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+ Die Zahl der Corona-Infektionen wächst nicht mehr so rasant + 400.000 Atemschutzmasken für die Berliner Polizei wurden in die USA umgeleitet + Die Abiturprüfungen finden statt +
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Tagesspiegel
Wochenende Kurzstrecke
 
  Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 04.04.2020 | Samstag bewölkt bei 10°C, Sonntag klar bei frühlingshaften 16°C.  
  + Die Zahl der Corona-Infektionen wächst nicht mehr so rasant + 400.000 Atemschutzmasken für die Berliner Polizei wurden in die USA umgeleitet + Die Abiturprüfungen finden statt +  
Lorenz Maroldt
von Lorenz Maroldt
  Guten Morgen,

die hoffnungsfrohe Nachricht gleich zu Beginn: Das Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland wächst nicht mehr so „rasant“ wie in den vergangenen Tagen (RKI). Aber zugleich ist das eine gefährliche Nachricht: Die sich windende Kurve wird zur Schlange, der verbotene Apfel kurz vor Ostern zum faulen Ei. Jetzt wächst die Verlockung so exponentiell wie die Temperatur der Luft, plötzlich braucht es eine andere Widerstandskraft. Wir sind nicht dazu verurteilt, Covid-19 und die Folgen ergeben hinzunehmen. Aber wir sind auf Bewährung.
 
     
 
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  Der eigentliche Kampf dieser Tage aber wird zwischen Virologen und Volkswirtschaftlern geführt. Eine interdisziplinäre Gruppe des „Instituts für Wirtschaftsforschung“ will Industriebetriebe, Unis, Schulen und Kitas schon bald wieder öffnen. Gesundheitsexperten warnen dagegen dringend davor, die Auflagen und Kontaktbeschränkungen zu früh zu lockern. Der Gesellschaft steht nach dem großen Sprung in den sicheren Stillstand ein langer Balanceakt zurück ins Leben bevor.  
     
 
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  Auch die Polizei muss ausbalancieren, was ihr die Politik als zusätzlichen Corona-Ballast aufträgt – die neue Corona-Bußgeldregelung (CP von gestern) wird hier sehr kritisch gesehen. Polizeipräsidentin Barbara Slowik rät ihren Leuten zu Augenmaß – im Tagesspiegel-Interview (Ausgabe Sonntag) sagt sie: „Wir werden nicht mit der Stoppuhr neben Menschen stehen, die eine Erholungspause auf einer Bank oder einer Wiese machen.“  
     
 
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  Die Soforthilfe für Soloselbstständige und Kleinstunternehmer hat in Berlin gut und schnell funktioniert - aber die 14.000 Berliner Firmen mit 10 bis 50 Beschäftigten haben ein Riesenproblem: Bei der Notkreditvergabe werden sie von den Banken gegängelt und in untragbare private Risiken gedrängt, aber für direkte Finanzhilfen sind sie zu groß – jedenfalls in Berlin. Zehn andere Bundesländer gewähren auch diesen Unternehmen unbürokratische Zuschüsse, der Senat aber tut sich damit schwer und verweist an den Bund. Das Pleitekarussell beginnt sich immer schneller zu drehen – hält es noch jemand an?

Ich habe darüber gestern mit IHK-Präsidentin Beatrice Kramm gesprochen, hier ihre Einschätzung:

Große Teile der Berliner Wirtschaft befinden sich seit drei Wochen im politisch verordneten künstlichen Koma. Die Folgen für die Unternehmen sind verheerend. Um Missverständnissen vorzubeugen: Gesundheit geht vor, deshalb unterstützt die Wirtschaft die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Aber mittelständische Unternehmer, die hunderttausende Jobs in Berlin sichern, gehen bei den Zuschüssen bislang leer aus, für sie wird die Lage immer dramatischer: Sie fühlen sich im Stich gelassen. Ihnen muss mit Zuwendungen geholfen werden – und zwar zügig, denn sonst droht einer Reihe von Unternehmen, die vor vier Wochen noch kerngesund und prosperierend waren, die Insolvenz. Mit fatalen Folgen nicht nur für die Beschäftigten, sondern für die ganze Stadt.“

In der Politik ist zu hören: Am Wochenende soll darüber nochmal gesprochen werden. Besser wär’s. Es ist einem Berliner Unternehmer eben schwer zur vermitteln, warum er ein paar Meter weiter in Brandenburg bis zu 60.000 Euro bekommen kann, hier aber nichts.
 
