Liebe Frau Do, die Großdemonstrationen gegen Rassismus – allein in Düsseldorf sollen rund 20.000 Menschen teilgenommen haben – haben Diskussionen ausgelöst, weil das Abstandsgebot kaum einzuhalten war. „Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Demonstranten sich für eine ganz wichtige Sache einsetzen. Aber ich bin schon besorgt, wenn ich sehe, wie viele Menschen dicht gedrängt auf den Straßen unterwegs sind“, sagt beispielsweise NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Mein Kollege Maximilian Plück findet kritische Töne für die Demonstranten. Auch der Bundesgesundheitsminister warnt vor dicht gedrängten Menschenmassen. In einem Interview, das Jan Drebes und Eva Quadbeck mit Jens Spahn geführt haben, spricht er aber zugleich davon, dass die Bedrohung „nicht mehr so groß“ sei. Damit ist wohl genau das Dilemma beschrieben, in dem wir uns zwischen gefühlter Sicherheit und tatsächlich fortbestehenden Risiken befinden. Bei der Lösung soll nun die lang erwartete Corona-App helfen, die bereits kommende Woche starten soll. In dem Interview kündigt Spahn erste Details an. Während wir hierzulande das Corona-Virus einigermaßen in den Griff zu bekommen scheinen, könnte unserem südlichen Nachbarkontinent das Schlimmste noch bevorstehen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warnt Europa vor verheerenden Auswirkungen der Pandemie in Afrika. „Brüssel darf nicht warten, bis ganze Staaten zusammenbrechen und es zu Unruhen und unkontrollierbaren Fluchtbewegungen kommt“, sagte er unserem Berliner Korrespondenten Gregor Mayntz. Müller drängt auf Nothilfen und Stabilisierungskredite für Afrika und den Nahen Osten; heute wollen er und seine Amtskollegen in der EU sich per Videokonferenz beraten. In der Region spielt Erdöl eine große Rolle, weil auf der ganzen Welt so viele Produkte, die unseren Alltag prägen, sowie Verkehr und Logistik darauf beruhen. Unser Korrespondent Thomas Seibert schreibt in seiner Analyse, die Nachfrage nach Öl werde nach der Pandemie nie wieder so hoch wie davor sein, Corona läute somit das Ende des Ölzeitalters ein. Es ist eine spannende These, und sie gilt einem hochrelevanten Thema, deswegen ist der Text wirklich lesenswert. Vollends überzeugt bin ich dennoch nicht. In meiner journalistischen Laufbahn habe ich solche Prognosen schon einige Male gehört. Eines ist allerdings klar: Die Ölreserven sind endlich. „Angst ist bei Gefahr das Gefährlichste“, schrieb Heinrich Heine 1832 über einen Cholera-Ausbruch in Paris, aber der Journalist und Dichter könnte in vielen Facetten seines Berichts auch die heutigen Corona-Zeiten gemeint haben, wie unser Kulturchef Lothar Schröder in einer wunderbaren Rezension eines Sonderdrucks herausarbeitet. Sogar eine Verschwörungstheorie kommt vor. Ich wünsche Ihnen einen angstfreien und ungefährlichen, vor allem aber fröhlichen und rundum schönen Start in die neue Woche. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |