| | | | Herzlich willkommen zum elften und letzten China-Newsletter des Jahres 2023! 2023 war, wie eigentlich jedes Jahr, ein ereignisreiches für China-Beobachter:innen. Es war das Post-Covid-Jahr des Landes, wobei sich Chinas Wirtschaft langsamer von Lockdowns und pandemiebedingter Abschottung erholte als von Peking erhofft, während die Jugendarbeitslosigkeit ein Rekordhoch erreichte. Gebannt haben wir die Veröffentlichung der Chinastrategie der Bundesregierung verfolgt, die die deutsch-chinesischen Beziehung nochmals in dem Dreieck der Partnerschaft, des Wettbewerbs und der systemischen Rivalität verortete. Obwohl der zivilgesellschaftliche Austausch als Grundpfeiler der Beziehung beider Länder angespriesen wird, sehen wir in unserer Arbeit zunehmend Einschränkungen und schwindende Räume für diesen Austausch. Nichtsdestotrotz blicken wir im China-Programm zum Ende des Jahres optimistisch auf 2024. Seit Anfang Dezember können Deutsche, ebenso wie Staatsbürger:innen vier weiterer europäischer Länder, ohne Visum für kurze Aufenthalte nach China einreisen. Auch wir hoffen darauf, das positive Momentum dieser Öffnung für den zivilgesellschaftlichen Austausch nutzen zu können. Dieser China-Newsletter ist ein eher informeller Best of 2023. Er bietet die Möglichkeit nachzuholen, was verpasst wurde, oder noch einmal zurückzuschauen und sich die ein oder andere Veranstaltung des China-Programms ins Gedächtnis zu rufen. Und für uns ganz wichtig: Wir möchten gerne wissen, was Sie/Ihr nach diesem Jahr zu sagen habt. Daher bitten wir um einige Ihrer/Eurer kostbaren Minuten und würden uns freuen, wenn die Mentimeter-Umfrage am Ende des China-Newsletters viele Antworten erhält. So kann aktiv darauf Einfluss genommen werden, wie wir 2024 diesen China-Newsletter gestalten und weiterentwickeln. Wir wünschen eine einsichtsreiche Lektüre, ein frohes Fest und einen guten Rutsch, und freuen uns auf ein Wiedersehen im Januar 2024! Unser Büro öffnet wieder am 8. Januar 2024. Joanna Klabisch Leonie Suna-Kiefer Regelmäßig informiert auf unseren China-Seiten: www.asienhaus.de/china/ www.stimmen-aus-china.de |
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| | | | Feiertagsspecial: Das Comeback der traditionellen Hanfu |
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| | | | Das Tragen traditioneller chinesischer Kleidung, bekannt als Hanfu, hat sich in den letzten Jahren von einem Nischenhobby zu einem landesweiten Phänomen entwickelt. Einem Bericht aus dem Jahr 2022 zufolge zählte der Hanfu-Markt auf dem chinesischen Festland beeindruckende 10,2 Millionen Kund:innen. Demnach sind die drei wichtigsten Gründe, warum die Verbraucher:innen Hanfu tragen: Ihre Wertschätzung und Liebe zur traditionellen chinesischen Kultur, die Tatsache, dass der Stil zu ihrer Ästhetik passt, und die Tatsache, dass sich Hanfu gut für schmeichelhafte Fotos eignet, die in den sozialen Medien veröffentlicht werden können. Viele populäre C-Drama Serien dienen den Fans als Vorlage für diese Modeerscheinung. Die Hongkonger Zeitung South China Morning Post widmet diesem Trend in ihrer Serie "The history and revival of ancient Chinese hanfu" eine digital überaus ansprechend in Szene gesetzte Sonderausgabe. Wunderschöne und raffinierte Illustrationen geben visuelle Erklärungen zu dem Modetrend. Wer noch auf der Suche nach einem festlichen Outfit für die Feiertage ist, könnte sich von dem Trend inspirieren lassen. Wir fragen uns, ob Hanfu-Fans eine nostalgischen Sehnsucht nach einem weit zurückliegenden China verspüren? Wie heutzutage üblich, haben wir das obige Bild mithilfe eines AI-Image-Generators erstellt. Unser Auftrag an die KI: "Erstelle ein realistisches Bild zweier Frauen in traditioneller chinesischer Kleidung, die sich ein Feuerwerk anschauen, im Hintergrund sind moderne Gebäude und Hochhäuser zu sehen." | | |
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| Unsere Top-Veranstaltungen 2023 |
