Corona-Höchstwert | Söder fordert „geistig-politische Führung“ | 100 Jahre Zwillinge
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

07. November 2020

Liebe Frau Do,

erstmals hat das Robert Koch Institut gestern 20.000 bestätigte Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Selbst im Worst-Case-Szenario der Kanzlerin von Ende September war dieser Wert erst für die Weihnachtstage prognostiziert worden. Unser Medizin-Redakteur Wolfram Goertz hat sich die Zahlen nüchtern angeschaut. So bedrohlich sie wirken, so erwartbar waren sie auch, schreibt der Autor. Aber so lange sich eine kleine und offenbar unbelehrbare Minderheit nicht an die Regeln hält, werde die Corona-Lage in diesem Winter dauerhaft sehr angespannt bleiben. Eine deutliche Besserung im Dezember erwartet er nicht. Auf gemütliche Weihnachtstage ohne Corona-Sorgen sollte derzeit niemand hoffen.

Die Corona-Krise spielt natürlich auch eine Rolle in dem Interview, das Kerstin Münstermann und ich mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geführt haben. Der CSU-Chef bittet die Bürger in der Pandemie vor allem um Geduld und Rücksichtnahme: „Es wäre falsch, die Therapie frühzeitig abzubrechen. Es ist ohnehin der mildeste Lockdown, den es derzeit in Europa gibt.“ Die Medizin sei bitter, aber notwendig, sagt der 53-Jährige, dem seit langem Ambitionen für das Kanzleramt attestiert werden. Die Kandidaten für den Vorsitz der Schwesterpartei CDU fordert er zu einem fairen Umgang miteinander auf – auch mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr. „Die Erfolge von Angela Merkel lassen sich nicht so einfach übertragen. Die Union braucht daher mehr als einen Kanzlerkandidaten, sondern auch geistig-politische Führung.“ Der gebürtige Nürnberger scheint eine klare Vorstellung davon zu haben, wer diese Führungsrolle übernehmen sollte.

Wer künftig die Führungsrolle in Amerika übernimmt, lässt sich auch vier Tage nach der Wahl nicht mit letzter Sicherheit sagen. Der Demokrat Joe Biden lag gestern Abend in den Bundesstaaten Arizona und Nevada vor Trump – schon diese Staaten allein würden für einen Sieg genügen. Auch in Pennsylvania (ein wichtiger Staat mit 20 Wahlleuten) sah es zuletzt gut aus. Aber noch wird gezählt. Wie ich das Verhalten von Donald Trump in diesen Tagen bewerte, habe ich Ihnen schon mehrmals geschrieben. Blicken wir also optimistisch nach vorn. Am Wochenende können Sie sich wie gewohnt in unserem kostenlosen Newsblog über den Stand der Auszählung informieren.

Einen Blick zurück werfen indes Anna Zitzelsberger und Katharina Schwarzbauer, die mit meinem Kollegen Patrick Guyton über ihr Leben gesprochen haben. Die Zwillinge wurden 1920 im Bayerischen Wald geboren und blicken zurück auf ein oft hartes Leben in der Landwirtschaft, Erlebnisse im Krieg und viele vergnügliche Abende beim gemeinsamen Kartenspiel. „Hundert Jahre Zwillinge“ heißt der wunderbare Text, in dem eine der Damen herrlich trocken das Geheimnis für ein langes Leben verrät: „Ich war nie groß krank...“

Viele schöne Stunden und natürlich Gesundheit wünsche ich Ihnen jetzt für dieses Wochenende. Ich melde mich dann am Montag wieder.

Herzlich

Moritz Döbler

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