die ganze Tech-Welt schaut im Moment in die USA und auf das Drama um OpenAI und Sam Altman, dessen Kündigung als die dümmste Aktion der jüngeren Geschichte der Tech-Branche eingehen könnte.
Dumm war die Aktion vor allem deshalb, weil die Folgen absehbar waren und der Aufsichtsrat nicht wie sonst üblich die Investoren auf seine Seite zog.
Als ich am Samstag als Reaktion auf Altmans Kündigung mein Plädoyer "Feuert nicht die Visionär:innen" schrieb, ahnte ich nicht, dass in der Folge dieser Entscheidung gefühlt die Hälfte von OpenAI zu Microsoft wechseln würde.
Wie wir im Thema des Tages neben den Hintergründen zu Altmans Kündigung berichten, hat sich Microsoft CEO Satya Nadella in einem Coup nicht nur Sam Altman als CEO einer eigens für ihn gegründeten AI-Einheit gesichert. Sondern auch den Ex-OpenAI Vorsitzenden Greg Brockman, führende Wissenschaftler von OpenAI und vermutlich einen für OpenAI schmerzhaft großen Teil der Belegschaft.
Zwar ist Microsoft mit 49 Prozent der größte Anteilseigner von OpenAI, aber jetzt besitzt der Konzern auch Herz und Seele des Unternehmens.
Was ist sonst noch wichtig?
Die Black-Friday-Week steht bevor, und was dabei rauskommt ist in diesem Jahr unsicherer als je zuvor. Die drei "K" beschäftigen die Gesellschaft: Konjuktur, Krise, Klimawandel. Der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagt in der LZ: "Wir brauchen eine bessere Konsumstimmung", die Unternehmensberater von PwC sehen in einer Umfrage die geplanten Ausgaben der Kund:innen immerhin auf Vorjahresniveau. Eine weitere Studie in unseren News sieht die Europäer:innen auf einem eher verhaltenen Kurs.
Und meine Kollegin Ingrid Lommer nimmt die Übernahme des europäischen B2B-Riesen Visable durch Alibaba unter die Lupe.
Einen schönen Abend ohne Drama, wünscht
Ihr Jochen G. Fuchs Kurator CommerceTECH Conference | Ressortleiter E-Commerce INTERNET WORLD
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Das ist der Personal-Coup des Jahres: Sam Altman und Greg Brockman wechseln zu Microsoft. Altmann war der große Kopf hinter dem KI-Unternehmen OpenAI, hat inzwischen aber das Vertrauen des Aufsichtsrats verloren. Die Chance ließ sich Satya Nadella von Microsoft nicht entgehen.
In einer Reihe von sich überstürzenden Ereignissen wurde OpenAI Co-Founder Sam Altman am Freitag zuerst gefeuert, dann nahm der Aufsichtsrat unter Druck der Investoren wieder Verhandlungen mit Altman auf, um ihn als CEO zurückzuholen.
Diese scheiterten Sonntagnacht und gipfelten in der Ankündigung von Microsofts CEO Satya Nadella, Altman und den ebenfalls geschassten Ex-Vorsitzenden Greg Brockman zu Microsoft zu holen. Brockman wurde zuerst der Vorsitz entzogen, dann kündigte er unmittelbar, nachdem er von Altmans Rauswurf erfahren hatte.
Hintergrund: Ein Clash of Cultures
Das Firmenkonstrukt von OpenAI ist ungewöhnlich: Die ursprüngliche OpenAI INC. ist ein Non-Profit-Unternehmen, der Verwaltungsrat kontrolliert aber gleichzeitig den kommerziellen Ableger OpenAI Global, LLC. Microsoft und die weiteren Investoren haben in den komerziellen Ableger investiert.
Diese Struktur bildet die Philosophie von OpenAI ab, das nach eigener Darstellung eigentlich ein Forschungsunternehmen zum Wohle der ganzen Welt sein will, aber zur effizienten Arbeit einen kommerziellen Ableger braucht, der Gelder und vor allem Rechenleistung organisiert.
Der Verwaltungsrat, das Board, wird von sechs Mitgliedern gestellt, darunter Co-Founder und Chef-Wissenschaftler Ilya Sutskever, der Medienberichten zufolge, der Architekt hinter der Palastrevolution gegen Sam Altman sein soll. Sutskever soll Altmans Strategie zu kommerziell geworden sein, außerdem seien die Bedenken hinsichtlich der potentiellen Gefahr durch KI zu weit in den Hintergrund gerückt. Das Sutskever und das Board von OpenAI wollte die potentiellen Gefahren durch KI stärker adressieren.
Nach den aktuell vorliegenden Erkenntnissen führte diese Kulturkampf dann zur überstürzten Kündigung Altmans. Und zum Wechsel Altmans zu Microsoft.
Ex-OpenAI-Führung baut neues "Advanced AI Research Team" bei Microsoft auf
Microsoft kündigte an, dass Altman und Brockman zu Microsoft wechseln würden und dort ein neues AI-Team aufbauen werden. Die frohe Botschaft verkündete Microsoft-CEO Satya Nadella höchstpersönlich via X.
Da unmittelbar auf Altmans Rauswurf hin schon die ersten hochrangigen OpenAI-Mitarbeiter gekündigt hatten, dürfte den beiden Neuzugängen bei Microsoft ein veritables Team folgen.
Nadella kündigt an, weiterhin mit OpenAI zusammenzuarbeiten und äußert Vertrauen in die gemeinsame Product Roadmap und die weitere Entwicklung.
Microsoft verlor über das Wochenende fast 47 Milliarden US-Dollar Börsenwert, als die Kündigung von Altmann öffentlich gemacht wurde.
Das Unternehmen soll maßgeblich an den Versuchen beteiligt gewesen sein, Altman zu OpenAI zurückzubringen. Die Ankündigung des Wechsels ist vermutlich ein Zeichen dafür, dass diese Bemühungen endgültig gescheitert sind.
Da weder Microsoft noch andere Investoren einen Sitz in OpenAIs obersten Gremium besitzen, und Altman keine Aktien, war der unmittelbare Handlungsspielraum wohl beschränkt.
Die allgemein gut informierte und vernetzte Tech-Journalistin Kara Swisher deutet an, dass Nadellas Wortwahl darauf schließen lässt, dass Microsoft zwar offiziell an OpenAI festhält (und rechtlich festhalten muss), aber eigentlich nach einem Exit sucht . Diesen Ausgang aus dem Dilemma hat Microsoft nun mit dem Überraschungscoup von Altmans Einstellung gefunden. Swisher geht wie viele andere Quellen davon aus, dass die Hälfte der Mitarbeiter:innen OpenAIs Sam Altman zu Microsoft folgen wird. Sollte diese Prognose eintreffen, gleicht der Coup fast schon einer Übernahme.
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