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Wie ein ausgezeichneter Journalist zum Problem für die SZ wurde

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Liebe Leserin, lieber Leser,


in den vergangenen Wochen haben wir intensiv recherchiert, wie es um die krisengeschüttelte SZ bestellt ist. Schließlich erscheinen über das Medienhaus schon seit einer Weile fast so viele Schlagzeilen, wie die SZ sie selbst produziert. Sei es die Kritik an der Berichterstattung zu Hubert Aiwanger und dem antisemitischen Flugblatt, seien es die jüngsten Nachrichten von weiteren Stellenkürzungen und dem Verprellen von Pauschalistinnen und Pauschalisten oder der öffentliche Selbstzerlegungsprozess um Krachs Suche nach einem Maulwurf in der Redaktion. Und dann ist da noch der ungewöhnlich lang anhaltende Braindrain: Zu viele Topkräfte kehren dem Münchner Medienhaus den Rücken.


Auf der Suche nach dem Warum haben wir viele Gespräche geführt, haben mit vielen ehemaligen und aktiven Beschäftigten der SZ unabhängig voneinander geredet. Sie sprachen offen, baten aber um Anonymität. Sie eint die Sorge um die SZ. Und dass sie immer wieder vor allem einen Namen nennen: Wolfgang Krach.


Alle unsere Gesprächspartner halten Krach für einen ausgezeichneten Journalisten. Und zugleich sehen alle in ihm und seiner Redaktionsführung eine Ursache der SZ-Dauerkrise. Natürlich gaben wir ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme, mehrfach. Ein Interview lehnte er ab, bot aber ein Hintergrundgespräch an. Eine Stunde lang hörte er sich an, was wir zusammengetragen hatten, und äußerte sich dazu. Zitate wollte er uns nicht freigeben, auch nicht, als wir nach dem Gespräch noch einmal nachhakten. Er wiederholte lediglich seine "Hoffnung", dass das "medium magazin" sich an die "journalistische Tugend" halte, "eine Geschichte nicht ausschließlich auf anonyme Zitate zu stützen".


Schade: Ausgerechnet Krach, der zu Recht als ausgezeichneter Investigativer gilt und dessen glorreichste Phase in der SZ-Chefredaktion jene war, in der er die "Panama Papers" (Ausgangspunkt: eine anonyme Quelle) ermöglichte, missinterpretiert ein Grundprinzip journalistischen Arbeitens. Quellen und ihre Motive sind sorgfältig zu prüfen; aber Quellen die Möglichkeit zur anonymen Äußerung zu geben, ist ebenso wichtig.


Ob Krachs Ratschlag tatsächlich seiner Haltung entspricht? Oder doch vom Umstand herrührt, dass unsere Recherche im Ergebnis nicht gut für ihn aussieht? Wissen wir nicht. Was wir dafür erfahren haben, können Sie in unserer Titelgeschichte lesen.


Wenn Sie uns mit einem Abo begleiten wollen, dann können Sie das hier.

Spannende Erkenntnisse beim Lesen
wünscht Ihnen

Frederik von Castell
Chefredakteur "medium magazin"

 

Weitere Themen in dieser Ausgabe:

Stefan Weigel, "Spiegel": "Das Sinnvollste, was ich in meinem Berufsleben je getan habe." Foto: Lennart Woock

Redaktionen im Ausnahmezustand
Investigative Recherchen wie jene zu dem "Potsdamer Geheimtreffen", der Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger oder dem „System Rammstein“ haben große Wirkmacht. Doch stehen Journalistenteams heute schnell im Kreuzfeuer der Debatte, im Ringen um die Deutungshoheit mit vielen Akteuren. Im Krisenmodus müssen Chefredaktionen eine neue Fehlerkultur beweisen. Beim "Spiegel" beschäftigt sich damit Blattmacher Stefan Weigel. Welche Erkenntnisse er dabei gewonnen hat, warum Fehlerkultur intern schmerzhaft ist und trotzdem "das Sinnvollste ist, was ich in meinem Berufsleben je getan habe".


Fünf Tipps für eine konstruktive Fehlerkultur in Redaktionen
Warum Klarheit über die Werte Voraussetzung ist und auch Führungskräfte über eigene Fehler sprechen müssen.


Sollten Medien weniger auf Umfragen geben?
"Seriös gemachte Umfragen mögen als Momentaufnahme nützlich sein, aber wenn die ‚Momentaufnahmen‘ im Wochen- oder Tagestakt kommen, wie aussagefähig sind sie dann? Zumal Meinungsforschungsinstitute auch keine empirischen Forschungen publizieren, sondern, nun ja, Meinungen, die im besten Fall seriös und repräsentativ und unbeeinflusst von eigenen Interessen erhoben sein sollten", kritisiert Sabine Rennefanz im "Spiegel" (15.2.2024). Umfragen sind eine demokratische Pulskontrolle und als Momentaufnahmen unverzichtbar, antwortet Tanjev Schultz. Was der Professor für Journalismus an der Uni Mainz sonst noch über die Faszination an Umfragen zu sagen hat, steht in unserer Kolumne "Einerseits, andererseits".


