Der Bankenbrief - Kompakt, informativ und ohne eigenen Rechercheaufwand.

Bankenbrief

Wichtiges vom 12. März 2020

Das Thema

Coronavirus-Krise: EZB beschließt Notfallpaket – EBA verschiebt Banken-Stresstest

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute ein umfassendes Maßnahmenpaket im Kampf gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise angekündigt. Unter anderem soll es neue langfristige Liquiditätsspritzen für Banken zu sehr günstigen Bedingungen und höhere Anleihenkäufe geben, wie die Notenbank mitteilte. Die Ausbreitung des Coronavirus sei ein großer Schock für die Wachstumsaussichten, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Die EZB werde entschlossen Firmen und Haushalte unterstützen. Bis zum Jahresende sollen 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe wegen der Sorgen um die Konjunktur fließen. Firmenanleihen sollen dabei eine starke Rolle spielen. Die Anleihenkäufe waren in den vergangenen Jahren die stärkste Waffe der Notenbank, um gegen eine schwache Konjunktur und eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation vorzugehen. Den Leitzins beließ die EZB bei 0,0 Prozent. Bereits seit März 2016 liegt er auf diesem Rekordtief. Der Einlagensatz bleibt auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Auch die Europäische Bankenaufsicht (EBA) wird den Finanzsektor unterstützen. Die Aufseher verkündeten heute ein Maßnahmenbündel, um den Banken und damit letztlich den Unternehmen als Kreditnehmern unter die Arme zu greifen. Dazu gehören Erleichterungen bei den Kapitalanforderungen der Banken. Die Geldhäuser könnten die Kapital- und Liquiditätspuffer voll nutzen. Der für dieses Jahr geplante Banken-Stresstest wird auf 2021 verschoben. Bankenverbands-Präsident Hans-Walter Peters wertete vor allem die EBA-Schritte positiv. "Die Maßnahmen von EZB und Bankenaufsicht zeigen, wie groß die Herausforderungen für Banken und ihre Kunden sind. Die EZB garantiert mit den zusätzlichen langfristigen Refinanzierungskrediten weiterhin eine umfangreiche Liquiditätsversorgung der europäischen Banken", betonte er. Peters bedauerte, dass die Notenbank sich nicht entschieden hat, die Geldhäuser umfassend vom negativen Einlagenzins freizustellen. "Hier sollte die EZB kurzfristig nachbessern", forderte der Bankenpräsident in seiner Stellungnahme. Die EBA habe die für Krisenzeiten notwendige Flexibiltät gezeigt. So sei die Verschiebung des Stresstests naheliegend und sinnvoll.

Weitere Auswirkungen der Coronavirus-Krise

Einreiseverbot der USA für Europäer lässt Kurse abstürzen

Ein von den USA verhängter Einreisestopp für die meisten Europäer und die Ausweitung der Coronavirus-Krise haben heute erneut zu einem Kurseinbruch an den Aktienmärkten geführt. Der EuroStoxx 50 fiel auf den tiefsten Stand seit Sommer 2016. Seit dem Coronavirus-Ausbruch in Italien vor gut zweieinhalb Wochen betragen die Kursverluste rund 28 Prozent. Der Dax büßte gleich zum Handelsstart mehr als 500 Punkte ein und sank unter 10.000 Punkte. Auch das umfassende Paket der EZB konnte die Märkte nicht beruhigen. Die Anleger reagierten vielmehr mit einem weiteren Ausverkauf. Am frühen Nachmittag fiel der deutsche Leitindex um 10,74 Prozent auf 9.317,52 Punkter. Einen größeren Verlust hatte es nur zur Finanzmarktkrise im Oktober 2008 gegeben. US-Präsident Donald Trump hatte in der Nacht zum Donnerstag angekündigt, die Grenzen für Reisende aus dem europäischen Schengen-Raum für 30 Tage zu schließen. Gleichzeitig warf er der EU vor, nicht genug gegen die Coronavirus-Krise getan zu haben. Die EU-Kommission missbilligte diesen Schritt. Die Entscheidung der USA sei "einseitig und ohne Beratung" mit den Europäern getroffen worden, erklärten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel. Von der Leyen rief ihre wichtigsten Kommissare zur Krisensitzung zusammen.


US-Bankchefs stellen Forderungen an Trump

Die Chefs der US-Großbanken haben sich gestern vor dem US-Entscheid zum Einreiseverbot für EU-Europäer mit US-Präsident Donald Trump getroffen, um über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise zu reden. Brian Corbat, Chef der Citigroup, betonte, es handele sich nicht um eine Finanzkrise. Die Märkte funktionierten ordnungsgemäß. Es gehe darum, den Kunden zu helfen. Am Tisch im Weißen Haus versammelten sich auch Stephen Schwarzman, der Chef der größten Private-Equity-Firma Blackstone, Ken Griffin, Investmentchef und CEO des Hedgefonds Citadel, sowie diverse Verbandsvertreter. Brian Moynihan, Chef der Bank of America, erklärte Medienberichten zufolge, in Stresszeiten müsse fiskalpolitisch etwas getan werden.