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| | | | China Salon Vol. I | | Die chinesisch-deutsche Philosophin und Politikwissenschaftlerin Dr. Liya Yu stellte im ersten China Salon ihr Buch Vulnerable Minds vor, das einen neuropolitischen Ansatz in Bezug auf anti-asiatischen Rassismus verfolgt. Es wurden Einblicke in die neurologischen Vorgänge, die hinter Rassismus und Dehumanisierung stehen ermöglicht, wie auch politische Auswirkungen und Instrumente aufgezeigt, ihnen zu begegnen. | | |
| | | 11. Asientag | | Beim 11. Asientag unter dem Titel „Gemeinsam durch die Klimakrise?“ beschäftigten sich zwei Workshops mit China. Dabei lag der Fokus auf Chinas Energiepolitik. Einerseits investiert das Land weiterhin enorm in Kohlekraftwerke, andererseits übernimmt es eine Führungsrolle im Bereich der Erneuerbaren Energien, insbesondere bei Solar- und Windenergie. Diese Ambivalenz unterstreicht Chinas Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. | | |
| | | China Salon Vol. II | | Der zweite China Salon, veranstaltet in Kooperation mit dem Berlin Contemporary China Network und Slow Chinese, ermöglichte einen Einblick in die facettenreiche Welt der Kritikäußerung in China. Trotz strenger Zensur, digitaler Überwachung und Repressalien finden Bürger:innen kreative Wege, um öffentlich Missstände anzuprangern - insbesondere durch sprachliche Innovationen und eine subtile Bildsprache. | | |
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| | | | | China-Strategie | | Im Jahr 2023 wurde unser Artikel "Die deutsche China-Strategie: Eine zivilgesellschaftliche Perspektive" am häufigsten geklickt. Administrative Hürden haben die Anzahl deutscher NGOs, die in China aktiv sind, drastisch reduziert. Nichtsdestotrotz wird die zivilgesellschaft-liche Kooperation als Fundament deutsch-chinesischer Beziehungen bezeichnet. | | |
| | | Kritische Stimmen | | Unser Themenschwer-punkt "Chinas kritische Stimmen" wurde in einem Onlineartikel, wie auch in einem China Salon behandelt und stieß auf großes Interesse. Auf der Webseite des China-Programms erhielten der Artikel sowie der Veransatlungsbericht zur gleichnamigen Veranstaltung besonders viele Hits und positive Resonanz. | | |
| | | No Pride in China | | Mit Interesse wurde ebenfalls die aktuelle Situation von sexuellen Minderheiten in China verfolgt. Safe Spaces werden weiter eingeschränkt, Organisationen schließen, Sichtbarkeit schwindet. Die systemische Diskriminierung steht im Widerspruch zu den in internationalen Foren getätigten Versprechen der chinesischen Regierung. | | |
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| Unsere Top-Herausforderungen 2023 |
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| | | | Chinakompetenz | | Der Ruf nach Chinakompetenz wird lauter. Die Bundesregier-ung wird auch in Zukunft in vielen Bereichen mit China zu tun haben und braucht für die diversen Sektoren ihres China-Engagements Expert:innen. Jedoch bleibt der Nachwuchs aus: Sinologischen Instituten in ganz Deutschland fehlt es an interessierten Studierenden. Darüber hinaus werden staatliche Gelder gekürzt und private Förderer ziehen sich zurück. Zielsetzung und Maßnahmen stehen somit im direkten Widerspruch zueinander. Es bedarf nachhaltiger Strategien zur Chinakompetenzförderung. |
| | | Sicherheit & Risiko | | Sicherheit, ist eines der großen Schlagworte auf beiden Seiten der deutsch-chinesischen Beziehungsgestaltung. Im zivilgesellschaftlichen Umfeld klagen wir seit Jahren über die Versicherheitlichung unserer Arbeitssphäre, die mit dem INGO Gesetz 2017 besonders deutlich wurde. Auch das Nationale Sicherheitsgesetz Hongkongs und die Ausweitung des Spionagenetzes vergrößern das persönliche Risiko, welchem man sich durch zivilgesellschaftliches Handeln in autoritären Systemen aussetzt. |
