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WirtschaftsWoche
 
 
 
 
Agenda
von Beat Balzli
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,

der schon erhoffte Frieden in Nordkorea steht (mal wieder) auf der Kippe, Europa sucht in Sachen Iran verzweifelt nach einer Antwort auf den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen, China und der Westen rüsten für einen Handelskrieg, der Ölpreis steigt und steigt, ebenso steigen die Zinsen. Keine guten Aussichten für die Weltwirtschaft, möchte man meinen. Doch nichts von alledem scheint kaufbereite Investoren an den Aktienmärkten zu erschüttern. Nervosität, hat unser Titelautor Christof Schürmann recherchiert, scheint es nicht zu geben. Oder sind alle nur viel zu optimistisch, gelockt vom billigen, im Überfluss vorhandenen Geld? „Berechenbar ist heute nichts mehr, schon gar nicht für Anleger“, sagt Schürmann, und schreibt: „An allen Fronten mehren sich die Krisensignale. Anleger tun deshalb gut daran, ihr Depot schon jetzt abzusichern.“ Wie genau das gehen soll, verrät er in seiner Anleitung für das krisenfeste Depot. Titelgeschichte jetzt lesen
 
 
 
WirtschaftsWoche 21: Das Anti-Crash-Depot  
 
Das Anti-Crash-Depot
 
Donald Trumps „America first“, eine müde Weltkonjunktur und steigende Zinsen bedrohen die Börsenparty. Was Anleger jetzt tun sollten.
jetzt lesen
 
 
 
Planlos nach Peking
 
Manchmal entfalten Anekdoten ungeahnte Kräfte. Und so könnte eine kleine Geschichte, die gerade im Berliner Regierungsviertel die Runde macht, der Erkenntnis förderlich sein: Wie gutmütig und naiv hat die Bundesregierung jahrzehntelang nach China geblickt! Die Geschichte geht so: Es war einmal ein deutscher Mittelständler, der hatte in China eine Fabrik aufgebaut. Alles lief rund. Nur seine Mitarbeiter waren häufig müde. Das sorgte den deutschen Mittelständler, also folgte er dem Tross an Bussen, mit denen seine Angestellten abends wegfuhren. Und stellte fest: Sie fuhren nicht nach Hause, sondern arbeiteten weiter, als Doppelangestellte in einem Zweischicht-Kopiersystem: Die Chinesen hatten die Fabrik in gebotener Entfernung zum Original nachgebaut. Und die Mitarbeiter stellten dort nachts detailgenau den Produktionsprozess nach, den sie tagsüber so fleißig einübten. Was klingt wie ein Märchen aus Tausendundeiner asiatischen Nacht, ist ein nüchterner Tatsachenbericht – rechtzeitig ventiliert zur anstehenden Reise der Bundeskanzlerin ins Reich der Mitte. Die tiefere Wahrheit dahinter: Merkel reist mit leeren Händen und wenig Ideen im Gepäck, wie man dem chinesischen Problem beikommen kann. Das ernüchternde Fazit unseres Berliner Politikbüros: „Der Kanzlerin fehlt eine außenwirtschaftspolitische Strategie für die neue Weltlage.“ jetzt lesen
 
 
 
Alles auf Anfang
 
Verunsicherte Beschäftigte, schleppende Verkäufe, ausbleibende Kunden: Was gestern Karstadt war, ist heute Kaufhof. Die Krise der Handelskette nimmt langsam existenzielle Züge an. Allein im vergangenen Jahr fielen rund 100 Millionen Euro Verlust an. Die Manager in Deutschland und Kanada, wo der neue Eigentümer Hudson’s Bay sitzt, fanden bislang keinen Weg, den Verfall des Hauses zu stoppen. Kaufhof will nun über die kommenden fünf Jahre dreistellige Millionenbeträge über mehr Umsatz und weniger Kosten rausholen, haben unsere Reporter Melanie Bergermann und Henryk Hielscher recherchiert. Der kanadische Eigentümer, so berichten sie, will bei der deutschen Warenhauskette hart durchgreifen. Mitarbeiter und Vermieter sollen Verzicht üben. Dabei, so unsere Reporter, „sind die Kanadier selbst das größte Problem.“ jetzt lesen
 
 
 
Achleitners letztes Aufgebot
 
Die kriselnde Deutsche Bank erlebt derzeit wirklich keine schönen Wochen. Ihre Eigner rebellieren, das Management ist verzweifelt um Ruhe bemüht, obendrein droht der Aufsichtsrat unter Paul Achleitner nun noch auseinander zu fallen. Aktionäre machen ihn für den anhaltenden Misserfolg der Bank verantwortlich, auf der Hauptversammlung am kommenden Donnerstag werden sie ihr Missfallen erneut zum Ausdruck bringen. Ein Stimmrechtsberater empfiehlt sogar, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Dem einst ach so gut vernetzten deutschen Oberkontrolleur, so scheint es, gehen die treuen Gefolgsleute von der Stange. Unter so viel Druck, hat mein Kollege Cornelius Welp recherchiert, scheut sich Achleitner offenbar nicht, ungewöhnliche Bündnisse einzugehen. So zählt Verdi-Chef Frank Bsirske zu den engsten Vertrauten des Aufsichtsratschefs, ist neben ihm zur dominierenden Kraft im Kontrollgremium aufgestiegen – und nutzt nun seine Macht. Bsirskes Einfluss, schreibt Welp, gefalle nicht jedem. „Kritiker monieren, dass er ungewöhnlich viele Entscheidungen durchdrückt, die in erster Linie Verdi nutzen. Aber nicht unbedingt der Bank.“ jetzt lesen
 
 
 
Virtuelle Verstaatlichung
 
Als Michelle Retzlaff im Frühjahr 2017 die estnische Botschaft in Berlin verlässt, hält sie eine kleine blaue Box in den Händen. Darin stecken die Insignien ihrer virtuellen Identität: eine blau-weiße Chipkarte, ausgestellt auf ihren Namen, eine Liste mit PIN-Nummern, ein USB-Kartenlesegerät. Retzlaff war noch nie in Estland. Sie spricht kein Wort Estnisch. Aber nun hat sie neben ihrer deutschen Staatsbürgerschaft noch eine weitere, eine digitale estnische Identität. Retzlaff ist einer von inzwischen 35 000 Menschen weltweit, die in Estland einen virtuellen Wohnsitz angemeldet haben. Wie keine andere Nation hat das Land seine Behörden und Institutionen konsequent digitalisiert – und sich vor drei Jahren entschlossen, auch die nationale Netzgrenze zu öffnen, vor allem für Kleinunternehmer und Digitalnomaden wie Retzlaff, die aus Portugal ihr in Estland beheimatetes Unternehmen betreibt. Damit ist sie eine von 5000 Internetbürgern, die sich im estnischen Handelsregister finden. Schon findet die Idee international Applaus und Nachahmer, schreibt meine Kollegin Milena Merten. Ist sie womöglich das Zukunftsmodell, wie sich Menschen in einer vernetzten Welt an einen Staat binden? Oder öffnet das Modell der internationalen Steuerhinterziehung Tür und Tor? jetzt lesen
 
 
 
Ein möglichst analoges Wochenende im digitalen Rausch wünscht Ihnen,


Beat Balzli
Chefredakteur WirtschaftsWoche
 
 
 
PS: Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie mir unter agenda@wiwo.de – oder auf Twitter.
 
 
 
 
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