IfW: Coronavirus-Krise wird deutsche Konjunktur hart treffen 

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt für Deutschland wegen der Coronavirus-Krise einen "harten Konjunktureinbruch" voraus. Für das laufende Jahr senkten die Wirtschaftsforscher ihre Prognose. Nunmehr erwarten sie einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Zuletzt war das Bruttoinlandsprodukt 2009 infolge der globalen Finanzkrise geschrumpft, damals aber um mehr als 5 Prozent. Ursprünglich war das Institut von einem Wachstum von 1,1 Prozent für 2020 ausgegangen. Für 2021 rechnet das IfW mit einem kräftigen Aufschwung. "Maßgeblich für die wirtschaftlichen Einbußen sind Vorsichtsmaßnahmen, die Teile des Wirtschaftslebens ebenso hemmen wie die hohe Unsicherheit über Dauer und Schwere der Pandemie und ihrer Folgen", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. "Hinzu kommen Produktionsrückgänge, weil Vorprodukte aus Asien nicht oder zu spät geliefert werden."


Ifo: 56 Prozent der deutschen Unternehmen leiden unter Virus-Folgen

In Deutschland leidet einer Umfrage zufolge bereits mehr als jedes zweite Unternehmen unter den Folgen der Coronavirus-Krise. 56,2 Prozent spüren die Auswirkungen, wie eine heute veröffentlichte Studie des Ifo-Instituts ergab. Besonders betroffen seien Reiseveranstalter und -Büros mit 96 Prozent, gefolgt vom Gastgewerbe mit 79 Prozent. In der exportabhängigen Industrie lag der Anteil der negativ betroffenen Firmen bei 63 Prozent. Positive Auswirkungen würden 2,2 Prozent der insgesamt knapp 3.400 befragten Firmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor vermelden, hieß es.


Handelsgipfel zwischen EU und China verschoben

Der für den 30. und 31. März geplante Handelsgipfel der EU und China soll auf unbestimmte Zeit verschoben, aber nicht abgesagt werden. Das sagte ein EU-Diplomat heute zur Nachrichtenagentur Reuters. Bislang würde noch kein konkretes neues Datum für ein Treffen zwischen dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie EU-Ratspräsident Charles Michel vorliegen, hieß es.

Meldungen

Targobank arbeitet künftig nur noch mit Visa zusammen

Die Targobank wechselt mit einem Portfolio von 300.000 Kreditkarten-Kunden von Mastercard zu Visa. Das bestätigte die Targobank heute. Durch den Deal würde das Geldhaus nur noch mit Visa zusammenarbeiten, hieß es. Damit droht Mastercard hierzulande der Verlust der Marktführerschaft. Bislang hatte Mastercard 17,5 Millionen und Visa 17,1 Millionen Kreditkarten in Deutschland im Umlauf. Beide Kreditkartenunternehmen wollten sich zu aktuellen Zahlen nicht äußern.


LBBW steigert Gewinn deutlich

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ihren Gewinn nach Steuern im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent auf 444 Millionen im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Das teilte das Geldhaus heute mit. Vor Steuern wies das Institut einen Anstieg um 11,4 Prozent auf 612 Millionen Euro aus. Als Gründe nannte das Institut höhere Zinseinnahmen durch ein weiter wachsendes Kredit- und Finanzierungsgeschäft sowie steigende Einnahmen aus Provisionen im Wertpapiergeschäft. Zudem seien Kosten gesenkt und die Risikovorsorge nur leicht erhöht worden, berichtete die LBBW. Für das laufende Jahr zeigte sich der Vorstand angesichts der aktuellen Herausforderungen vorsichtig.


Klarna und Wirecard kooperieren

Die Zahlungsdienstleister Klarna und Wirecard starten eine Kooperation und erweitern dadurch ihre Bezahllösungen. Das berichteten Medien heute. Händler, die Wirecard nutzen, sollen zukünftig auch die Bezahlmöglichkeiten von Klarna anbieten können, hieß es. Wirecard arbeitet nach eigenen Angaben weltweit mit über 280.000 Unternehmen zusammen. Für das schwedische Finanz-Start-up Klarna ist es der zweite Deal binnen einer Woche. Zuvor hatte das Unternehmen bereits eine Partnerschaft mit Ant Financial angekündigt.


FSA erteilt Deutscher Börse Clearing-Lizenz

Die Tochtergesellschaft der Deutschen Börse, Eurex Clearing, hat von der japanischen Finanzaufsicht FSA eine Lizenz erhalten und darf nun auch Geschäfte in Japan abwickeln. Das bestätigte die Deutsche Börse heute. "Wir freuen uns sehr darüber, die Lizenz für ein Land zu erhalten, das zu den wichtigsten Inhabern von europäischen Schuldtiteln außerhalb der EU gehört", sagte Eurex-Clearing-Chef Erik Müller. Der Konzern verspreche sich einen steigenden Marktanteil im wichtigen Euro-Clearing, hieß es. Durch die Clearing-Lizenz kann Eurex seine Dienstleistungen nun in Japan, den Vereinigten Staaten und Europa anbieten.


Direktinvestitionen in Russland sacken stark ab

Die Netto-Investitionen von deutschen Unternehmen in Russland sind 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro eingebrochen. Das teilte die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) heute in Moskau mit. Gründe seien eine starke Bürokratie, die Sanktionen der EU und der USA, unter anderem im Zuge der Ukraine-Krise 2014, sowie Handelshemmnisse, die russische Branchen vor ausländischer Konkurrenz schützen sollen, hieß es. 

Die Köpfe

Deutsche-Bank-Chef Sewing: Sind für schwierige Lage gut aufgestellt

Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, hat den Mitarbeitern versichert, dass der Konzern für die schwierige Phase der weltweiten Coronavirus-Krise gerüstet ist. "Bei aller Vorsicht bin ich überzeugt davon, dass wir diese Situation alle gemeinsam gut meistern werden. Wir haben durchdachte Krisenpläne, wir haben die Disziplin, wir haben die Finanzkraft, um in diesen Zeiten zu bestehen", schrieb er heute in einer Mail an die Mitarbeiter des Dax-Unternehmens. Die Bank sei heute "viel besser als noch vor einem Jahr für eine schwierige Phase an den Finanzmärkten aufgestellt", versicherte Sewing. Der positive Trend aus dem vierten Quartal habe sich fortgesetzt. "Wir haben ein solides Fundament mit einer starken Kapital- und Liquiditätsbasis und einer hohen Qualität in unserem Kreditbuch." Dienstreisen hat die Bank stark reduziert. Größere Veranstaltungen wie der Festakt zum 150. Jubiläum der Deutschen Bank am 21. März in Berlin wurden abgesagt.   


Mang: Sparkassen wollen Stammkundschaft vor Minuszinsen bewahren

Die Sparkassen verfolgen das Ziel, vor allem jahrelange Stammkundschaft von Negativzinsen zu verschonen. Das sagte der Präsident des Sparkassenverbands Niedersachsen, Thomas Mang, heute in Hannover. Zudem sieht er die Abschaffung der Guthabenzinsen als problematisch an. Sie seien "eine Bedrohung für den Wohlstand der Bürgerinnen und Bürger", sagte er. Mang sprach sich für eine staatliche Förderung des Kontensparens aus. Auch die Geldpolitik der EZB und die Anforderungen aus der Bankenregulierung kritisierte er.


Hingston neuer Head of Asia Pacific bei HSBC

Die britische Großbank HSBC hat Greg Hingston zum Leiter der neu geschaffenen Vermögens- und Personalbanking-Einheit (WPB) im asiatisch-pazifischen Raum ernannt. Das teilte die Bank in einer Erklärung mit. Hingston ist seit 2006 bei der HSBC und fungierte bislang als Leiter im Wealth and Personal Banking in Hongkong. 

Die Tweets des Tages

Hier finden Sie unser Strategiepapier zum Thema Geldwäscheprävention: bankenverband.de/themen/positionspapier-geldwaschepravention-4-0/


European banks reach out to European Commission, European Central Bank and European Banking Authority with letter calling for European measures to face COVID-19 outbreak. ebf.eu/ebf-media-centre/ebf-calls-for-european-measures-to-face-covid-19-outbreak/ #COVID19 #coronavirus #economy

Am Vortag meistgeklickt

Fünf Achtsamkeits-Tipps

Gerade in Zeiten der Coronavirus-Bedrohung sollten Sie noch mehr als sonst auf sich achten. Deshalb sollten Sie jetzt prüfen, ob Sie zu harte Maßstäbe an sich selbst legen. Das Motto: "Ich muss ein Vorbild sein und mich da jetzt durchbeißen" kann leicht zur Überforderung führen. Welche fünf Warnsignale Sie unbedingt beachten sollten, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Die Chefs großer Banken und Vertreter der Bankenverbände kommen zu einem Treffen ins Bundesfinanzministerium. Dabei soll unter anderem laut Finanzkreisen besprochen werden, welche Hilfen die von der Viruskrise besonders betroffenen Unternehmen von Banken erhalten könnten. – Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Finanzindustrie über weitere Anti-Krisen-Maßnahmen in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland beraten. – Die Deutsche Börse veröffentlicht ihren Geschäftsbericht mit detaillierten Jahreszahlen 2019. – Das Statistische Bundesamt gibt die endgültigen Zahlen für die Entwicklung der Inflationsrate im Februar bekannt. – In Brüssel äußert sich die EU-Kommission zur Auslegung des Stabilitäts- und Wachstumspakts in der Corona-Krise.

Der Nachschlag

Quiz: Welcher Typ Kollege sind Sie?

Es gibt Kollegen, mit denen man schwer in Kontakt kommt, weil sie kaum aus der Reserve zu locken sind. Andere brennen vor Ehrgeiz und drängen sich vor. Wiederum andere machen ihr eigenes Ding – was die Kollegen über sie denken, ist ihnen weitgehend egal. Welcher Kollegentyp Sie sind, können Sie hier testen:

© 2020 Bundesverband deutscher Banken

Impressum | Datenschutzerklärung | Abmelden | Twitter | Linkedin