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Journalisten wissen mittlerweile um die Wichtigkeit von Anfängen im Storytelling. Der Schluss wird oft nicht als so wichtig angesehen. Warum Sie dies ändern sollten und welche Erkenntnisse der narrativen Psychologie dazu wichtig sind.


Wie der "Spiegel" KI einsetzt
Factchecking, Podcastproduktion und Co.: Welche Erfahrungen der „Spiegel“ mit KI bisher gemacht hat und was als Nächstes geplant ist, erklärt KI-Chef Ole Reißmann beim European Publishing Congress am 20. Juni in Wien. KI bei Medien ist bei diesem größten europäischen Branchenkongress das Schwerpunktthema. "Entwickeln oder zukaufen?", fragt Ansgar Heise, der in Wien die KI-Unternehmensstrategie von Heise erklären wird. Warum "Bild" im Zeitalter von KI noch mehr Wert auf eine eigene Sprache legt, erläutern "Bild"-Chefredakteurin Marion Horn und Sprachprofi Peter Linden. Alle Themen hier.


Wo Freie jetzt gebraucht werden
Drei spannende Magazine, die auf Unterstützung durch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen: "Fluter", "Anlagepunk" und "Landlust Edition". Worüber die drei Medien berichten und welche Beiträge sie von Freien suchen.


Wie geht es der „Wirklich“ wirklich?
Eine neu gegründete Zeitung? In diesen Zeiten? Auf Papier? In Flensburg wurde das vor einem Jahr gewagt. Im Mai 2023 erschien die erste Ausgabe der „Wirklich“, eine 16-seitige lokale Wochenzeitung zum stolzen Preis von 2,70 Euro bei einer ambitionierten Auflage von 15.000 Exemplaren. Und das, obwohl es in der Fördestadt mit knapp 100.000 Einwohnern schon das „Flensburger Tageblatt“ (Auflage: 16.800) und die vom dänischen Staat finanzierte, dänischsprachige „Flensborg Avis“ (4.500) gibt. Wo das Projekt jetzt steht und wie es nun weitergeht.

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„Serious Content auf Insta funktioniert“, predigt Helene Reiner seit Jahren. Nun ist sie sich da nicht mehr so sicher. Sind Journalistinnen und Journalisten besser beraten, sich hübsche Unterwäsche zu kaufen, anstatt über Politik zu berichten? Sie öffnete einzig ihre Jacke und schloss sie wieder. Ok, dabei war ihr BH zu sehen – und das Video ging durch die Decke. Doch das war nur der Anfang einer Erkenntnisreise.


Die wichtigsten Auskunftsansprüche
Berichterstattende haben zahlreiche Auskunftsrechte – theoretisch. Doch die Rechtsprechung wird immer undurchsichtiger. Hilfreiche Details von Medienanwalt Gero Himmelsbach.


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Das Spezial "König Fußball"

EM 2024: Wie gelingt Journalismus, ohne dem Profisport den Hof zu machen?
Illu: Angel Boligan Corbo

Spezial König Fußball 1:
Endloses Geschnatter und Geplapper
Subjektives Bewerten und substanzloses Emotionalisieren haben Konjunktur. Die Klick-and-Like-Berichterstattung gefährdet den Sportjournalismus, analysiert Holger Gertz, Reporter bei der „Süddeutschen Zeitung“.


Spezial König Fußball 2:
„Man weiß eben nie, was in der nächsten Sekunde passiert“
Ob Skisprungschanze oder Spielfeldrand beim Fußball: Im Livesport ist Lea Wagner zu Hause. Ein Gespräch mit der „Sportschau“-Moderatorin über das Standing von Frauen im Sportjournalismus, ihren Einsatz bei der EM 2024 und Nationalspieler mit Schutzschild.


Spezial König Fußball 3:
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Als Fan war Florian Reis 20 Jahre lang mit einer Dauerkarte im Stadion des 1. FC Kaiserslautern. Vor einigen Jahren hat er sie gegen eine Akkreditierung eingetauscht – seitdem berichtet er als Sportreporter objektiv und kritisch über den eigenen Lieblingsverein. Geht das denn überhaupt?


Spezial König Fußball 4:
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Die Interviews des ESPN-Reporters Archie Rhind-Tutt mit Spielern und Trainern im deutschen Profifußball-Zirkus stechen aus der Masse heraus. Was macht der Engländer anders?

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Journalisten-Werkstatt
Kreativität im Journalismus

Brauchen wir überhaupt noch kreative Techniken – in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz uns schon jetzt so viel Arbeit abnehmen kann? Na klar! Wie Design Thinking dabei hilft, erklärt Barbara Maas in dieser Journalisten-Werkstatt. Die Autorin ist freie Journalistin, Trainerin und Coachin. Ihr Herzensthema: Journalismus, den Menschen wirklich, wirklich wollen. Inspiration dafür findet sie an Schnittstellen zu Strategie, Technologie und Innovationsmethoden wie Design Thinking.

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