Liebe Frau Do, der Karnevalsgipfel in der Staatskanzlei hat harte Beschlüsse gefasst: Die Session fällt wegen Corona weitgehend flach, die großen Umzüge in Düsseldorf, Köln, Bonn und Aachen werden abgesagt. Welche Auflagen bei den verbleibenden Veranstaltungen gelten sollen, schildert Christian Schwerdtfeger. Für Horst Thoren ist die Session trotz der starken Einschränkungen nicht verloren. Witz und Humor funktionieren auch im kleinen Kreis, wie er in seinem Leitartikel argumentiert. Es ist eben wie bei allen Herausforderungen: Es hilft nichts, man muss das Beste daraus machen. Bei der Klimakrise ist das allerdings besonders schwer, weil weltweit enorme wirtschaftliche Interessen im Spiel sind. In den letzten Monaten hat Corona das Thema in den öffentlichen Debatten weitgehend verdrängt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat das in dieser Woche versucht zu ändern und für einen „historischen Kompromiss zwischen Klimaschutz und Wirtschaft“ geworben. Mit einer Charta, die vor der Bundestagswahl in einem Jahr verbindlich beschlossen werden soll, will er Klimaschutzziele für jedes Jahr bis 2050 festschreiben. In einem Interview, das Birgit Marschall und Eva Quadbeck geführt haben, schildert er seine Motivation für den Vorstoß. „Den Klimaschutz größer zu schreiben, ist auch eine Frage des Vertrauens zwischen den Generationen.“ Viele junge Menschen seien überzeugt, „dass wir zu langsam und zu spät klimapolitische Entscheidungen fällen“. Klimaschutz ist eines der strittigsten Themen für die Autoindustrie. Doch Altmaiers Kabinettskollege Hubertus Heil (SPD) übt aus anderen Gründen Kritik an der Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft. „Es ist ohne Frage so, dass die Automobilbranche von der Corona-Krise hart getroffen ist und zusätzlich in einem Transformationsprozess steckt. Trotzdem habe ich kein Verständnis für ein radikales Jobabbau-Programm in diesem Bereich“, sagt der Bundesarbeitsminister in einem Interview, das Birgit Marschall geführt hat. Anlass für die Kritik sind die Pläne des Reifenherstellers Continental, das Aachener Werk zu schließen. Heil weist darauf hin, dass der Standort schwarze Zahlen geschrieben habe. Der Staat helfe in der Corona-Krise mit dem Kurzarbeitergeld und den Konjunkturpaketen. „Das ist jetzt die Stunde, in der sich die Sozialpartnerschaft bewähren muss. Ich erwarte jetzt, dass man bei Continental nicht im Windschatten der Krise Entscheidungen trifft, die man möglicherweise vorher schon erwogen hat.“ Im Windschatten von Corona Überzeugungen zu propagieren, die man schon vorher hatte: Das scheint auf einige der Unterstützer der Corona-Demo zuzutreffen, die für morgen in Düsseldorf geplant ist. Einige tausend Teilnehmer werden erwartet, darunter auch Rechtsradikale und Verschwörungstheoretiker, wie Verena Kensbock recherchiert hat. Verstehen Sie mich nicht falsch: Demonstrationsfreiheit ist ein hohes Gut, diese Veranstaltung muss stattfinden dürfen, und die breite Masse der Teilnehmer dürfte über jeden Zweifel erhaben sein. Aber alle sollten wissen, wer sich dazu gesellt und wer die Demonstration organisiert. Ein Großereignis anderer Art steht in Dortmund an: Borussia Mönchengladbach und Cheftrainer Marco Rose starten dort heute in die Bundesliga-Saison. Nach dem vierten Platz in der vergangenen Spielzeit gehen die Gladbacher wieder mit großen Ambitionen in die neue Saison. „Wir wollen alle ärgern, auch Dortmund am Samstag. Wenn alle gesund sind, haben wir die Mannschaft dafür“, sagt Rose in einem Interview, das Karsten Kellermann und Jannik Sorgatz geführt haben. An seine Spieler appelliert er, ihr Ego zu mäßigen. Gegen ein bisschen Egoismus ist allerdings nichts zu sagen, solange er nicht auf Kosten anderer geht, vor allem nicht am Wochenende. Genießen Sie es, bis Montag! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |