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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 30.10.2020 | Viel Regen und Wind bei max. 13°C.. | ||
+ Kinder-Sport bleibt erlaubt: Das sind die neuen Regeln für Berlin + Gebrüll, Brandsätze, Klagen: Der Protest gegen die Corona-Regeln wächst + BER: So feiert die Flughafengesellschaft die Eröffnung + |
von Felix Hackenbruch |
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Guten Morgen, Berlin steht ein einsamer November bevor. Theater, Opern, Kinos, Museen, Galerien, Bars, Kneipen, Fitnessstudios, Schwimmhallen, Gedenkstätten, Tanzstudios, Saunen, Dampfbäder, Spielbanken, Freizeitparks, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Bowlingbahnen, Tattoo-Studios, Bordelle und das Zoo-Aquarium sind ab Montag geschlossen. Das beschloss der Senat gestern Nachmittag in seiner Sondersitzung und folgte damit weitestgehend den Beschlüssen der Bundeskanzlerin und der Länderchefs von Mittwoch. Die Regeln gelten bis zum 30. November, nur ein paar Ausnahmen gewährt R2G seinen Bürgern: Musik- und Volkshochschulen bleiben offen, ebenso Archive, Bibliotheken, Zoo, Tierpark und Friseure. Zudem dürfen Kinder bis 12 Jahren im Freien in festen Kleingruppen Sport betreiben. Doch ansonsten bleibt von der Stadt der Freiheit nichts übrig. Die Maßnahmen klingen hart, die aktuellen Corona-Zahlen sind noch härter: Am Donnerstag wurden 1131 Neuinfektionen gemeldet, die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 155,6 und am erschreckendsten: Nur 12 Prozent aller Intensivbetten, insgesamt 156 Stück, sind in Berlin noch frei. Einige Krankenhäuser haben deshalb wieder begonnen, planbare OPs zu verschieben. „Wir können die Infektionsherde nicht mehr nachvollziehen. Man hat das Gefühl, dass es durch alle Ritzen dringt“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Etwas Kritik an den eigenen Regeln übte Kultursenator Klaus Lederer (Linke): „Wenn ein Staat von seinen Bürgern erwartet, auf jegliche kulturelle Teilhabe zu verzichten, finde ich das schon richtig krass. Wie soll man erklären, dass jemand nicht in eine Galerie gehen darf, sich aber in einer Shoppingmall rumtreiben kann?“ Die Antwort kennt wohl nur der Kapitalismus. | |||
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Anders als im Frühjahr bleiben Kitas, Geschäfte und Schulen (170 jedoch mit Maskenpflicht) offen und auch sonst unterscheidet sich dieser Lockdown von seinem Vorgänger. Die Kritik an den erneuten Maßnahmen ist vom leisen Murren zum lauten Protestgeschrei angeschwollen. Während AfD-Politiker im Bundestag brüllen, zünden Corona-Leugner inzwischen Brandsätze. Andere wollen gesitteter und mit rechtlichen Mitteln gegen das Runterfahren vorgehen. „In den vergangenen 48 Stunden wurden wir überflutet mit Anrufen und Mails“, sagt Anwalt Niko Härting. Er hatte zuletzt dutzende Gastronomen erfolgreich bei Klagen gegen die Sperrstunde vertreten. Rund 200 Anfragen für rechtlichen Beistand gegen die geplanten Schließungen gebe es bereits. Heute sollen die ersten Klagen fertig gemacht werden. Härting argumentiert mit verfassungsrechtlichen und verhältnismäßigen Gründen und sieht gute Chancen auf Erfolg. Die Verordnungen seien juristisch stümperhaft. „Sie sind so schlecht gemacht, dass wir Juristen teils nicht wissen, was damit gemeint ist“, sagt Härting. Auch für die Polizei seien die Verordnungen eine „Zumutung“. „Es ist eine Frage der Zeit, bis Gerichte das kippen werden.“ | |||
