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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
was ist los in Berlin, der Stadt, die weniger für überragende Wirtschaftskraft als vielmehr für einen Hort herausragender Kultur steht? Der enttäuschte Sammler Friedrich Christian Flick zieht seine Leihgaben aus der Hauptstadt ab – ciao Kippenberger, ciao Nauman. Auch Julia Stoschek hat wie Flick eine wichtige Sammlung aufgebaut. In Berlin zeigt sie kuratierte Ausstellungen, mietet dafür vom Bund einen DDR-Bau, den sie gern kaufen würde, doch das darf sie nicht. Weil ihr jetzt noch eine Mieterhöhung verkündet wurde, wird sie Berlin verlassen. Und die Stadt Berlin schaut ziemlich teilnahmslos zu. Dieses Verhalten zeugt von einer Verachtung der Gegenwart und der Zukunft, die sprachlos macht, schreibt Boris Pofalla. Die Berliner Kunstszene leidet seit Jahren unter verheerendem Missmanagement. Corona droht dem Kartenhaus jetzt den Todesstoß zu versetzen: „Die Babyboomer haben in Berlin 1990 einen Abenteuerspielplatz übernommen. Wenn es so weitergeht, hinterlassen sie ihren Kindern ein Freiluftmuseum aus Investorenkästen, Shoppingmalls und Renommierbauten, in dem hier und da ein subventioniertes Atelierchen für mittellose Künstler unterhalten wird. Das reicht aber nicht.“ Lesen Sie hier die deprimierende Bestandsaufnahme (WELTplus).

Das EU-Konjunkturprogramm zur Linderung der  Folgen der Coronakrise kommt nur langsam voran, aber in Europa wird bereits um die Milliarden aus dem Fonds gestritten. Nicht nur beim Umfang liegen die Vorstellungen der einzelnen Länder weit auseinander – in einer Unterredung mit den Fraktionsvorsitzenden des Europäischen Parlaments sagte EU-Kommissionschefin von der Leyen jüngst, dass ihr rund 1000 Milliarden Euro vorschweben, also in etwa das Siebenfache des jährlichen Haushalts der EU. Es solle vor allem über die bestehenden EU-Programme ausgeschüttet werden. Strittig ist auch die Frage, wo das Geld herkommen soll.  Die EU-Kommission will sich dafür Geld an den Finanzmärkten leihen. Geplant sind Anleihen mit teilweise sehr langen Laufzeiten, in der Kommission wird das Vorhaben Wiederaufbau-Instrument genannt. Die EU-Staaten sollen mit einem komplizierten Konstrukt für diese Schulden der EU-Kommission bürgen. Die Bundesregierung will allerdings die Haftungsrisiken für Deutschland begrenzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat deshalb jüngst angeboten, dass Deutschland als Zeichen der Solidarität mit Südeuropa mehr in das EU-Budget einzahlen könnte. Nach der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Anleihekäufen der EZB dürfte die Politik noch einmal genauer auf diese Frage schauen. Brüssel-Korrespondent Tobias Kaiser berichtet.

Die Folgen der Pandemie treffen auch das Baugewerbe. „Wir stellen vermehrt fest, dass sich Baugenehmigungsverfahren zum Nachteil von Bauherren und Hausherstellern in die Länge ziehen“, sagte uns Hans-Volker Noller, der Präsident des Bundesverbands Deutscher Fertigbau.
Schon zwei Drittel der Unternehmen melden schleppende Genehmigungsverfahren seit Ausbruch der Pandemie. Noch lebe seine Branche von der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren und einem deswegen vergleichsweise hohen Auftragspolster. „Ausbleibende Genehmigungen könnten die Lage aber zum Kippen bringen, sodass der ohnehin schon gewaltige Schutzschirm der Bundesregierung  bald auch über der Bauwirtschaft gespannt werden müsste.“ Warum sich die Verfahren verschleppen? Beispiel Berlin: „Jedes Büro ist in dieser Krisenzeit generell jeweils nur mit einer Person besetzt“, heißt es von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Kapazitäten seien dadurch auf 20 bis 30 Prozent reduziert. Die übrigen Kollegen müssen ins Homeoffice – sind dort aber offenbar nur begrenzt arbeitsfähig. „Von unseren insgesamt 885 Beschäftigten haben rund 350 sichere externe Zugänge“, räumt die Behörde auf WELT-Anfrage ein. Die Wirtschaftsredakteure Carsten Dierig und Stephan Maaß berichten

Haben Sie am ersten Wochenende der Lockerungen auch über Pläne für den Sommer gesprochen? Kroatien scheint sich als eines der realistischen Reiseziele der kommenden Feriensaison herauszuschälen. Das Land hat entschlossen auf das Coronavirus reagiert und steht heute besser da als einige Nachbarn. Nun gilt alle Kraft der Sommersaison.
 
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Außenpolitik-Chefin Caroline Turzer hat mit Premier Andrej Plenković darüber gesprochen, was Touristen erwarten dürfen – und was er von ihnen erwartet. Er sagt unmissverständlich: Kroatien müsse sich auf die Glaubwürdigkeit der Daten und das verantwortliche Verhalten derjenigen verlassen, die über die Grenze in ein anderes Land einreisen. „Wir brauchen nicht nur verantwortungsbewusste Gastgeber, sondern auch verantwortungsbewusste Touristen. Ich glaube, wenn die Menschen sich weise verhalten, können sie das Risiko begrenzen. Wir müssen alle nur etwas vorsichtiger sein.“ Ein weiser Mann. Das ganze Interview können Sie mit WELTplus hier lesen.
 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag,
 

Ihr



Ulf Poschardt


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