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  Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 28.11.2020 | Bewölkt, leichte Schauer möglich bei maximal 5°C.  
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Lorenz Maroldt
von Lorenz Maroldt
  Guten Morgen,

Weihnachten ist in diesem Corona-Jahr mit einer Bedeutung und damit auch Erwartung aufgeladen worden, die kaum zu erfüllen ist. Seit dem Frühherbst lockt die Politik mit der Aussicht auf die Familienzusammenführung zum Fest, als Belohnung fürs Wohlverhalten bei den Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben. „Wichtiger denn je“ sei diesmal Weihnachten, das „die Kraft der Hoffnung“ habe, sagt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Vom „härtesten Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben“, sprach pathetisch Ministerpräsident Armin Laschet. Und in Berlin, das wissen wir jetzt, wird es noch ein bisschen härter als anderswo: Nur fünf Personen dürfen hier privat zum Feiern an den Weihnachtstagen zusammenkommen, nicht zehn wie in anderen Bundesländern.

Die Verordnungen und Ausnahmeregeln sowie ihre offensichtlichen Widersprüche sind damit als Gesprächsthema am Gabentisch gesetzt. Fünf Partypeople aus fünf unterschiedlichen Haushalten mit mannigfachem Infektionsrisiko dürfen gemeinsam feiern, aber die vierköpfige, vorsichtige Familie mit zwei Kindern über 14 Jahren muss sich entscheiden, ob sie Oma oder Opa einlädt – beide zusammen sind verboten. Immerhin: Die siebenköpfige Familie, die in einem Haushalt lebt, ist nicht gezwungen, zwei ihrer Mitglieder zur Bescherung vor die Tür zu setzen. Sie darf nur niemanden sonst hereinlassen, nicht mal den Weihnachtsmann. Aber der Appell, auf Reisen und ein gemeinsames Fest zu verzichten, wird in Berlin konterkariert durch die Erlaubnis, für den Familienbesuch ein Hotel zu buchen. Und wer will, flüchtet ohnehin aus Berlin und trifft die Familie dort, wo die Zusammenkunft von zehn Personen erlaubt ist – zum Beispiel gleich nebenan in Brandenburg.
 
     
 
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  Doch wie in den oft rätselhaften Geschichten der Bibel gilt es auch in der verwirrenden Geschichte der Verordnungen die Botschaft zu sehen, und die hat Michael Müller auf den Punkt gebracht: „Uns darf nicht die Luft ausgehen“ – und das ist wörtlich zu verstehen. Die freie Kapazität zur Behandlung Schwerkranker auf den Berliner Intensivstationen wird immer geringer, die seit November geltenden Beschränkungen haben keine Entlastung gebracht. Ganz Berlin ist ein „Hotspot“, und Corona kennt keinen Weihnachtsfrieden.

Die Berliner Verordnung macht deutlich, dass jetzt keine Zeit ist für eine „Atempause“ von den Anstrengungen des Corona-Lebens. Aber Weihnachten nur zu fünft statt zu zehnt wird das Problem allein nicht lösen. Die Menschen tendieren in den letzten Dezembertagen zur Großzügigkeit; auch auf einen Gast mehr oder weniger kommt es den meisten dann vermutlich nicht an, zumal sie ja wissen: Zum Zählappell unterm Weihnachtsbaum wird der Staat sie nicht rufen. Der Beschluss des Senats hat aber neben dem symbolischen Wert auch einen praktischen: Wer an diesen Heiligen Abend denkt, den plagen oft Gewissensnöte; in vielen Familien herrscht Unsicherheit, in anderen Streit darüber, wie das Fest zu begehen ist. Die strengere Berliner Verordnung gibt den Vorsichtigen gegenüber den Risikobereiten ein starkes Argument in Hand: Wir dürfen das nicht. Das beste Geschenk des Jahres ist diesmal ohnehin die Vorfreude – auf ein Wiedersehen in der Zeit nach Corona.
 
     
 
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  Übrigens: Die neue Corona-Verordnung sollte eigentlich bereits heute in Kraft treten, aber wegen redaktioneller Verzögerungen konnte sie nicht mehr rechtzeitig veröffentlich werden. Neuer Termin: Sonntag.

Dazu auch der Hinweis für Neuberliner: Sie sollten sich nicht darauf verlassen, dass Heiligabend hier wirklich schon am 24.12. stattfindet – die Ankunft des Weihnachtsmanns muss erst im Amtsblatt angezeigt werden.
 
     
 
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  Das ist besser als die „Heute-show“, jubelte der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier über den digital-analogen Hybrid-Landesparteitag seiner Partei, und er resümierte: „Ernsthafte Demokratie und ein bisschen Parodie“. Und tatsächlich: Inmitten der Unterhaltungswüste, in die Corona Berlin verwandelt hat, stellte die SPD in einem beispiellosen Kraftakt ein respektables Programm mit Spurenelementen von videotechnischem Slapstick auf die Bühne.

Anders als sonst konnten sich die Redner nicht am Beifall berauschen – die Delegierten saßen zuhause mit einem Getränk in der Hand vor dem Rechner und kommentierten das Geschehen in privaten Chats und auf sozialen Netzwerken (einen Verlauf des Abend können Sie hier in unserem Blog nachlesen).

Michael Müller verabschiedete sich als Landesvorsitzender, blickte zurück auf seine größten Erfolge (… „und nebenbei haben wir auch 'nen Flughafen fertig gebaut“) – und bekam zum Abschied einen original Willy-Brandt-Warhol geschenkt.Unsere Kollegin Sabine Beikler beschreibt seinen Abgang so: „Michael Müller steht neben dem Bild, freut sich, hält einen Blumenstrauß in der Hand und verlässt das Podium, nachdem er sich eine schwarze Maske aufgesetzt hat.“ So endet eine Ära.

Andreas Geisel persiflierte aus Versehen Rudi Dutschke: „Michael, der Kampf geht weiter!“

Raed Saleh fand, dass es an Zeit war, sich bei den Migrantinnen und Migranten für Thilo Sarrazin zu entschuldigen.

Franziska Giffey tat, was sie am besten kann  als gäbe es ein „Gute-Rede-Gesetz“, schien sie die ganze Welt zu umarmen: „Ich trete an, Ihr könnt Euch auf mich verlassen – egal, was passiert und was die Leute sagen!“

Ein Delegierter beschwerte sich in seinem Wortbeitrag darüber, dass alles, was hinter geschlossenen Türen vertraulich besprochen wird, „immer gleich im Checkpoint steht“. Und weiter: „Das kann doch nicht sein, dass der Checkpoint schreibt, was Kevin (Kühnert) im Landesvorstand sagt!“ Wir schauen gleich noch mal nach… doch, das kann sein.

Die Ergebnisse der Vorsitzendenwahl sollen heute Vormittag bekannt gegeben werden.
 
     
 
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