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Wochenende Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 06.02.2021 | Samstag bewölkt bei bis zu 0°C, Sonntag Schneefall bei -6°C. | ||
+ Lockdown-Verlängerung um zwei Wochen zeichnet sich ab + Schönheits-OPs boomen trotz Corona – oder gerade deswegen? + Berlin verzichtet auf „Migrantenquote“ im öffentlichen Dienst + |
von Lorenz Maroldt |
Guten Morgen, wir beginnen heute mit den wichtigsten Zahlen und Nummern (und nein, es hat nichts mit Corona, Lotto oder Fußball zu tun): Da wäre als erstes die „-10“. Ja, richtig: Bis zu minus zehn Grad kalt wird es in den kommenden Nächten in Berlin, und ein eisiger Ostwind lässt die gefühlte Temperatur weiter sinken. Das ist schön für alle, die gerne mal für ein, zwei Stündchen dick eingepackt durch die Winterlandschaft spazieren oder mit den Schlittschuhen ein paar Kreise auf zugefrorenen Seen und Flüssen ziehen, mit Vorfreude auf das heimatliche Heißgetränk und einen gemütlichen Sofa-Abend. Und das ist lebensgefährlich für jene, die keine feste Unterkunft haben und auf der Straße oder im Park auf Pappen zu übernachten versuchen. Deshalb hier jetzt die Nummern, die Sie anrufen können, wenn jemand dringend Hilfe braucht: 030 600 300 1010 (DRK Wärmebus) 0178 52 35 838 (Kältebus der Stadtmission) 0157 86 60 50 80 (Karuna-Bus) 030 810 560 425 (Kältehilfetelefon) Die Busse sind jede Nacht von 18 Uhr an in Berlin unterwegs, um Menschen ohne Unterkunft aufzusuchen, zu versorgen und kostenfrei in Notunterkünfte zu bringen. Sprechen Sie die betroffenen Personen bitte an, ob sie Hilfe annehmen möchten. In akuten Notfällen: Polizei (110) oder Rettungsdienst (112). Staatssekretär Alexander Fischer kündigte gestern Abend in einem Gespräch mit dem Checkpoint weitere 24/7-Hilfsangebote der Sozialverwaltung an („Wer ein Bett braucht, bekommt auch eins.“). Konkret sieht das so aus: In der Boxhagener Straße (Friedrichshain) stehen obdachlosen Menschen von heute Abend an in einem Hostel Tag und Nacht 100 Plätze zur Verfügung. In der Oranienburger Straße (Reinickendorf) wird am Sonntag auf dem Gelände der früheren Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik eine 24/7-Einrichtung mit 100 Plätzen eröffnen; am Dienstag wird die Platzzahl auf 200 erhöht. In der Köpenicker Straße (Kreuzberg) erhöht ein Hostel im 24/7-Betrieb die bestehende Kapazität von 100 Plätzen um weitere 20 Plätze (auch für obdachlose Rollstuhlfahrer:innen). In den bestehenden Einrichtungen der Kältehilfe stehen aktuell 1090 Notübernachtungsplätze zur Verfügung (vergangene Woche waren noch 121 frei). | |||
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Zu den Corona-Meldungen des Tages: Die derzeitigen Einschränkungen werden wegen der Virusmutationen wohl grundsätzlich bis Ende Februar verlängert – allerdings wollen einige Länder mit leichten Lockerungen vom Lockdown tageweise die Stimmung etwas aufhellen (Q: Tagesspiegel exklusiv). Im Gespräch sind: + Friseuröffnungen („Locke down“) + Frühlingspflanzenverkauf + Floristenfreiheit zum Valentinstag Mit Blick auf die Prioritätenliste: Primeln, Physalis und Minipli sind anscheinend neuerdings systemrelevant. | |||
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Als größte Hoffnung gelten (neben den Impfungen, die Gesundheitsminister Spahn von Sommer an auch für Kinder in Aussicht stellte) nach der Laienfreigabe jetzt Schnelltests – sie könnten wie Eintrittskarten den Weg frei machen für den Besuch von Läden, Restaurants, Kinos, Clubs und Konzerthallen. Als erste starten damit die 2700 Berliner Kitas: Bis Ende kommender Woche sollen alle ErzieherInnen damit ausgestattet sein, in drei Bezirken (Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Neukölln) wurden die Tests bereits am Freitag ausgeliefert: (Q: Tagesspiegel exklusiv). Die Chancen, aber auch die Risiken und Nebenwirkungen von Schnelltests haben unsere Tagesspiegel-KollegInnen Ingo Bach, Andreas Busche, Patrick Eickemeier, Alfons Frese, Felix Hackenbruch, Marion Kaufmann und Susanne Vieth-Entus in einer großen Recherche für Sie ausgelotet – zum Echo geht’s hier. | |||
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Zu den Absurditäten der Lockdown-Politik: Während den einen wie Barbarossa die Bärte durch den Tisch wachsen oder wie Rapunzel das Haupthaar als Aufzugseil dient, weil Barbiere und Friseure nicht an sie herandürfen, lassen sich andere lässig die Lippen aufpumpen oder die Hängehaut hinter den Ohren festtackern: „Schönheitsoperationen werden zum Corona-Trend“, verkündet das senatsoffizielle Portal berlin.de – und die Ku’damm-Praxis „Medicalthree“ jubelt, mit Kussmund verziert: „Wir haben wieder geöffnet!“. Kleiner Blick aufs Menü, durch das uns ein „Jan Rüdiger“ führt: Die „Fettwegspritze für die klassische Reiterhose“ ist „schon ab 399 Euro“ zu haben, die Eigenbluttherapie „Vampirlifting“ (klein) für 299 Euro. Gratis dazu gibt’s von „Dr. Anastasia“ und „Dr. Valentina“ ein genormtes „Super“-Implantat im Sprachzentrum, wie das Gästebuch offenbart (wo den Patientinnen bis auf den ersten Buchstaben auch gleich der Nachname weggelasert wurde): Danijela K.: „Alles super...immer wieder gerne!“ Miriam K.: „Alles supi, wie immer!“ Jamie-Lee S.: „Alle waren super lieb!“ Sirin S.: „Sie machen ihre Arbeit wirklich super!“ Ewa B.: „Alles super verlaufen!“ Angelina S.: Alles super wie beim 1. Mal.“ Cemile K.: „Super süüsse Betreuung.“ Ornella E.: „Super happy mit dem Ergebnis.“ Katarzyna K.: „Es lief alles super.“ Alexandra J.: „Es war alles super.“ Manuela K.: „Wirklich super nettes Team.“ Sabine K.: „Eine super gute Beratung.“ Dalia M.: „Wie immer alles super.“ Übrigens: Wenn Sie „suuuper“ sagen, haben Sie auch ganz ohne Botox einen super Kussmund. P.S.: Dieser kostenlose Tipp wurde Ihnen präsentiert vom Checkpoint-Beauty-Studio. Anmeldungen unter checkpoint@tagesspiegel.de (bitte Schönheitswunsch angeben). | |||
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Zum Checkpoint-Politik-Rätsel – wer hat in dieser Woche bei der Digitalkonferenz „Europe 2021“ (organisiert von „Zeit“, „Tagesspiegel, „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“) gesagt: „Wir wissen was zu tun ist, allein der politische Wille fehlt.“ Ja, kaum zu glauben, aber das Zitat stammt von Gerd Müller, im achten Jahr Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im Gespräch, das ich mit Müller am Dienstag in der RBB-Dachlounge führen konnte, zeigte sich der Minister, der an seinem Wohnort im Allgäu wegen des Klimawandels „inzwischen Ananas züchten“ kann, als verzweifelter Optimist: Die Lobbyverbände der globalen Wirtschaft sind seinen Worten zufolge so stark in den Regierungen vernetzt, dass sie verhindern können, die Nachhaltigkeitskapitel in internationalen Freihandelsvereinbarungen nachprüfbar zu verfestigen. Die Folge: „Erst sterben die Tiere, dann die Pflanzen, dann der Mensch.“ Dennoch (oder besser: deswegen) pflanzte der Katholik Müller vor seinem Austritt aus der Regierung (zur Bundestagswahl hört er auf) noch einen politischen Apfelbaum: die „Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima“, in der sich bereits fast 900 Unternehmen, Vereine, Verwaltungen, Organisationen und Privatpersonen engagieren. Ihr Ziel: immer mehr klimaneutrale Inseln zu schaffen, die solange zusammenwachsen, bis sie irgendwann keine mehr sind. | |||
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Außerdem heute mit Checkpoint-Abo (integriert bei Tagesspiegel Plus): + Welches Bezirksamt seinen Ordnungsamts-Leuten jede Woche 40 Kilo Obst spendiert + Wieso der Senat eine „Eingewöhnungsstrategie“ für die Kita nach der Wiedereröffnung baucht + Wie viele Impfdosen in Berlin tatsächlich bereits gespritzt wurden + Warum ein FU-Team vom OSI einen Nato-Hackathon gewann + Welche Bars und Restaurants wegen der Corona-Krise zum Verkauf stehen + Woran die „Migrantenquote“ gescheitert ist + Wie die Polizei mit der „Schießkinotechnik“ besser treffen lernen will (und wie hoch die „unabsichtliche Schussabgabe“ ist) + Gute Nachrichten für Hertha-Fans + Iggy Pop bezieht einen Thron im bayerischen Wald + 48 Stunden Berlin: Mit Thomas Wochnik durchs Wochenende + Das Berlin-Rätsel Zur Anmeldung für den kostenlosen Probemonat geht’s hier. | |||
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