Liebe/r Leser/in, fühlen auch Sie manchmal diese Schwere in den Lidern? Jene Duldungsstarre, in die man zu verfallen droht, sobald man Worte wie „Mutanten" oder „7-Tage-Inzidenz" vernimmt? Dann spüren auch Sie erste Symptome der „Corona-Fatigue“.
Als „Fatigue“ bezeichnet die Wissenschaft eine unspezifische, chronische Erschöpfung, „Corona-Fatigue“ ist die Müdigkeit, die den Einzelnen und die Gesellschaft nach einem Jahr Pandemie quält. Das Tunnelgefühl, die kollektive Ermattung, ja, lassen Sie es mich aussprechen: die Freudlosigkeit, die über den leeren Innenstädten mit ihren geschlossenen Läden, Kneipen, Kinos etc. liegt.
Natürlich sind auch Politiker, Virologen und sonstige Experten in besonderem Ausmaß von dieser Fatigue befallen. Tag für Tag müssen sie in virtuellen Konferenzen, Hintergrundrunden und Talkshows den sich kaum verändernden Fakten und dem allgemeinen Nicht-genug-Wissen neue Aspekte abgewinnen. Kein Wunder, wenn die Mundwinkel in solchen Diskussionen nach unten zeigen, da hilft auch kein "Candy Crush".
Wenn heute seit 14 Uhr Bundeskanzlerin, Bundesminister, die Ministerpräsidenten, Vertreter der Impfstoffhersteller sowie der EU-Kommission beim Impfgipfel einen Weg aus dem Impfdesaster suchen, erhoffe, nein: erwarte ich, dass der Teufelskreis der Trägheit durchbrochen wird, der uns den unerträglichen Mangel an Vakzinen eingebracht hat. Als sinnvollste nicht medikamentöse Therapie bei Fatigue empfehlen Mediziner Bewegung. Körperliche und vor allem geistige. Neue Wege suchen, Entschlossenheit unf Flexibiliät. Das gilt auch für Corona-Fatigue. Und ganz besonders für Corona-Politiker. |