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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 27.07.2020 | Meist bewölkt bei sommerlichen 28°C. | ||
+ Trotz Ankündigung noch keine Corona-Tests an Berliner Flughäfen + Der frühere SPD-Vorsitzende und Regierende Bürgermeister Hans-Jochen Vogel ist tot + Fuchs klaut mehr als 100 Schuhe in Zehlendorf + |
von Felix Hackenbruch |
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Guten Morgen, wieder einmal sind auf Berlins Straßen sechs Menschen verletzt worden, drei von ihnen schwer. Am Bahnhof Zoo raste am Sonntagmorgen ein 24-Jähriger mit einem SUV und 0,7 Promille in eine Gruppe Passanten. Ein Unfall, wie die Polizei bald klarstellte. Am Abend hieß es dann aus dem Polizei-Präsidium: Der 24-jährige Fahrer soll entweder in frustriert-aggressiver Stimmung oder sogar in suizidaler Absicht durch die Stadt „geballert“ sein. Schnell äußerte sich zu dem Fall auch Charlottenburg-Wilmersdorfs Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD): „Erleichtert“ sei er, dass es „kein politisch oder religiös motivierter Anschlag“ war. Es klingt wie: Verkehrsunfälle sind tragisch, aber sie gehören eben dazu. Dabei ist es den Opfern vermutlich egal, ob sie von einem Raser oder einem Terroristen umgefahren werden. Seit Jahren fließen Milliarden in die Terrorbekämpfung, Geheimdienste werden gestärkt, Kriege geführt, die Sicherheit mit immer mehr Kontrollen, Daten, Waffen und Schutzausrüstung garantiert. Anstatt „erleichtert“ über einen Raser-Unfall zu sein, könnte die Politik beginnen, ebenso entschlossen Fußgänger und Radfahrer vor motorisierter Gewalt zu schützen. Mit gesicherten Wegen, Tempolimit, mehr Kontrollen und vielleicht ja auch einer Debatte, warum wir eigentlich Geländewägen in deutschen Innenstädten brauchen? | |||
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Die Maßnahmen „müssen durchsetzbar und durchhaltbar sein“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller im März über die Corona-Regeln. Es scheint, als funktioniere beides immer weniger. Am deutlichsten zu beobachten, war dies am Wochenende mal wieder in der Hasenheide. Seit Wochen wird dort gefeiert, die Polizei wollte entschlossen durchgreifen, aber irgendwie gelang es 3000 Partywütigen bis in den frühen Morgen ohne Abstand, ohne Maske, dafür aber mit mindestens vier Anlagen und viel Müll zu feiern. Erst um 4:30 Uhr war – durch den Einsatz von Hunden und 70 Beamten – Ruhe. „Zutiefst asozial“, schimpfte der CDU-Stadtrat Falko Liecke, doch die Politik wirkt macht- und hilflos. „Wir werden weiter keine Raves tolerieren, aber wir können auch nicht für zwei Millionen Euro einen Zaun um den Park bauen“, sagte der Sprecher des Neuköllner-Bezirksbürgermeisters. Um Anwohner zu schützen, wolle man nun prüfen, ob Teile des Tempelhofer Feldes für Raves genutzt werden könnten. Indes hält der tägliche Lagebericht des RKI fest: Die Zahl der Kreise ohne Covid-Fälle geht zurück, parallel steigen die Inzidenzen in vielen Bundesländern. „Dieser Trend ist beunruhigend“, heißt es im Bericht. Mehr als 800 neue Fälle wurden am Samstag gemeldet. In Berlin stieg der R-Wert am Sonntag auf 1,42. | |||
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In Brandenburg, wo Platz zum Feiern wäre, fehlt es dagegen an Publikum. Auf dem alten Flugplatz in Niedergörsdorf hatte am Wochenende das Festival „Addicted to Music“ begonnen. Platz für 1000 Zuschauer, alles coronakonform mit Abstand. Doch nach den nicht ausverkauften Auftritten von Nena und Mia war bereits Schluss. Auf ihrer Homepage schrieben die Veranstalter am Sonntag: „Unser Versprechen war es, den Festivalsommer 2020 zurückzubringen. (…) Dies wurde leider nicht so angenommen, wie wir es uns erhofft haben.“ Einige Konzerte sollen verschoben, andere abgesagt werden. Dazu nochmal Nena: Nur geträumt. | |||
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Seit zehn Tagen hat CP-Leser Holger Holzschuher seine 97-jährige Mutter nicht besuchen dürfen. Die demente Dame steht nach einem Krankenhausaufenthalt in ihrem Pflegeheim in Lankwitz unter Zwangsquarantäne – obwohl sie bei ihrer Einweisung und kurz vor der Entlassung jeweils negativ auf Covid-19 getestet wurde. „Sie ist in Gefangenschaft“, sagt Holzschuher. Am Telefon verstehe sie ihn nicht, frage ständig, wann er wiederkomme. Vor Corona habe er seine Mutter täglich besucht, zuletzt jeden zweiten Tag. Doch nun verweigert das FSE-Pflegeheim dem 69-Jährigen den Zugang. Zehn Tage Quarantäne, dann ein dritter Test. „Wir richten uns ordnungsgemäß an die notwendigen Vorgaben“, hat ihm die Leiterin via Mail mitgeteilt. Eine CP-Anfrage blieb unbeantwortet. Holzschuher hat sich nun einen Anwalt genommen. „Es geht um nicht weniger als die Verweigerung eines elementaren Grundrechts und den Diebstahl letzter Lebenszeit.“ | |||
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Kleine Raterunde: Wer sagte: „Friedrich Merz bringt aus meiner Sicht das mit, was unser Land und die CDU jetzt brauchen. Er spricht eine klare Sprache und er hat ein erkennbares Profil.“ Na? Richtig. Am 13. Februar hatte sich Berlins CDU-Chef Kai Wegner in der „SZ“ für Merz als CDU-Chef festgelegt. Fünf Monate später klingt es nun so: „Nicht erst seit der Corona-Pandemie haben sich Jens Spahn und Markus Söder als starke Führungspersönlichkeiten bewiesen, die der Union Gesicht und Profil geben“, sagte Wegner dem Tagesspiegel. Zu Merz kein Wort. Ein Berliner, der sich einen Bayer wünscht? Wer genau aufgepasst hat, hätte es schon im Mai ahnen können. Damals reiste Wegner im Zuge der „Guerilla-Aktionen“ mit einem Transporter nach München und warb großflächig: „Auf geht’s nach Berlin.“ | |||
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Unterm Mietendeckel köchelt es nicht nur, es brodelt. Eine exklusive Tagesspiegel-Datenanalyse des Portals wenigermiete.de zeigt, welche Vermieter die Mieten in der Stadt in die Höhe treiben. Mehr als 5000 Fälle wurden dafür ausgewertet, Mieten von über 16 Euro pro Quadratmeter festgestellt, wo laut Mietspiegel ortsüblich nur halb so viel Miete bezahlt wird. Auffällig: Je kleiner die Wohnung, desto höher die Quadratmeterpreise. Angeschriebenen Firmen wiesen jedoch den Vorwurf zurück, zu hohe Mieten zu verlangen. Das lesenswerte Stück unseres Daten-Teams finden Sie hier. | |||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Den Auftakt dieser Woche machen wir (Team Checkpoint). Breaking News von Team Checkpoint Er hatte genug von dieser Stadt. Irgendwann reichte es, ein Mensch kann nicht alles ertragen. Dass Marie ihn aus SEINER Wohnung geworfen und er seit fünf Monaten nur Zwischenmieten bei mitunter sehr merkwürdigen Menschen (da wären etwa Eichhörnchen-Olli, Party-Petra und Ordnungsamt-Bert!) gefunden hatte: geschenkt. Dass er heute morgen auf dem Weg zur Arbeit zweimal von hupenden Autos fast überfahren worden war, von Fußgängern angebrüllt und selbst nur schreiend durch den verdammten Stoßzeitstau auf der verdammten Sonnenallee gekommen war: Standard. Aber dass er in seinem Büro – vielleicht muss man an dieser Stelle erwähnen, dass er die Poststelle des Regierenden leitete – einen solchen Brief erhalten und lesen musste, war an Berlin-Dreistigkeit kaum noch zu überbieten... Und jetzt sind Sie gefragt – Wie soll es weitergehen? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung (maximal 600 Zeichen) bis spätestens heute um 16 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de. Die beste Idee veröffentlichen wir morgen im Newsletter. Und die gesamte Geschichte (deren Ende wiederum wir am Freitag schreiben) lesen Sie am Wochenende im Tagesspiegel und auf Tagesspiegel.de. | |||
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Hans-Jochen Vogel hatte über die Jahrzehnte so ziemlich jedes politische Amt inne: Münchner OB, mehrere Ministerposten, SPD-Chef, Kanzlerkandidat, Regierender Bürgermeister in Berlin, Bundestagsabgeordneter für Neukölln. Überall hinterließ er Spuren. „Man muss von Politikern erwarten können, dass Wort und Tat übereinstimmen“, sagte Vogel einmal – und auf niemanden traf es wohl so zu wie ihn. Bis ins hohe Alter blieb er fleißig, diszipliniert und korrekt. Im Alter von 94 Jahren ist er am Sonntag gestorben. Den Nachruf „Ein Meister der Pflicht“ von Ex-Tagesspiegel-Herausgeber Hermann Rudolph lesen Sie hier. | |||
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