     
 
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  Bewegung kommt auch in die Kreditvergabe: Nach Tagesspiegel-Informationen ist die Bundesregierung bereit, ein Paket in Höhe von 300 Milliarden Euro bereitzustellen – und das Geld ohne vorherige Prüfung zu vergeben. Eine kaum vorstellbare Summe. Aber der Bund kann dabei kaum mehr verlieren, als ihn eine neue Massenarbeitslosigkeit kosten würde.  
     
 
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  Ich bräuchte übrigens mal einen Elektriker, und auch sonst wäre hier einiges zu tun. Normalerweise sind die Wartezeiten lang, das Handwerk hat gut zu tun – aber was ist heute schon normal. Wäre das vielleicht gerade jetzt die richtige Zeit für einen Auftrag? Und was ist dabei zu bedenken, was ist erlaubt? Das und einiges mehr habe ich gestern Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth gefragt – hier Ihre Antworten:

Wie sehr trifft Corona das Handwerk?

Ungeschoren bleibt niemand. Aber das Handwerk ist sehr unterschiedlich durch die aktuelle Situation betroffen: Friseure und Kosmetikerinnen können wegen des Kontaktverbots gar nicht arbeiten. Goldschmiedinnen und Fotografen können zwar in ihren Werkstätten arbeiten, aber keine Produkte im Einzelhandel verkaufen. Installateure und Elektriker können ihre Leistungen mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen anbieten, aber die Kunden sind durch das Virus verunsichert und stornieren Aufträge. Gerüstbauer und andere Bauhandwerker können und wollen arbeiten, bekommen aber mitunter durch die ausgedünnte Verwaltung nicht die notwendigen Genehmigungen…

Wie zufrieden ist die Handwerkskammer mit den Berliner Hilfsprogrammen?

Wir haben großen Respekt vor dem, was insbesondere in der IBB geleistet wird. Die Vergabe der Zuschüsse an die kleinen Betriebe und Soloselbständigen in der ersten Runde lief beeindruckend – wir haben viele Rückmeldungen erhalten, in denen insbesondere gelobt wurde, wie schnell die Gelder tatsächlich auf den Konten eingegangen sind. Dass Berlin gleich zu Beginn Landes- und Bundeshilfe gekoppelt hat, war eine sehr gelungene Maßnahme. Hut ab! Nun startet am Montag die zweite Welle mit der Vergabe der Bundesmittel. Natürlich hoffen und wünschen wir, dass dann auch Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten in den Genuss von Zuschüssen gelangen.

Was kann der Senat noch tun, um den Betrieben jetzt zu helfen?

Jetzt kommt es darauf an, schnell und zielgerichtet zu handeln, denn den Betrieben läuft die Zeit davon! Rechnungen für geleistete Arbeit muss die öffentliche Hand jetzt rasch begleichen. Es kann nicht sein, dass den Betrieben hieraus Liquiditätsengpässe entstehen. Aufträge müssen zügig vergeben werden, und wo bereits gearbeitet werden kann, muss dieses auch möglich sein. Notwendige Genehmigungen müssen jetzt schnell erteilt werden! Natürlich ist in der jetzigen Situation die Abstimmung untereinander herausfordernder, da mitunter dezentral und im Homeoffice gearbeitet wird. Aber jetzt ist auch die Stunde, in der wir – Betriebe und Verwaltung – gemeinsam die Stadt am Laufen halten müssen! Und dafür müssen wir verhindern, dass unsere Wirtschaft auch noch ohne Not Schaden nimmt.

Handwerker zu finden, war oft schwierig. Ist es vielleicht gerade jetzt die richtige Zeit, Aufträge zu vergeben?

Ein klares Ja! Unsere Handwerkerinnen und Handwerker möchten arbeiten – und Sie können dieses auch unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygienestandards tun. Daher ist mein Appell an die Berlinerinnen und Berliner: Sprechen Sie die Betriebe an und überlegen Sie gemeinsam, was und wie es getan werden kann. Das gilt sowohl für Privatkunden als natürlich auch für die öffentliche Hand.

Welche Art von Aufträgen dürfen Handwerker jetzt ausführen, zum Beispiel in Privatwohnungen?

