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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 08.02.2021 | Eisige Böen und Schneeschauer bei klirrend kalten -8°C. | ||
+ Corona: Schatten auf der Hoffnung + Bayern scheitern gegen den BER + Lufthansa-Crews übernachten in China wie im Knast + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, wie gerne würde ich den Optimismus des Berliner Konzertagentur-Impresarios Peter Schwenkow teilen: „Irgendwann im Herbst wird der Korken mit einem unglaublichen Knall aus der Flasche fliegen.“ (Q: Tsp). Oder den von Guido Zöllick, dem Verbandschef der Hotels und Gaststätten: „Ostern sollten wir öffnen können.“ Und wie schön wäre es, entspannt lächeln zu können über einen Tweet des grandiosen Pianisten Igor Levit: „Wegen Schneesturms müssen morgen leider alle Restaurants, Konzertsäle, Theater, Clubs, Geschäfte, Schulen, Salons, etc. schließen.“ Aber es drängen andere Nachrichten nach vorne, die wie Schatten auf einem Röntgenbild der Lunge die Hoffnung trüben. Zum Beispiel aus Osnabrück, wo bei 14 Menschen in einem Pflegeheim die hoch ansteckende Virusvariante B117 festgestellt wurde – obwohl dort vor zwei Wochen alle Betroffenen die zweite Impfung bekommen hatten (die Variante B1351 soll noch impfresistenter sein). Und nicht nur die Helmholtz-Expertin Melanie Brinkmann warnt mit Blick auf Analysen wie diese hier vor einer dritten Welle, wenn die aktuellen Einschränkungen nicht noch verschärft werden. Die bisherige Corona-Politik nennt sie ein „Larifari“, das zu einem Dauer-Lockdown führt, „aus dem man nur zwischendurch mal kurz auftauchen und nach Luft schnappen kann“. (Q: „Spiegel“). | |||
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Brinkmann vertritt die „No-Covid“-Strategie mit dem Ziel, die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 EW auf unter 10 zu drücken. Auch die Berliner CDU fordert härtere Maßnahmen, sie nennt das „Low-Covid“-Strategie“ (Ziel: Inzidenz unter 20). Fraktionschef Burkard Dregger: „Der Jo-Jo-Effekt ist niemandem mehr zumutbar.“ | |||
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Zweifel an der Corona-Politik gibt es auch im Senat (wenn auch nicht bei allen). In einem Positionspapier hat Bürgermeister und Kultursenator Klaus Lederer seine Gedanken auf der Basis von Gesprächen mit Wissenschaftlern aufgeschrieben, der Tagesspiegel stellte sie am Sonntag exklusiv vor (hier nachzulesen). Einige zentrale Punkte: + Mit Blick auf B117: „Wir wiegen uns in falscher Sicherheit.“ Deshalb „sollte der Lockdown grundsätzlich auch über den 15. Februar hinaus fortdauern“. + Zur Eindämmung der Virus-Verbreitung: „Dass hier alle Reserven gehoben sind, ist angesichts eines leerstehenden Quarantäne-Hotels, das das Land Berlin angemietet hat, sehr zu bezweifeln.“ + Zur Kommunikation der Politik: „Die immer gleichen Durchhalte- und Verständnis-Appelle (haben) inzwischen nur noch sehr begrenzte Wirkung.“ + „Es sollte eigentlich klar sein, dass dem Virus mit Repression nicht beizukommen ist, sondern nur mit einer breiten Unterstützung durch die Menschen.“ + Zur „Privilegien“-Diskussion: Es ist rechtlich „kaum zu begründen, weshalb einem wachsenden (geimpften) Teil der Bevölkerung weiterhin derart massive, allgemein geltende Freiheitseinschränkungen zugemutet werden.“ „Insofern ist es auch nicht richtig, (…) mit verzichtsethischem Tenor an die gesellschaftliche Solidarität zu appellieren. Nicht ‚Privilegien‘ oder ‚Sonderrechte‘, sondern (Wieder-)Ausübung von Freiheits- und Grundrechten sind hier das Thema.“ + Lederer fordert eine Corona-Koordinationsstelle im Senat für „das permanente Monitoring von Untersuchungen und Studien“ und die Klärung rechtlicher Fragen u.a. im Zusammenhang mit privaten (positiven) Schnelltests. + Sein Fazit: „Es gehört auch zur Wahrheit, dass es eine solche Normalität wie vor der Pandemie so nicht mehr geben wird.“ Und damit zu den anderen Themen: | |||
