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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

28. Februar 2020

Liebe Frau Do,

als wir vor vier Wochen mit der Schlagzeile „Corona-Angst erreicht Karneval“ auf die Titelseite der Rheinischen Post gingen, war das in der Redaktion und in der Leserschaft umstritten. Ein Anlass des Artikels war, dass der Mönchengladbacher Karnevalsverband empfahl, während der tollen Tage auf Bützchen zu verzichten. Bei den in NRW nachgewiesenen 20 Infektionen mit dem lebensgefährlichen Virus spielt nun tatsächlich eine Karnevalsveranstaltung in der Nähe eine entscheidende Rolle: In Langbroich-Harzelt, keine 50 Kilometer von Mönchengladbach entfernt, feierten mehrere inzwischen erkrankte Personen. Die genauen Infektionswege sind unklar. Rund 1000 Menschen sind in sogenannter häuslicher Quarantäne, die Bundesregierung hat einen Krisenstab eingerichtet. In einem Live-Blog halten wir Sie über die Entwicklung, die sich stündlich ändert, auf dem Laufenden. Außerdem hat sich unser Medizinexperte Dr. Wolfram Goertz mit dem Begriff der Quarantäne beschäftigt und versucht, ihr gute Seiten abzugewinnen. Sein Essay beschreibt die medizinische Notwendigkeit der Quarantäne ebenso wie die Chance der inneren Einkehr, die sie bietet – was zur Fastenzeit ganz gut passt. Wenn Sie im Nachrichtenstrom einen Haltepunkt suchen, hier ist er.

Einen Haltepunkt hat auch Borussia Mönchengladbach gesetzt. Das Konterfei des Hoffenheimer Mäzens Dietmar Hopp war auf Hetzplakaten in der Fankurve mit einem Fadenkreuz versehen, was Geldstrafen für den Verein und heftige Diskussionen nach sich zog. Sollte das nochmal vorkommen, will Gladbach den Platz verlassen, wie Sportdirektor Max Eberl angekündigt hat. Im Klartext: Dann überlasst man dem Gegner den Sieg. Bei einem Klub, der sich am oberen Ende der Tabelle halten will und in die Champions League strebt, könnte das die Träume der Fans zum Platzen bringen. Unser Sportchef Gianni Costa hat aufgeschrieben, warum er diesen Schritt trotzdem für absolut notwendig, aber nicht hinreichend hält.

Dass Jens Spahn hinreichend Grund hat, weiter vom Karriereaufstieg zu träumen, meint jedenfalls der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban. „Ich habe gelernt, dass man Politik nicht planen kann“, sagte er in einem Interview, das unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz mit ihm geführt hat. „Ich traue ihm viel zu.“ Dass Spahn darauf verzichtet habe, für den Parteivorsitz anzutreten, und stattdessen seinen Kontrahenten Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, in der K-Frage unterstütze, zeige, dass ihm die Partei sehr wichtig sei. Wie sich der 32-jährige Nachwuchspolitiker Kuban den Umgang innerhalb der CDU und deren künftige Politik vorstellt, lesen Sie in dem Interview – und gewinnen so einen Eindruck, wohin die CDU jenseits der nächsten oder übernächsten Bundestagswahl steuern könnte.

Wohin Thyssenkrupp steuert, ist seit gestern Abend etwas klarer: Der Traditionskonzern hat den Verkauf seines Aufzuggeschäfts unter Dach und Fach gebracht, ein Konsortium legt dafür 17,2 Milliarden Euro auf den Tisch. Was hinter dem Deal steckt und warum Thyssenkrupp damit trotzdem noch nicht gerettet ist, hat unser Wirtschaftsredakteur Maximilian Plück aufgeschrieben. Jetzt kann die Sanierung erst richtig starten.

Sie starten jetzt in den Freitag, dafür wünsche ich Ihnen Gesundheit (nicht vergessen: Hände waschen!) und Gelassenheit.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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