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„Keine Klagewelle“ erwartet dagegen Friedhard Teuffel, Ex-Tagesspiegler und jetziger Direktor des Landessportbundes Berlin, dem Dachverband für rund 2500 Vereine mit mehr als 650.000 Mitgliedern. Die seien nach den Beschlüssen der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten total enttäuscht. „Wir haben alles gegeben und wurden trotzdem disqualifiziert. Dabei haben wir im Sport kein signifikantes Infektionsgeschehen“, sagte Teuffel. Der Sport sei keine „Virenschleuder“, sondern diene der Gesundheit und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dass in Berlin Kinder bis zwölf Jahre in festen Gruppen (max. 10 P.) im Freien trainieren dürften, sei immerhin „ein gutes Signal“. | |||
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„Wir machen einfach auf“, sagt Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup seit Wochen mantraartig zur BER-Eröffnung. Partystimmung kommt angesichts verdreifachter Baukosten, einem Jahrzehnt Verspätung, einem Milliarden-Finanzloch und Corona eh nicht auf, aber eine kleine Feier gönnt sich die FBB dann doch. 50 Gäste habe man eingeladen, sagt Flughafen-Chef Daldrup im Checkpoint-Podcast (s.u.). Wer genau kommt, ist streng geheim. Nach CP-Informationen sind neben FBB-Geschäftsführung (3 P.) und FBB-Aufsichtsrat (19 P.) auch die Airline-Chefs von Lufthansa und Easyjet am Start, außerdem wollen der Regierende Michael Müller, Brandenburgs MP Dietmar Woidke (beide SPD) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kommen. Auch einige Vorgänger von ELD werden erwartet. Ob, wie bis zuletzt geplant, auch Flughafen-Parlamentarier von Bund, Berlin und Brandenburg, sowie Spitzenvertreter der Wirtschaft durch die Sicherheitsschleuse kommen, ist unklar. Vielleicht werden auch Streichhölzer gezogen. Und was passiert nach dem Türsteher? Werfen wir doch mal einen Blick in den vorläufigen internen Ablaufplan: 11-12 Uhr: Individuelle Anreise der geladenen Gäste 13:40 Uhr: Ankunft im Mainpier, Stehempfang inkl. Catering 14 Uhr: Doppellandung der beiden Maschinen von Easy-Jet und Lufthansa 14:10 Uhr: Begrüßung der Flugzeuge am BER. „Es wird ein Medienbild mit beiden Flugzeugen vor dem Terminal erzeugt, bei dem der BER-Schriftzug deutlich erkennbar wird.“ 14:30 Uhr: Begrüßung durch ELD, Müller, Woidke und einen Vertreter des Bundes 14:33 Uhr: Gemeinsames Foto: „Die Beteiligten der Begrüßung stellen sich für Grußworte vor der LED-Wand auf.“ 15:10 Uhr: „Lounges: Die von der FBB geladenen Gäste begeben sich nach dem Ende der Begrüßung in die drei Flughafenlounges.“ Was in den Lounges passiert, verrät das interne Papier nicht. Wahrscheinlich nach dem Motto. „What happens in Vegas, stays in Vegas.“ | |||
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Noch mehr BER-Interna hat Flughafenchef Lütke Daldrup meinen Checkpoint-KollegInnen Ann-Kathrin Hipp und Lorenz Maroldt in der Podcast-Sonderfolge „Eine Runde BERlin“ verraten. Darin spricht er über die „harte Zeit“, Befindlichkeiten politischer Akteure und Zukunftspläne für die Flughafen-Stadt gesprochen. ELD erklärt, was er anders gemacht hat, als seine Vorgänger, warum sich der Flugverkehr in der tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg befindet und wieso er überzeugt davon ist, dass der BER in Berlin trotz allem „populär“ werden wird. Außerdem sagt er den schönen Satz: „Ein Flughafen macht immer Spaß.“ Jetzt auf Spotify, Apple Podcasts, Tagesspiegel.de und überall, wo es Podcasts gibt. Hörempfehlung für den Countdown. Noch ein Tag bis zum Start… | |||
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