Handwerker dürfen arbeiten und ihre Leistungen anbieten. Mit Ausnahme der körpernahen Dienstleistungen, die Friseurinnen und Kosmetiker erbringen, ist alles denkbar. Und möglich, denn zum Beispiel die Einhaltung der Sicherheitsabstände ist in den überwiegenden Fällen kein Problem. Gegenseitige Rücksichtnahme und persönlicher Schutz sollten offen angesprochen und deutlich gemacht werden. Denn, so lautet ja unser Motto: „Wir sind Handwerker – wir können das!“

Ist es eine naive Idee, dass jetzt auch Berlins marode Schulen schneller saniert werden könnten?

Nein! Die Herausforderung besteht darin, keine Zeit mehr zu verlieren. Seit der Schließung der Schulen ist schon einige Zeit ins Land gegangen. Leider wurde sie für die notwendigen Schritte wie Ausschreibung, Vergabe, Beauftragung und so weiter nicht genutzt. Die Zeit drängt, denn die Schulen werden auf Sicht ihren Betrieb wiederaufnehmen. Da müssen Aufträge so vergeben werden, dass unsere Betriebe sie zügig ausführen können.

Soweit das Interview mit Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth. Also: Wenn Sie in ihrem Haushalt schon immer mal etwas erledigen lassen wollten – dann jetzt.
 
     
 
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  Die größte Herausforderung in diesen Tagen: trotz Abstandsregeln, Homeoffice und Besuchsverbot einander nah zu bleiben, Gedanken, Sorgen, Sehnsüchte und Wünsche zu teilen. Wir haben uns deshalb vier einfache Fragen überlegt, die Sie allen Menschen, die Ihnen lieb und wichtig sind, per Brief, per Mail, per Anruf oder Videochat stellen können. Und deshalb würden wir auch von Ihnen gerne wissen:

1) Mit welchen Gedanken wachen Sie morgens auf?

2) Was macht Ihnen die größte Sorge?

3) Wen oder was vermissen Sie?

4) Worauf freuen Sie sich?

Ihre Antworten
möchten wir gerne in der kommenden Woche im Checkpoint dokumentieren – an jedem Tag bis zur Osterpause jeweils zu einer Frage. Und dann teilen auch wir mit Ihnen unsere Gedanken, Sorgen, Sehnsüchte und Wünsche. Wir freuen uns auf Ihre Mails an checkpoint@tagesspiegel.de.
 
     
 
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  Fast unbemerkt haben gestern die Osterferien begonnen - und wie viele von Ihnen hatten auch wir uns darauf gefreut: Pläne gemacht, mit Freunden und Familie verabredet, Reisen gebucht. Und jetzt hängen wir alle in der Luft, ohne fliegen zu können. Auch die Reisebüros, Urlaubsveranstalter und Ferienhausvermieter wissen nicht, wie es weitergeht. Sie hoffen auf unseren Mut, uns jetzt schon für die Zeit danach festzulegen. Aber wann ist „danach“? Also: Wer traut sich, an die nächsten Ferien zu denken und welche wären das dann? Na dann mal los – Sie sind dran:  
     
 
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  Umfrage zum nächstmöglichen Urlaub  
   
     
 
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  Heute außerdem im Checkpoint für Abonnentinnen und Abonnenten:

+ „Akt der Piraterie“: Wie die USA Berlin 400.000 Atemschutzmasken wegschnappte.

+ Die Prognose des Innensenators: So lange wird uns Corona noch beschäftigen.

+ Bank-Run: Wie viele Berlinerinnen und Berliner tatsächlich in den Park gehen. 

+ Klinken putzen: Wie sich Berlins Schulen auf die Abturprüfungen vorbereiten.

+ Operation Hochschule: Was Medizinstudenten vor dem Staatsexamen jetzt wissen müssen – und wofür es bald „Corona Credit-Points“ gibt.

+ So umgehen Sie die Einreisesperre: Spoiler: Wer Spargel stechen kann, ist im Vorteil.

+ Berlins hottester Bürgermeister: Wie Stephan von Dassel in Indien weltberühmt wurde.

+ „Höchstproblematisch“: Welchem offiziellen Berliner Stadtportal die Datenschutzbeauftragte am liebsten den Stecker ziehen möchte.

+ Anpfiff 18.30 Uhr: Welches Spitzenspiel der Bundesliga Sie heute zum Start der Checkpoint-Playstation-Liga garantiert nicht verpassen wollen.

+ Kicken in der Krise: Interview mit Hertha-Star Lukas Klünter über die Zeit in der Quarantäne und die Qualität von Geisterspielen.

+ Wissen, was die Experten wissen: Die 99 wichtigsten Fragen und Antworten zu Corona, die Sie nie mehr vergessen werden.

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