| | | Zugang | | Auf zivilgesellschaftlicher Ebene bleibt der Zugang zu China auch nach der Pandemie weiterhin eine Herausforderung. Notwendige temporäre Arbeitsgenehmigungen, die für die offizielle Zusammenarbeit und den Austausch mit chinesischen Partner:innen unerlässlich sind, sind nur schwer zu erwirken. Mit den neuen Visaregelungen für kurze Aufenthalte in China eröffnen sich eventuell neue Möglichkeiten. Das Momentum der chin. Öffnung für deutsche Investitionen sollte in allen Bereichen aufgegriffen werden. |
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| Unsere Top-Enabling Spaces in China 2023 |
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| | | | Halloween | | Nach fast vier Jahren pandemiebedingter Einschränkungen wurde Halloween in Shanghai dieses Jahr exzessiv zelebriert. Einige Kostümierte übten Kritik an diversen Aspekten der Staatsführung. Sie widmeten sich den Corona-Maßnahmen der letzten Jahre und ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen oder machten die aus der Öffentlichkeit verdrängte LGBTQ Szene sichtbar. Manche verkleideten sich als Überwachungskameras oder Winnie the Poo. Die Zivilcourage, die besonders junge Menschen hier an den Tag legten war bemerkenswert. | | |
| | | Streiks | | Schwer vorstellbar ist für uns die Häufigkeit von Demonstrationen und Streiks chinesischer Arbeiter:innen gegenüber ausbeuterischer Praktiken ihrer Arbeitgeber:innen. Selten erreicht uns Bildmaterial, und die entsprechenden Statistiken wurden seit etwa 2014 nicht mehr veröffentlicht. Daher war es besonders spannend für uns, den Aktivismus der chinesischen Lieferdienstfahrer:innen zu beobachten. Dieser, durch die Corona-Pandemie boomende Zweig, ist auch in Deutschland für seine fragwürdigen Arbeitsbedingungen bekannt. | | |
| | | Demonstrationen | | Weitere Bereiche, in denen Nachrichten über Demonstrationen uns erreichten, waren das Gesundheitswesen, in dem Reformen besonders Rentner:innen benachteiligten, Landgrabbing und Arbeiter:innenrechte in Hongkong. Im Bildungsbereich protestierten Lehrer:innen aufgrund unterdurch-schnittlicher Löhne. Neben diesem öffentlichen Aktivismus gibt es auch eine reichhaltige kritische Netizenship, die sich durch ihre Kreativität und das schnelle Teilen von Posts der Zensur entzieht und Missstände, wie soziale Ungerechtigkeit aufzeigt. | | |
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| Fragen an unsere Abonnent:innen |
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| | | | Zum Abschluss des Jahres möchten wir Ihre/eure Meinung und Feedback einholen (natürlich anonym). Wir legen großen Wert darauf, Ihre/eure Gedanken nach diesem Jahr zu erfahren und freuen uns über zahlreiche Teilnahmen an der Mentimeter-Umfrage. Die Rückmeldungen sind für uns von großer Bedeutung und werden dazu beitragen, wie wir den China-Newsletter im Jahr 2024 und darüber hinaus gestalten und weiterentwickeln. Vielen Dank im Voraus für Ihre/eure wertvollen Minuten! Die Ergebnisse gibt es dann im nächsten Newsletter im Februar 2024. | | |
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| | | BCCN Online Lectures: Digital Control and Emotions Under Autocracy | | Authoritarian governments are increasingly promoting political control enabled by digital technologies in the name of protecting public security and strengthening social order. The repressive nature of the extensive, oftentimes unchecked digital control has been deliberately hidden away from public discourse and expands in the absence of substantive political accountability. How do ordinary citizens under autocracy react emotionally when facing digital control such as surveillance and censorship implemented by its government? To which extent do triggered emotions relate to changes in citizens’ political attitude? To answer these questions, a study implemented by the speaker will be introduced and shed light on emotional mechanisms that are at play. Referentinnen: Danqi Guo und Genia Kostka Veranstalter: Berlin Contemporary China Network (BCCN) Datum:11.01.24 Uhrzeit: 14:15 - 15:45 Uhr Sprache: Englisch Format: Zoom | | |
