als ich entschied, parallel zu meinem Job bei Cicero ein Studium an der LMU in München zu beginnen, war der Entscheidungsfindungsprozess davor von gemischten Gefühlen begleitet. Ich habe mich etwa gefragt: Wie reagieren meine Mitstudenten, pardon, -studierende, falls sie erfahren, dass ich unter anderem Mit-Herausgeber eines Buches gegen Wokeness bin? Meine Erfahrungen als Master-„Ersti“ an der LMU: Die Freiheit der Lehre scheint hier ein hohes Gut, der Einfluss von Woko Haram gering bis nicht vorhanden – und als ich in einem Seminar über den Vernunftbegriff den Kapitalismus verteidigte, während ich gleichzeitig über Marx schimpfte, wollte mich auch niemand canceln, sondern es entspann sich eine faire und fruchtbare Diskussion. Aber es gibt auch Studenten, die machen anderswo ganz andere, wirklich schlimme Erfahrungen. Dieser Tage ist zum Beispiel viel von der Verteidigung der Demokratie die Rede. Auf die Institution Universität sollte man dabei aber besser nicht setzen, findet unser Autor Frank Jöricke, seinerseits Werbetexter, freier Journalist und Autor des Zeitgeist-Kompendiums „War’s das schon?“. Denn die Uni sei seit jeher ein Ort, so Jöricke, der totalitäres Denken hervorbringt – wie auch die jüngste Gewalttat gegen einen jüdischen Studenten an der FU Berlin zeige. Jemandem die „richtige“ oder „falsche“ Gesinnung zu bescheinigen und ihn damit für den politischen Diskurs insgesamt zu (dis)qualifizieren, ist ein Merkmal ideologischer Totalitarismen aller Couleur. Eine Auseinandersetzung respektvoll und sachbezogen zu führen, ist in der Demokratie alternativlos, schreibt Patrick Oelze, Programmleiter Politik und Geschichte im Verlag Herder. Einer, der mit Wokeness auch nicht viel anfangen kann, ist Philipp Amthor. Und weil dem so ist, hat der junge CDU-Politiker einen Gastbeitrag für unsere Serie „Contra Woke“ geschrieben: Die Phrase „OK, Boomer!“ gehört zum Standardrepertoire woker Totschlagargumente. Dabei haben wir viele politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Errungenschaften den „Boomern“ zu verdanken, schreibt Amthor in seiner Liebeserklärung an eine verunglimpfte Generation. So mancher Wirtschaftsvertreter fasste diese Personalie als Kampfansage auf: Sven Giegold, Mitgründer des globalisierungskritischen Netzwerks Attac und regulierungsfreudiger EU-Finanzpolitiker der Grünen, schaffte es mit Beginn der Ampelkoalition in die Chefetage des Bundeswirtschaftsministeriums. Als einer von vier beamteten Staatssekretären. Dort ist er jetzt Habecks Steuermann, schreibt mein Kollege Daniel Gräber, der Giegold für unsere Februar-Ausgabe porträtiert hat. Apropos Beginn der Ampelkoalition: Nach der Teil-Wiederholung der Bundestagswahl in Berlin am Sonntag wird sich an der Zusammensetzung des Bundestags wohl nichts Wesentliches ändern. Parteien, die gut abschneiden, werden aber von einem wichtigen Stimmungstest von bundesweiter Bedeutung sprechen, schreibt Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg. Ich wünsche Ihnen eine gute und erkenntnisreiche Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |