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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

28. März 2020

Liebe Frau Do,

Donald Trump spricht vom „China-Virus“, und in dieses Horn stößt auch Robin Quinville, Gesandte in der US-Botschaft in Berlin, in ihrem Gastbeitrag bei uns. Die Karrierediplomatin, die seit mehr als 30 Jahren dem Auswärtigen Dienst der USA angehört und derzeit Botschafter Richard Grenell vertritt, zeigt nicht die in ihrem Berufsstand übliche Zurückhaltung. „Die Chinesinnen und Chinesen wissen, dass ihre Regierung für die Pandemie verantwortlich ist.“ Man muss den Text nicht mögen, aber er ist spannend zu lesen. In den USA werden seit einigen Tagen mehr Infizierte als in China gezählt, nämlich rund 94.000. Vor einem Monat sagte Trump, in den USA gebe es 15 Corona-Fälle, und diese Zahl werde binnen „weniger Tage“ auf „nahe null“ sinken.

Anders als Donald Trump ist Angela Merkel derzeit wenig präsent, noch befindet sie sich in häuslicher Quarantäne. Wie die Bundeskanzlerin aus dem Homeoffice regiert, hat unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz recherchiert und aufgeschrieben. Eigentlich macht Merkel das wie immer: gelassen, unaufgeregt und eben ganz anders als ihr britischer Amtskollege Boris Johnson, der positiv getestet wurde und sofort ein Selfie-Video bei Twitter verbreitete. Alle aktuellen Nachrichten finden Sie weiterhin in unserem Corona-Liveblog.

Das Internet hat uns nicht nur die sogenannten sozialen Medien gebracht, sondern vieles in der Gesellschaft ganz tiefgreifend verändert. Dabei hat die Digitalisierung aber gerade erst angefangen. An Schulen läuft das meiste noch wie früher, in diesen Zeiten ein Nachteil. Schon länger beschlossen war, sie in NRW bis nach den Osterferien geschlossen zu halten und erst am 20. April wieder starten zu lassen. Die Abiturprüfungen wurden jetzt verschoben, am 12. Mai soll es losgehen. Ob diese Daten sich halten lassen, muss sich noch zeigen. Leider sind die Schulen eben noch nicht so weit, dass sie eine längere Schließung mit Unterricht per Internet überbrücken könnten.

Leider ist auch Klopapier noch knapp. Ein Leser schrieb, ich solle lieber Toilettenpapier schreiben, und er hat sicher recht. Wolf Schneider, bei dem ich in der Journalistenschule lernen durfte, hat uns einst in der Kunst des Küchenzurufs unterrichtet. Wir sollten etwas so verdichten, wie man es zu Hause durch die geöffnete Küchentür dem Partner oder der Partnerin, Vater oder Mutter, Hund oder Katze zurufen würde. Ich fürchte, da funktioniert das Wort Toilettenpapier nicht. Jedenfalls geht es um die Papierrollen, die wir für die persönliche Hygiene benutzen und die im Moment hoch im Kurs stehen. Für die entspannte Lektüre möchte ich Ihnen unsere kleine Kultur- und Sittengeschichte dieses neuen Luxusguts, aufgeschrieben von Martin Bewerunge, empfehlen.

Wenn uns nur diese kleinen Rollen zu unserem Glück fehlten, hätten wir es gut getroffen, oder? Genießen Sie das Wochenende, trotz alledem!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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