Corona-Daten | „Kreative“ Hilfsanträge | Tiere in der Krise
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

03. April 2020

Liebe Frau Do,

Kurzarbeit ist eines der wirksamsten Mittel, um Menschen in der Corona-Krise vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will das Kurzarbeitergeld noch einmal anheben, wie er unseren Berliner Korrespondentinnen Kristina Dunz und Birgit Marschall im Interview sagte. Die Unternehmen sollen es außerdem aufstocken. Wer das alles bezahlen soll? „Nach der Krise wird darüber zu reden sein, wie wir die Lasten fair verteilen.“

So sehr die lange ungeliebte Groko derzeit geschlossen agiert, so eindeutig steuert sie damit doch auf harte Auseinandersetzungen zu. Zahlen werden die Steuerzahler, die Unternehmen und die Arbeitnehmer, aber da die Lastenverteilung eben noch nicht geklärt ist, handelt es sich bei den neu aufgenommenen Milliardenschulden gleichsam um vorerst ungedeckte Schecks. „Als Christ sage ich, es gibt nichts Heiligeres als das Menschenleben“, hält der Sozialdemokrat Heil fest. Da kann und will niemand widersprechen, auch nicht der christdemokratische Koalitionspartner.

Auf jeden Fall kommen die Hilfen schnell in Gang. Das Land NRW hat bereits 225.000 kleine Unternehmen und Selbstständige mit insgesamt 2,3 Milliarden Euro bedacht. Dass dabei nicht alle Anträge berechtigt waren, räumt Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sogar ein und attestiert manchen Unternehmen „eine gewissen Kreativität“, wie unser Wirtschaftsredakteur Reinhard Kowalewsky berichtet.

Unabhängig davon, wie kreativ Sie sind: Falls Sie über Ostern verreisen wollten, könnte es für Sie schwer werden, das Geld als Cash zurückzuerhalten. Große Reiseveranstalter wollen ihre Kunden mit Gutscheinen abspeisen, wie wir herausgefunden haben. Die Bundesregierung billigt das, um die Unternehmen nicht in Not zu bringen. Die Verbraucherzentralen sprechen von einem Zwangskredit der Kunden. Mich erinnert das an die Mail eines Lesers, der mehr gute Nachrichten forderte. Ich konnte nur antworten, dass die gute Nachricht für den einen die schlechte für den anderen ist, und so ist es auch hier.

Wo steht Deutschland in der Krise, wie läuft es in den Bundesländern, und wie entwickelt sich die Verdoppelungsrate bei den Infektionen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel als entscheidenden Indikator benannt hat? Diese Zahlen und Fakten hat unser begnadeter Datenjournalist Clemens Boisserée aufbereitet, so dass Sie sich ständig einen Überblick verschaffen können. Und natürlich aktualisieren wir weiterhin unseren Liveblog, damit Sie immer auf dem neuesten Stand sind.

Dass die Krise auch positive Effekte hat, lässt sich in der Bildungspolitik zeigen. Notgedrungen gewinnen jetzt digitale Ansätze an Fahrt, damit Schüler und Schülerinnen auch zu Hause lernen können, wie unser Berliner Korrespondent Jan Drebes recherchiert hat. Der Impuls geht vom Bund aus, aber die für die Schulen zuständigen Länder ziehen mit. "Wir bleiben schlau" heißt die Online-Plattform, die jetzt ausgebaut wird. So führt die Krise zu einem Schub, der nach ihrem Ende hoffentlich nicht erlahmt.

Was die Krise mit den Menschen macht, erfahren wir alle am eigenen Leib. Was sie mit den Tieren macht, erzählt uns Theo Pagel, der Chef des Kölner Zoos, der auch den Weltverband seiner Branche leitet, in einem Interview meiner Kollegin Claudia Hauser. So schauen ihm jetzt die Giraffen nach, wenn er durch den Zoo geht, denn bei ihnen kommt nur noch selten jemand vorbei. Mir scheint, die Wildgänse am Spee‘schen Graben in Düsseldorf genießen die Krisenzeit sogar. Jedenfalls machen sie sich rundum auf Wegen und Straßen breit, weil Fußgänger und Autofahrer nur noch spärlich unterwegs sind. Ohne es zu wissen, nutzen sie die Chancen der Krise.

Und so wünsche ich auch Ihnen einen schönen Tag voller Chancen und hoffentlich begrenzter Risiken.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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