Liebe Frau Do, heute steht die „Stimme des Westens“ wieder ganz im Zeichen der Corona-Krise. Gestern hat der Bundestag die Aufnahme neuer Schulden in Höhe von 156 Milliarden Euro verabschiedet. Vorgelegt hatte den historischen Nachtragshaushalt Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz. In einem Interview mit unserer stellvertretenden Chefredakteurin Eva Quadbeck und unserer Finanz-Korrespondentin Birgit Marschall spricht der Sozialdemokrat über die Krise, für ihn „die größte wirtschaftliche Herausforderung in der Geschichte der Bundesrepublik“. Die schwarze Null ist binnen weniger Wochen zu einer schwachen Erinnerung verblasst. Nicht nur die Summen, um die es geht, sind beispiellos, sondern auch wie der Bundestag darüber debattiert hat: mit einem Sicherheitsabstand zwischen den Abgeordneten. Und die Bundeskanzlerin hat nicht gesprochen, Angela Merkel befindet sich weiterhin in häuslicher Quarantäne. Unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz war dabei und schildert ihre Eindrücke. Interessant finde ich die aus Politikermund ungewohnten Eingeständnisse, dass man Fehler machen werde, einem aber keine andere Wahl bleibe. Ob wir das in ein paar Jahren immer noch so sehen werden? Wenn Ihnen bei 156 Milliarden Euro schon schwindelig wird, dann lassen Sie uns kurz in die USA schauen. Wenige Stunden bevor der Bundestag seinen Nachtragshaushalt verabschiedet hat, war Donald Trump am Zug. Der Präsident kündigte ein Konjunkturpaket im Volumen von zwei Billionen (!) Dollar an. Für mich liegt eine gefährliche Macht in solchen Riesenzahlen, wie ich in meinem Leitartikel schreibe. Als die Finanzkrise ausbrach, war plötzlich kaum noch von Millionen die Rede, sondern nur noch von Milliarden. Die Corona-Krise katapultiert die Welt wiederum in eine neue finanzielle Dimension. Mit seinem Gastbeitrag zur Corona-Bekämpfung, auf den ich gestern hingewiesen habe, hat der Düsseldorfer OB erreicht, dass über ihn geredet wird – allerdings überwiegend kritisch. Ein Leser schrieb mir, er lese Thomas Geisels Botschaft so: „Isoliert die Alten, damit bald wieder die Spaßgesellschaft Fahrt gewinnen kann.“ Wir hatten uns zur Veröffentlichung des Beitrags entschieden, weil er eine Position in einer notwendigen politischen Debatte darstellt: Tun wir das Richtige? Unser Politik-Chef Martin Kessler und unsere Düsseldorfer Lokal-Chefin Nicole Lange haben die Reaktionen auf Geisels Vorstoß zusammengefasst. Auf unserer Seite finden Sie natürlich auch den Gastbeitrag von Thomas Geisel und einen weiteren seiner FDP-Herausforderin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Genug für heute. Wenn Sie etwas Abwechslung zwischen Homeoffice und Kontaktsperre brauchen, scheint die neue Netflix-Serie „Unorthodox“ eine Option zu sein. Unser Rezensent Martin Schwickert findet sie jedenfalls großartig. Erzählt wird, wie sich Deborah Feldman abwendet von ihrem Leben unter ultraorthodoxen Juden, in das sie hineingeboren wurde. Maria Schrader, eine herausragende Schauspielerin und Regisseurin, hat den autobiografischen Debütroman der 33-Jährigen inszeniert. Ich bin sehr gespannt. Starten Sie so unorthodox in den Tag, wie Sie mögen – und haben Sie Freude dabei. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |