| | Guten Morgen,
unser kleiner Nachbar, der Checkpoint Charlie, versetzt die Stadtentwicklungsverwaltung in Aufregung. Und das kam so: In einem Text für den Tagesspiegel („Eine Frechheit, eine Zumutung“) hatte Ex-Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) geschrieben:
„Der Checkpoint Charlie braucht das, was Berlin gerade schmerzlich fehlt: eine Idee.“
Und da „Politiker, Verwaltungsangestellte und Immobilieninvestoren nicht für ihren hohen Grad an Kreativität bekannt“ seien, brauche es hier „Künstler und andere Visionäre - eine Gruppe Menschen, die sich Gedanken macht, wie Berlin erwachsen wird und dabei einzigartig bleibt. Der Checkpoint Charlie ist die letzte innerstädtische Chance zu beweisen, dass das geht. Hier müssen von Kreativen Ideen entwickelt und ein Zeichen gesetzt werden. Das zuzulassen und umzusetzen braucht Mut. Mut auch zu einem neuen Bebauungsplan.“ (Den ganzen Text zum Nachlesen gibt’s hier)
Die Resonanz war enorm, und ein paar Anrufe später hatte Renner seine bunte Runde für einen zweitägigen Workshop zusammen. Den Tagesspiegel lud er ein, den Prozess exklusiv zu beobachten, Heskel Nathaniel vom Investor Trockland bot Renner logistische Unterstützung an. Und die Stadtentwicklungsverwaltung? Wurde panisch, so kurz vor dem Ende der Einspruchsfrist für den Bebauungsplan (21.8.) – bahnte sich da eine Verschwörung von Sozialdemokraten, Trockland und Tagesspiegel an? Huh…
Hektisch wurde hin und her telefoniert, gestern erschien dann eine „Pressemitteilung“ von Ex-Kultursenator Thomas Flierl, den Architektinnen Teresa Keilhacker und Gudrun Sack sowie dem Metropolenforscher Christoph Sommer, an der bis aufs Datum so ziemlich alles falsch ist. Eine Festschrift für Anwälte, voller Unterstellungen, Mutmaßungen und sonstigem Bullshit.
Die Furcht der Autoren (alle am offiziellen Prozess beteiligt): „Suggestive Bilder“ könnten das „durch die Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher initiierte Baubauungsplan-Verfahren in eine andere Richtung lenken“. Offenbar eine schreckliche Vorstellung. Sie fordern deshalb, oh Wunder, „kreative Architektur- und Freiraumbezogene Debatten an das Prozessmanagement der federführenden Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen anzudocken“.
Tja, so hätten sie’s gern: Vom Senat betreutes Denken, damit ja niemand stört.
Die Runde, die da heute und morgen zusammenkommt, wird’s nicht stören. Künstlerische Freigeister lassen sich weder von Investoren schmieren, noch von federführenden Verwaltungen einseifen. Und der Tagesspiegel, der (anders als von Flierl und Genossen recherchefrei behauptet) kein „Medienpartner“ ist, wird am Montag über den Workshop berichten, selbstverständlich unabhängig, an der Sache orientiert und ausschließlich im Interesse seiner Leserinnen und Leser. Egal ob’s Heskel Nathaniel, Tim Renner und Katrin Lompscher am Ende gefällt - oder eben auch nicht. | |
