 unter der Subventionskürzung der chinesischen Regierung für E-Autos. Doch der weltweite Trend hin zur Elektro-Mobilität befeuert auch BYDs Absatz enorm und hinter Tesla ist BYD inzwischen der zweitgrößte E-Fahrzeughersteller der Welt. Wobei mit knapp 84 Prozent China der mit Abstand größte Absatzmarkt ist. In Europa ist BYD vor allem durch seine E-Busse bekannt, da man hier führend ist und viele kommunale Unternehmen auf Kooperationen mit BYD setzen. Weltweit konnte BYD bisher bereits mehr als 50.000 E-Busse absetzen. Batterien als Erfolgsschlüssel Bisher sind die Kernkompetenzen bei Autos Design und Motortechnik, künftig werden es Design und Batterie sein. Dabei fertigt BYD als einer der wenigen Konzerne selbst Batterien für Elektroautos und -busse, während die meisten Konkurrenten die Batterien für ihre Modelle teuer zukaufen müssen. In diesem Bereich hat BYD in den letzten Jahren viel Geld investiert und erntet nun die Erfolge. Hinter Panasonic, CATL und LG Chem liegt man bei der jährlich produzierten Gesamtkapazität der Batterien weltweit auf Platz 4. Bisher produzierte BYD Elektroauto-Akkus hauptsächlich für den Eigenbedarf und für ausgewählte Partner. Nun strebt man eine weitere Skalierung seines Batteriegeschäfts an und wird ab der zweiten Jahreshälfte mit dem Verkauf von Akkus an weitere Autohersteller beginnen. Und auch ein Börsengang seiner Batterie-Tochter Fudi Battery schließt BYD nicht mehr aus. Dabei ist BYDs neue „Blade Battery“ deutlich sicherer, platzsparender und leistungsstärker als bisherige Batterien. Sie bleibt während des Betriebs deutlich kühler, was die Brandgefahr reduziert. Und sie ist keine herkömmliche Lithium-Ionen-Batterie mehr, sondern eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie, was den Bedarf an Nickel, Mangan und Kobalt senkt und die Reichweite und Lebensdauer erhöht. Wie läuft’s? Potenziale und Prognosen sind das eine, Resultate und Ergebnisse das andere. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der Pandemie spielt BYD in die Karten. So stieg der Autoabsatz im April 2021 gegenüber dem Vorjahrszeitraum um 42,2 Prozent auf 45.234 Fahrzeuge und seit dem Jahresstart wuchs er um 60,5 Prozent auf 149.379 Stück. Bemerkenswert dabei ist vor allem, dass inzwischen mehr E-Autos abgesetzt werden als klassische Verbrenner. Im April waren es 25.662 E-Autos (+94,5 Prozent) und seit Jahresanfang 80.413 (+128,5 Prozent) verglichen mit 19.572 Benzin- und Dieselfahrzeugen im April (+4 Prozent) und 68.966 Einheiten seit Jahresbeginn (+19,1 Prozent). Der Anteil der reinen E-Fahrzeuge ist dabei etwa doppelt so hoch wie der von Hybrid-Wagen. Ebenso auffällig ist, dass BYD bisher nicht vom weltweit grassierenden Chip-Mangel betroffen zu sein scheint, dem auch immer mehr Wettbewerber aus der Automobil-Branche zum Opfer fallen und ihre Produktion drosseln oder teilweise ganz aussetzen müssen. BYDs Produktion der New Energy Vehicles stieg nämlich im April mit knapp 111 Prozent sogar noch stärker als die Verkaufszahlen. Ziemlich starke Quartalszahlen Die starken Absatzzahlen kann BYD auch in ebenso starke Geschäftszahlen ummünzen. So steigerte der Konzern seinen Umsatz im 1. Quartal um 108 Prozent auf 41 Milliarden Renminbi, während der operative Gewinn um 73 Prozent auf 646 Millionen Renminbi zulegte. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn wuchs sogar um 111 Prozent auf 237 Millionen Renminbi. BYDs Fahrzeugabsatz wuchs im 1. Quartal um 70 Prozent auf 104.145 Einheiten. Zeit, etwas Wasser in den Wein zu kippen. Denn die enormen Zuwächse sind natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass die chinesische Wirtschaft im 1. Quartal 2020 bereits voll von Corona und den in China ergriffenen harten Lockdown-Maßnahmen erwischt worden war. Die starken Zuwächse sind also auch diesem sogenannten Basiseffekt geschuldet. Beim Vergleich mit dem 2020er-Schlussquartal sehen die Quartalsergebnisse nicht mehr ganz so beeindruckend aus. Denn damals erzielte BYD noch einen Umsatz von 51,6 Milliarden Renminbi, so dass das 1. Quartal 2021 im Vergleich zum Vorquartal um 20,5 Prozent langsamer durchs Ziel lief. Der Nettogewinn lag sogar um 71 Prozent unterhalb der 821 Millionen Renminbi aus dem 4. Quartal 2020. Als belastend könnte sich im weiteren Jahresverlauf neben dem Chip-Mangel die Knappheit bei vielen Rohstoffen erweisen. Die Preise haben nicht nur für Holz und Baumaterialien stark angezogen, sondern auch für Farben, Lacke und Ölprodukte. Das könnte sich punktuell negativ auf die Margen auswirken, sofern BYD nicht mit Preiserhöhungen gegensteuern will. Darüber hinaus sind die deutschen Premium-Hersteller endlich aufgewacht und legen mit einer wahren Modell-Offensive an E-Modellen los. Dabei gilt: Porsche, Mercedes, BMW und Audi werden nicht nur wegen ihrer hervorragenden Technik