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| Paul Celan schrieb einst ein âCoronaâ-Gedicht / Foto: dpa; Collage Jessy Asmus |
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Liebe Leserin, lieber Leser, |
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als pflichtbewusste Ãsterreich-Korrespondentin höre ich natürlich, so oft es geht, das âMorgenjournalâ von Ã1, um zu erfahren, was der Tag bringt. Ich will nicht behaupten, dass ich schon um sieben Uhr morgens an nichts anderes als an Ãsterreich denken kann, aber es ist eine Arbeitserleichterung. AuÃerdem schalte ich oft ein paar Minuten vorher ein und höre in die âGedanken für den Tagâ hinein. Vor zwei Wochen zum Beispiel erzählten junge syrische Flüchtlinge davon, wie sie in der neuen Heimat, die sich nicht wie eine Heimat anfühlen will, aufgenommen wurden; die kurzen Texte waren schlicht, rührend, traurig, poetisch, voller Heimweh nach einer verlorenen Welt. Stimmen, die man viel zu selten hört. In dieser Woche habe ich das Radio sogar immer extra früh angemacht. Der Literaturkritiker und Ãbersetzer Cornelius Hell sprach über Paul Celan. Der Dichter aus dem einst rumänischen, heute ukrainischen Czernowitz, der mit der âTodesfugeâ berühmt wurde und unvergleichlich anrührende, groÃartige Verse geschrieben hat, wäre am vergangenen Montag hundert Jahre alt geworden. Er hat nur einige wenige Monate seines viel zu kurzen Lebens, das 1970 in der Seine in Paris mit einem mutmaÃlichen Suizid endete, in Wien verbracht â vom Winter 1947 bis zu seiner Weiterreise nach Paris im Sommer 1948. Susanne Ayoub hat dazu im Standard einen klugen Text geschrieben; so schildert sie Celans Ankunft: âIn einer eisigen Dezembernacht des Jahres 1947 überschreitet der Dichter Paul Celan, vermutlich mithilfe eines Schleppers, illegal die österreichische Grenze. Hinter ihm liegt nicht nur ein viele Wochen dauernder FuÃmarsch seit seiner Flucht aus Bukarest, sondern mehr: Verlust der Heimat, Zwangsarbeit im rumänischen Arbeitslager, Trauer um die ermordeten Eltern.â Tod, Flucht und Vertreibung haben auch einige der traumatisierten syrischen Flüchtlinge erlebt, die vor zwei Wochen im ORF ihre Geschichten mehr andeuten als erzählen konnten; Celan tat das mit seinen Gedichten. In Wien wurden sie anfänglich in der Kulturzeitschrift Plan veröffentlicht; den nach seiner Abreise publizierten Band âDer Sand in den Urnenâ lieà er wegen schlechter Druckqualität und sinnentstellender Fehler leider empört einstampfen. Es gab auch gute Tage: Er lernte, 27-jährig, die junge Ingeborg Bachmann kennen und lieben, durchwanderte mit ihr Mal um Mal den Stadtpark, und sie erinnert sich Jahre später: âIch werdâ gewiss nie mehr durch den Stadtpark gehen, ohne zu wissen, dass er die ganze Welt sein kann, und ohne wieder der kleine Fisch von damals zu werden.â Celan schrieb in dieser Zeit sein Gedicht âCoronaâ, das er 1952 in dem Band âMohn und Gedächtnisâ veröffentlichte. In den âGedanken für den Tagâ zitierte Hell daraus nur wenige Worte, deshalb habe ich es nachgelesen. Es ist wunderschön, und wie so oft dachte ich: Ich sollte häufiger Gedichte lesen. Es passt zum Herbst, zur Pandemie, zur allgemeinen Stimmung von Trauer, Ratlosigkeit und Verlust, und beginnt so: âAus der Hand friÃt der Herbst mir sein Blatt. Wir sind Freunde. Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn: die Zeit kehrt zurück in die Schale.â Was mir aber vor allem und wie ein Widerhaken im Gedächtnis bleibt, ist nach einer Woche Celan vor allem ein Satz, der seine Zeit in Wien zusammenfasst: âEr hat sich nicht zugehörig gefühlt.â Wenn schon wegen des Lockdowns die Geschäfte und damit die Buchläden geschlossen sind, kann man seine Zeit wunderbar im Netz mit Celan verbringen oder bei einem Buchhändler seines Vertrauens ein paar Gedichtbände bestellen. Das Gedicht âCoronaâ endet übrigens so: âEs ist Zeit, daà man weiÃ. Es ist Zeit, daà ein Stein sich zu blühen bequemt, daà der Unrast ein Herz schlägt. Es ist Zeit, daà es Zeit wird. Es ist Zeit.â Schönes Wochenende!
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| | | Cathrin Kahlweit SZ-Korrespondentin in Wien |
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PS: Obwohl Reisen derzeit schwierig bis unmöglich ist, setzt das SZ-Magazin die Reihe âHotel Europaâ fort â damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Lesen Sie hier die Empfehlung von David Pfeifer für das Wiener Hotel âMax Brown 7th Districtâ, für ihn wie ein Besuch in Hipsterhausen. |
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Hohe Infektionszahlen und früherer Start der Massentests | Die Zahl der Corona-Fälle ist weiter hoch: An diesem Freitag wurden 4.954 neue Fälle innerhalb der letzten 24 Stunden gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der positiv diagnostizierten Fälle in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner, liegt bei 384; zum Vergleich: in Deutschland liegt dieser Wert bei 150. Knapp 2900 Menschen sind in Ãsterreich bislang in Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Die angekündigten Massentests finden früher statt als ursprünglich geplant: Den Anfang will Wien am 2. Dezember machen, die weiteren Bundesländer folgen.