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„Hertha auf der Suche nach Konstanz“ (0:1 gegen Bayern) ist ja mal eine richtig interessante Meldung. Ich kannte bisher nur Leute, die nach Bielefeld suchen (siehe auch „Die Bielefeld-Verschwörung“). Aber ein Blick auf die Fußballnachrichten zeigt: Hertha ist nicht allein, die halbe Liga sucht gerade nach Konstanz (u.a. „BVB auf der Suche nach Konstanz“), und auch Union macht mit (0:1 in Mainz). Noch interessanter aber ist die Annonce eines Maklers, der für einen Hertha-Spieler eine Eigentumswohnung sucht – „in bevorzugter Lage in Konstanz“. | |||
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Die Bayern bevorzugten dagegen nach dem Sieg bei Hertha am Freitagabend einen Flug nach Katar – scheiterten aber am BER: Die Bitte um Startfreigabe erfolgte erst um 00:03 Uhr, doch da galt bereits seit drei Minuten das Nachtflugverbot (Ausnahmen: gibt’s viele, aber keine Nachspielzeit für den Meister). Mehr als sieben Stunden verbrachte das Team im Flieger, bis es endlich losging. Da sind die Bayern in Berlin anderes gewöhnt: Vor vier Jahren durften sie im Olympiastadion so lange weiterspielen, bis ihnen weit nach der 90. Minute doch noch der Ausgleich gelang. Entsprechend sauer waren die Chefs: „Wir fühlen uns verarscht“, schimpfte Kalle Rummenigge – aber das geht uns zuweilen ja auch so, und zwar beim Anblick von Rummenigge, der meistens seine Nase so hoch trägt, dass die Maske nicht mehr drüber passt (hier zu sehen). Und Uli Hoeneß, sonst ganz der rechtstreue Bürger mit Verständnis für das Einhalten von Regeln, sprach von einer „Unverschämtheit“ und einem „Skandal ohne Ende“. Tja, da sind wir einmal pünktlich in Berlin – und dann das. Aber mit den Abflugzeiten ist es eben genauso wie mit einem Tor: Beides hat einen Rahmen. Es reicht ja auch nicht, wenn der Ball nur irgendwie in die richtige Richtung fliegt. Hoeneß wird sich erinnern: 1976, EM-Endspiel, Elfmeter… drüber. | |||
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Wir bleiben noch ein bisschen in der Luft: Neun Milliarden Euro pumpt der Staat in die Lufthansa – doch ihre Langflug-Crews behandelt die Firma ähnlich würdelos wie das Bayern-Gastland Katar seine „Arbeitsmigranten“. In einem internen Schreiben vom 5.2. erklärt die Personalvertretung die „Unterbringung“ (der Begriff Hotel wird abgelehnt und nur in Anführungsstrichen benutzt) in der chinesischen 8,5-Millionenstadt Ninjang für lebensgefährlich und unerträglich. Tatsächlich ähnelt die beschriebene Situation eher einer Vollzugsanstalt: „Aktuell werden die Crews weggeschlossen.“ Das hat zwar mit den strengen chinesischen Corona-Regeln zu tun, lässt sich in einem vernünftigen Hotel aber sicher besser ertragen, denn: „Da werden Kapitän und P2 mit einem Hämmerchen ausgestattet, um im Notfall die mit einem Fahrradschloss verschlossenen Notausgänge öffnen zu können.“ Die Hygiene? „Unterschreitung von internationalen Mindeststandards“, „nicht mehr erträglich“. Und weiter: „Die Mitarbeiter im Hotel sprechen kein Englisch, funktionierende Telefone sind eher unwahrscheinlich. Rauchmelder wurden erst auf Nachfrage angebracht. Die Beschilderung im Hotel existiert nur auf Chinesisch.“ Fazit „Mit einem nicht ordentlich überprüften Flugzeug würde keine Crew auf ihren Flug gehen. Warum LH meint, aufgrund des Profits bei Eurer Sicherheit vor Ort plötzlich alle geltenden Standards ignorieren zu können, ist uns völlig unverständlich.“ Am Ende des Schreibens weisen die Autoren auf die „Angstklausel“ in der Betriebsvereinbarung zum „Fliegen in Kriegs- und Krisengebiete“ hin. Die Drohung, den für Sonntagabend um 22 Uhr geplanten Nanjing-Flug „abzulehnen“, löste sich dann aber doch noch in Luft auf: LH 780 hob gestern mit leichter Verspätung Richtung China ab. | |||
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