gekauft, sondern vor allem wegen ihres Designs und ihres starken Marken-Images. Damit können die Anbieter seit Jahren im Reich der Mitte punkten und alle Zeichen deuten darauf hin, dass sie auch mit ihren neuen E-Modellen den Zeitgeist treffen. BYD hat in Sachen Design zwar merklich aufgeholt seit man den früheren Design-Chef von Audi abgeworben hat, aber auch Audi kann ein Lied davon singen, wie viele Jahrzehnte es gedauert hat, bis man in die Champions League der Automarken aufgestiegen ist und ein Audi neben einem BMW oder Mercedes kein Naserümpfen mehr auslöste. Börsengang der Semiconductor-Sparte BYDs Börsenpläne für seine Semiconductor-Tochter werden unterdessen konkreter. Die Aktien sollen an die ChiNext gebracht werden, den Technologie-Markt der Shenzhen Stock Exchange. Allerdings steht der Zeitpunkt noch nicht fest. Einerseits dürfte der Chip-Mangel die Fantasie anheizen, andererseits belastet die Marktkorrektur bei den Technologie-Aktien die Stimmungslage. Die Semiconductor-Einheit wurde 2004 gegründet und fertigt Leistungshalbleiter, IC-Chips, Sensoren und LED-Produkte. Sie werden für die Produktion von Elektro-Autos, aber auch für viele weitere industrielle Anwendungen benötigt. BYD steht beim Börsengang aber ohnehin nicht unter Zeitdruck. Denn im letzten Jahr hat man bereits 34 externe Investoren für die Semiconductor-Sparte gewonnen, die dafür insgesamt 2,7 Milliarden Renminbi einzahlten. BYD hält seitdem noch 72,3 Prozent an der Sparte. Die Investoren zahlten 22 Renminbi je Anteil, was der Tochter einen Wert von rund 10 Milliarden Renminbi beimaß. Zwischenzeitlich stand sogar schon eine Bewertung von 30 Milliarden Renminbi im Raum. Kapitalerhöhung BYD selbst hat auch Kasse gemacht und sich dafür einen sehr geeigneten Zeitpunkt ausgesucht. So nahm man Anfang 2021 rund 3,9 Milliarden US-Dollar durch eine Kapitalerhöhung ein, was für BYD die größte Eigenkapitalfinanzierung seit Aufnahme der Börsennotierung in Hongkong im Jahr 2002 war. Es wurden 133 Millionen junge Aktien zu je 225 Hongkong-Dollar ausgegeben, also rund 29 US-Dollar. Aktuell liegt der Kurs bei etwa bei 13 US-Dollar – ein gutes Geschäft also, jedenfalls für BYD. Geld ist also erstmal reichlich vorhanden und die potenziellen IPO-Optionen könnten hier weiteres Kapital einbringen. BYD Company Limited (ISIN: CNE100000296) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 21e/22e/23e | Kurs | A0M4W9 / BY6 | 53 Mrd. EUR | 88 / 60 / 45 | 15,65 EUR | Mein Fazit BYD ist eine der aussichtsreichen Werte im boomenden E-Mobility-Sektor. Die Energiewende bringt auch für E-Fahrzeuge immer neue Förderprogramme mit sich, von denen auch BYD profitieren kann. So hat jetzt gerade das California Air Resources Board ein neues Hybrid and Zero-Emission Truck and Bus Voucher Incentive Project (Was für ein Wort!; Anmerkung Armin) verabschiedet, in dessen Rahmen weitere Fördermittel in Höhe von 165 Millionen US-Dollar zum Kauf von emissionsfreien Fahrzeugen bereitgestellt werden. Und da BYD schon seit mehreren Jahren in Kalifornien ein eigenes Werk zur Montage von Elektro-Fahrzeugen, darunter batterieelektrische Linienbusse, Reisebusse und schwere LKWs, betreibt, gehört man zu den Förderbegünstigten. Die Absatzzahlen für Elektro-Autos springen kräftig an und weltweit werden auch immer mehr Ladesäulen installiert, so dass in Kombination mit leistungsstärkeren Akkus das zentrale Argument gegen E-Autos stark an Relevanz verliert: die mangelhafte Reichweite und die fehlende Ladeinfrastruktur. Der Boom nimmt jetzt richtig Fahrt auf und BYD ist als einer der Pioniere des Sektors gut positioniert, um weiterhin eine führende Rolle zu spielen. Auch wenn die etablierten Autohersteller sich ihren Marktanteil am E-Automarkt erobern werden. Die Bewertung der BYD-Aktie ist bereits deutlich zurückgekommen von ihren Hochs zu Jahresanfang; dennoch ist sie noch immer üppig. Den enormen Chancen stehen nicht unerhebliche Risiken entgegen und ein Blick auf die Ergebnisse der Vorjahre zeigt, dass BYD ziemlich schwankende Gewinne abliefert. Dabei hat es sich zumeist für Anleger ausgezahlt, dann BYD-Aktien zu kaufen, wenn die Gewinne stotterten und nicht wenn sie üppig sprudeln. Gut möglich, dass sich dieses Muster auch diesmal wiederholt...
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels NICHT investiert. Es können daher KEINE Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Mai Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. Fragen und Anregungen bitte per Mail an redaktion@geldanlage-report.de Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten! Hier kommst Du zu Tradesignal Online. Geldanlage-Report weiterempfehlen! Wir würden uns freuen, wenn Du den Geldanlage-Report Deinen Freunden und Kollegen weiterleiten würdest! Kostenlose Anmeldung unter www.geldanlage-report.de |