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| | | Der lachende Dritte | Merkel würde Skifahren in Mitteleuropa am liebsten vorläufig verbieten, Ãsterreich schäumt â und es gibt auch schon einen, der sich freut. Von Thomas Kirchner und Cathrin Kahlweit | | |
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| Misstrauen ist besser | Es ist verständlich, wenn deutsche Politiker vor einer Eröffnung der Skisaison in Ãsterreich warnen. Denn die Pistengaudi könnte direkt in den nächsten Lockdown führen. Von Alexandra Föderl-Schmid | | |
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| Nichts gelernt aus Ischgl | Koste es, was es wolle: Ãsterreich will, dass die Skishow weitergeht. Das ist unverantwortlich und unsolidarisch. Von Dominik Prantl | | |
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| âEs lief zu gutâ | In Seefeld in Tirol wurde mitten im Lockdown die erste Loipe eröffnet, mit Abstandsregeln, Tickets und Sicherheitspersonal. Nach drei Tagen musste sie wieder geschlossen werden â wegen des Schutzkonzepts. Von Hans Gasser | | |
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| | | âEs gab ein Gefühl der Unverwundbarkeitâ | Warum grassiert die Pandemie in Ãsterreich auf einmal wieder so stark? Ein Gespräch mit Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser â über Sebastian Kurz, dessen Nähe zur FPà und die Frage, wie die geplanten Massentests ablaufen sollen. Von Cathin Kahlweit | | |
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| Skiurlaub trotz Pandemie? | Italiens Regierung will Skigebiete lieber geschlossen halten, auch Bayerns Ministerpräsident plädiert dafür. Ãsterreich reagiert empört. Und was meinen Sie? | | |
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Mein Ãsterreichisch | Oaschtschölch* etwas ist von Anfang an schiefgelaufen
| | August Schmölzer Schauspieler Aktuell ist der Steirer in dem Film âEiner wie Erikaâ über den ehemaligen Skirennläufer Erik Schinegger in der ARD-Mediathek zu sehen. * Der Begriff kommt aus der Weststeiermark und setzt sich zusammen aus den beiden Wörtern Oascht (Anfang) und schölch (schief). Welches ist Ihr österreichisches Lieblingswort? Verraten Sie es uns bitte per Mail an oesterreich@sz.de Hier finden Sie eine Auswahl aller Einsendungen. |
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| | | Schlagzeuger und Leitartikler | Der Salzburger Martin Grubinger ist ein weltberühmter Percussionist. Und seit knapp zwei Jahren schreibt er eine Kolumne in der populistischen Kronen Zeitung. Wie er damit die Politik aufmischt. Von Cathrin Kahlweit | | |
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| Frau attackiert Rabbiner | Eine Unbekannte hat in Wien einen Rabbiner mit einem Messer bedroht, ihm die Kippa vom Kopf gerissen und antisemitische Beleidigungen gebrüllt â dann flüchtete die Täterin. Passanten kamen dem Angegriffenen offenbar nicht zu Hilfe. Von Johanna Bruckner und Oliver Das Gupta | | |
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| Fugging nicht lustig | Der Ort Fucking im Innviertel hat genug von SpaÃtouristen und blöden Witzen. Der Gemeinderat hat deshalb beschlosssen, das das Dorf künftig Fugging heiÃt. Was sagen die Bürgermeister aus Petting und Poppendorf dazu? Von Oliver Klasen | | |
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| Gewehr im Geweih | Tschechien Wie ein Hirsch im Böhmerwald auf einen Jäger traf und nicht etwa das Weite suchte â sondern ihn entwaffnete. Von Oliver Klasen | | |
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| | | Als der kleinste Kanton aufatmete | Schweiz Erst vor 30 Jahren erhielten Frauen in Appenzell Innerrhoden das kantonale Stimmrecht. Viele Männer waren damals erleichtert, dass ein Bundesgericht ihnen die Entscheidung abgenommen hatte. Von Isabel Pfaff | | |
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| | | Heilige Unmoral | Italien Der Peterspfennig ist für die Armen gedacht, zuletzt flossen aber Millionen in Luxusimmobilien. Ãber Kardinäle, Villen und einen Mann, der mehr über die Mafia wissen wollte â und im Vatikan landete. Von Oliver Meiler | | |
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Kochen mit Elisabeth Grabmer |
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| Käsespätzle | Die Spitzenköchin aus Oberösterreich verrät, wie sie dieses Traditionsgericht zubereitet. | | |
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Tipp von Cathrin Kahlweit |
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| | âSie packen ausâ von Mathilde Schwabeneder | | Eine Empfehlung, die über die Landesgrenzen hinausreicht: Die Oberösterreicherin Mathilde Schwabeneder, lange Jahre ORF-Korrespondentin in Rom, porträtiert in ihrem Buch âSie packen ausâ neun Frauen, die in Italien gegen Verbrecherbanden aufstehen und gibt Einblicke in eine verschlossene Welt, wie Sie auch hier in der Rezension von Alexandra Föderl-Schmid lesen. | |
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