Berlin, 8. Juni 2020. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) erweitert ihre Reihe âInformationsblätterâ mit einer Veröffentlichung zur Chronischen Traumatischen Enzephalopathie (CTE). CTE ist die gegenwärtige Bezeichnung für ein Krankheitsbild, das seit den 1920er-Jahren als Boxer-Syndrom, Dementia pugilistica, Punch-Drunk-Syndrom oder Boxer-Demenz bekannt ist.
âBetroffen sind häufig Sportler, die während ihrer aktiven Zeit wiederholten Schlägen und StöÃen gegen den Kopf ausgesetzt warenâ, erläutert Prof. Dr. Alexander Kurz, Vorstandsmitglied der DAlzG und Mitautor des Informationsblattes. âAuch wenn die StöÃe keine Gehirnerschütterung zur Folge hatten, führen sie doch zu einer Veränderung und Ablagerung des Tau-Proteins, wie sie auch bei der Alzheimer-Krankheit und anderen neurodegenerativen Krankheiten vorkommt, und damit zu einer Zerstörung von Nervenzellen.â
CTE in Deutschland noch weitgehend unbekannt
GröÃere Bekanntheit erlangte die CTE seit dem Jahr 2005, weil sie bei American Football-Spielern, aber auch bei Eishockeyspielern und Ausübenden anderer Kontaktsportarten auftrat. Der Anstoà zur Beschäftigung mit dem Thema bei der DAlzG kam von Erich Grau aus Ansbach. Er ist ehemaliger American Football-Quarterback und zeigt seit 20 Jahren CTE-typische Symptome. âWie wichtig Informationen über CTE in Deutschland sind, haben mir die vergangenen drei Jahre gezeigt. Chefärzte und Oberärzte von Neurologischen Kliniken und Universitätskliniken konnten mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Nur einige junge Ãrztinnen, die Footballspieler unter den Mitstudierenden kannten, hatten im Studium oder aus der Literatur von CTE gehörtâ, so Erich Grau.
Symptome und Häufigkeit
Die CTE hat zwei klinische Hauptformen. Bei der ersten Variante verändern sich die kognitiven Fähigkeiten, also das Erinnern von Ereignissen sowie das Planen, Organisieren, Problemlösen und die Selbstkontrolle. Die zweite Variante ist von Verhaltensauffälligkeiten wie Gefühlsausbrüchen oder Gewalttätigkeit sowie Depressivität geprägt. Schätzungen zufolge wurde bei 15 Prozent aller Aktiven von Kontaktsportarten eine CTE festgestellt.
Behandlung der Erkrankung
Spezielle Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die CTE aktuell nicht. Verschiedene Methoden und Therapien können das Leben mit einer CTE jedoch erleichtern. âFür Personen, die möglicherweise an CTE erkrankt sind, können engagierte Psychologinnen und Psychologen eine ganz wichtige Rolle spielenâ, betont Erich Grau. âPsychoedukation oder das Vermeiden von schwierigen Situationen helfen, mit der beginnenden Demenz oder mit Aggressionen souverän umzugehen. Ausreichender Schlaf, gesunde Ernährung, sportliches Training und Konzentration auf die wesentlichen Aspekte des eigenen Lebens legen ebenso eine starke Basis für den erfolgreichen Umgang mit CTEâ, macht er den Betroffenen Hoffnung.
Beratungs- und Austauschmöglichkeiten
Beratung zu CTE bieten auch die Gedächtnissprechstunden oder Gedächtnisambulanzen an. Eine bundesweite Adressübersicht ist auf der Internetseite der DAlzG eingestellt. Die DAlzG wird gemeinsam mit Erich Grau als Anlaufstelle für den Austausch von Betroffenen aktiv sein.
Informationsblatt zum Download
Das Informationsblatt 25 âChronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)â steht auf der Internetseite der DAlzG kostenlos zum Download zur Verfügung.