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| | BCCN Online Lectures: Living with Digital Surveillance in China: Citizens’ Narratives on Technology, Privacy, and Governance | | Digital surveillance is a daily and all-encompassing reality of life in China. Ariane Ollier-Malaterre's book explores how Chinese citizens make sense of digital surveillance and live with it. It investigates their imaginaries about surveillance and privacy from within the Chinese socio-political system. Based on in-depth qualitative research interviews, detailed diary notes, and extensive documentation, the author attempts to ‘de-Westernise’ the internet and surveillance literature. She shows how the research participants weave a cohesive system of anguishing narratives on China’s moral shortcomings and redeeming narratives on the government and technology as civilising forces. Although many participants cast digital surveillance as indispensable in China, their misgivings, objections, and the mental tactics they employ to dissociate themselves from surveillance convey the mental and emotional weight associated with such surveillance exposure. Referentin: Ariane Ollier-Malaterre (Université du Québec à Montréal) Veranstalter: Berlin Contemporary China Network (BCCN) Datum: 25.01.22 Uhrzeit: 15:15 - 16:45 Uhr Sprache: Englisch Format: Zoom | | |
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| | Myanmar und die neuen Weltmächte – zwischen China, Russland und Indien | | Als am 1. Februar 2021 eine Militärjunta die Macht in Myanmar übernahm, war die Hoffnung groß, dass die Proteste der Zivilbevölkerung die Militärs stürzen könnten. Drei Jahre nach dem Putsch, bei dem Tausende von Zivilisten getötet, Zehntausende verhaftet und über eine Million Menschen vertrieben wurden, versinkt Myanmar weiterhin in einem Bürgerkrieg. Während die umstrittene Rolle der ASEAN in der Myanmar-Krise vielfach diskutiert wurde, wird anlässlich des dritten Jahrestag des Putsches die Rolle der drei wichtigsten Weltmächte Indien, China und Russland beleuchtet. Welche Position nehmen sie in dem Konflikt ein, wie lässt sich diese Position erklären und wo sollten und könnten Ansatzpunkte für die deutsche und europäische Politik liegen? Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung Datum: 31.01.24 Uhrzeit: 09:30 - 12:15 Uhr Sprache: Englisch Veranstaltungsort: Konferenzzentrum der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin, Anmeldung erforderlich | | |
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| | | 给我一个胶带 gěi wǒ yígè jiāodài Hierbei handelt es sich um ein Wortspiel, das für chin. Netizens der Bedeutung: "Wir erlauben nicht, dass man uns mundtot macht" gleichkommt. Die Opfer eines Immobilienbetruges (nachzulesen bei slowchinese) brachten diese Phrase in Umlauf. Wortwörtlich bedeutet sie: 'Gebt mir ein Klebeband'. Eine Referenz zu dem Social Media Post indem das mundtot machen durch Verkleben des Mundes nachgespielt wird. Die vorangegangene Forderung 给我一个交代 gěi wǒ yí gè jiāodài Gebt mir eine Erklärung, klingt phonetisch gleich, beinhaltet jedoch das chin. Zeichen für Erklärung am Ende. Die Situation der Opfer, das Video und das Wortspiel gemeinsam gaben der Phrase ihre Bedeutung: Wir erlauben nicht, dass man uns mundtot macht. Mit diesem für die chin. Zivilgesellschaft so passenden Wortspiel verabschieden wir uns für dieses Jahr. |
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| | Bildquellen: IMG2GO; Stiftung Asienhaus; Elena Popova@unsplash.com; Daniel James@unsplash.com; 天琦 王@unsplash.com; Foto von GR Stocks@unsplash.com, Leonie Rösgen@privat; Eva Lamby-Schmitt@ARD, Tim Reckmann@Flickr.com; Towfiqu barbhuiy@unsplash.com. |
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| | China-Programm der Stiftung Asienhaus Hohenzollernring 52 50672 Köln joanna.klabisch@asienhaus.de leonie.suna-kiefer@asienhaus.de |
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