gestern war ich mit Freunden in einem Delta-Restaurant – also, nur in der Außengastronomie, versteht sich. Näheres über den Besuch will ich hier gar nicht preisgeben; nicht, dass am Ende wieder nur Klischees reproduziert werden. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Sie wissen nicht, was ein Delta-Restaurant ist? Vielleicht liegt das daran, dass Sie nur in Beta (β) oder Gamma (γ) Urlaub machen. Würden Sie indes mal nach Alpha (α) fahren, hätten Sie vermutlich auch mehr Kontakte zu Delta-Restaurants. Delta (δ) ist nämlich eine ehemalige Kolonie von Alpha (α). So weit, so klar? Wenn Sie schon hier die Übersicht verloren haben sollten, dann werden Sie die in Sachen Corona bald erst recht verlieren. Man hatte sich ja daran gewöhnt, dass man seit fast eineinhalb Jahren tagein, tagaus mit zusammenhanglosen Zahlen bombardiert wird. Doch ginge es nach dem Willen der WHO, dann kommen bald auch noch zusammenhanglose Buchstaben hinzu. In Genf nämlich bemüht man sich derzeit darum, die verschiedenen Corona-Varianten nicht länger mehr nach Ländern, sondern nach Buchstaben des griechischen Alphabets zu sortieren. Die britische Mutante trüge dann den Namen Alpha, die südafrikanische wäre Beta, Gamma fiele der brasilianischen Virus-Variante zu, die indische wäre Delta. Der Grund für den Rückgriff auf die alten Griechen ist schnell erzählt: Die WHO befürchtet, geografische Namensgebungen könnten Diskriminierungsprozesse beschleunigen. Bei den Griechen indes wäre man auf der richtigen Seite. Die haben sich schließlich auch bei der Schuldenkrise 2010 nicht sonderlich gegen Schuldzuweisungen zur Wehr gesetzt. Und wenn man schon dabei ist, könnte man bei der Chiffrierung der Welt gleich für etwas mehr Klarschiff sorgen. Das Marburgfieber könnte man zum Beispiel Iota (ι), den Schwedenbitter Rho (ρ) und die Hongkong-Grippe Tau (τ) nennen. Leider hat das klassische griechische Alphabet nur 24 Buchstaben. Am Ende müsste man Kombinationen bilden. Und dann wäre man auch ganz schnell schon wieder bei Wörtern, Begriffen, Assoziationen. Man kommt aus der Nummer einfach nicht raus. Die Crux mit den Worten und ihren Zuschreibungen hat auch Cicero-Gastautor Christoph Ploß erkannt. Und weil man in Sachen Wortgerechtigkeit einfach auf keinen grünen Zweig kommt, will der Chef der Hamburger CDU das Gendern in staatlichen Verwaltungen verbieten lassen. Seine Argumente dafür lesen Sie hier. Wort- und namenlos wären ganz sicher auch gerne jene CDU/CSU-Abgeordneten geblieben, die man in den letzten Monaten bei dubiosen Masken-Deals und bei Geschäften mit Aserbaidschan erwischt hat. Georg Nüßlein hieße dann vielleicht Psi (φ) und Nikolas Löbel wäre Zeta (ζ). Ist er aber nicht. Und so fordert die Große Koalition jetzt mehr Transparenz bei Nebeneinkünften. Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg hat sich der Sache einmal angenommen. Καλή διασκέδαση! (Gute Unterhaltung!) Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |