Liebe Leserin, lieber Leser
1487 Neuinfektionen hat es am Freitag gegeben – so viele wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr. Doch nicht nur die Fallzahl steigt, auch der Ärger über den Verstoss gegen die Hygieneregeln. «Die Jungen nerven sich vermehrt darüber, wenn sich die Älteren nicht an die Vorschriften halten», sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas. Der Psychologe leitet das Institut für Generationenforschung in Augsburg und hat die Coronakrise mit mehreren Umfragen in der Schweiz und Deutschland untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Älteren die Vorschriften weniger ernst nehmen als die Jungen. Während sich 85 Prozent der unter 25-Jährigen an die Maskenpflicht halten, sind es bei den über 65-Jährigen nur 66 Prozent. «Die junge Generation verhält sich heute sehr regelkonform», sag Maas. Der Psychologe sieht darin einen Grund, dass die Fallzahl nicht noch höher ist. Hätte diese Pandemie vor 20 oder 30 Jahren stattgefunden, wäre es zu Skandalen en masse gekommen, ist er überzeugt. Doch die Zeit der rebellischen Jugend sei vorbei. Lesen Sie unseren Generationen-Schwerpunkt.
Die Praktikanten der Vereinten Nationen (UNO) in Genf sind in Aufruhr. In einem bisher unveröffentlichten Video, das der «Schweiz am Wochenende» vorliegt, schockt UNO-Generalsekretär Antonio Guterres seine Angestellten. Im Video, das an einem internen Personalanlass in Genf aufgenommen wurde, sagt Guterres, dass Praktika seiner Meinung nach nicht bezahlt werden sollten. «Eine solche Aussage vom obersten UNO-Direktor ist schlicht schockierend und inakzeptabel», sagt Albert Barseghyan von der Praktikanten-Organisation «Geneva Interns Association», die seit Jahren für faire Entlöhnung bei der UNO kämpft. Die Praktikanten wenden sich nun an den Bundesrat und hoffen auf seine Unterstützung.
NZZ-Präsident Etienne Jornod will deutlich mehr Geld von seinen Lesern verlangen als bisher. «Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, fünf Franken pro Tag für Qualitätsjournalismus zu bezahlen – so viel wie für einen Kaffee.» Fünf Franken pro Tag, das entspricht 1800 Franken für ein Jahresabonnement. Ambitionierte Pläne hegt der 67-jährige Neuenburger auch bezüglich der Leserzahlen. «Wir brauchen mehr Kunden. Das Ziel sind 400'000 Abonnements», sagt Jornod. Ich empfehle Ihnen das Interview.
Morgen feiert eine grosse Persönlichkeit der Schweiz einen runden Geburtstag: Christoph Blocher wird 80. Er machte aus der Ems ein florierendes Unternehmen und aus der SVP die grösste Partei im Land. Doch nun fällt die SVP zurück. Aber Blocher will weitermachen wie bisher. Auch wenn die Kräfte schwinden. Wir haben eine Analyse verfasst, verschiedene Politiker gefragt, was Blocher ausmacht, und ihm einen Geburtstagsbrief geschrieben.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende mit spannender Lektüre,
Raffael Schuppisser, Stv. Chefredaktor