Sehr geehrter Herr Do,
ich muss gestehen, ich beneide Menschen, die sich nicht die Bohne für Fußball interessieren. Es bleibt diesen so manch herbe Enttäuschung erspart. Auch schwer vorstellbar, dass einem – sagen wir – Segelfan ein missglücktes Wendemanöver noch tagelang, wenn nicht sogar Jahre später im Kopf herumspukt. Selten – nein, noch nie – habe ich Menschen darüber sprechen hören, was 2013 beim America’s Cup vor San Francisco passierte. Damals versuchte das hoch favorisierte Oracle Team USA einen Kunstgriff. Bei der sogenannten Leetor-Rundung „wollte das Team die hohe Geschwindigkeit des Vorwindkurses ausnutzen, um nicht nur auf einen Amwindkurs zu luven, sondern direkt in eine Wende zu steuern“, wie das Magazin „SegelReporter“ fachkundig die Situation beschreibt. Oracle-Team-Taktiker John Kostecki plante, mit dem schnellen Manöver in die strömungsbegünstigte Zone unterhalb der Gefängnisinsel Alcatraz zu gelangen. Kostecki ist ein Name in der Segelwelt. Er gilt als einer der besten seines Fachs. So ist er beispielsweise der einzige Mensch, der nicht nur das Volvo Ocean Race gewinnen konnte (2002), sondern auch den America’s Cup (2010 und 2013) und eine Olympiamedaille (1988).

Das Manöver ging allerdings gewaltig daneben. In der Drehung rutschte der AC72-Katamaran auf seinen Flügeln seitlich weg. Das Boot konnte kaum Fahrt aufnehmen, das Boot der Kiwis zog nach der verpatzten Wende schließlich an den US-Amerikanern vorbei.
Gestern Abend schied die deutsche DFB-Elf in Wembley nach einer 0:2-Niederlage gegen England aus dem EM-Turnier aus. Viele hatten es kommen sehen, zu überschaubar waren die Vorstellungen der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde. Und doch: Es hätte gestern trotz allem anders laufen können. Hätte, ja, hätte Thomas Müller in der 81. Spielminute die Riesenchance zum Ausgleich genutzt, als er völlig frei und unbedrängt auf den englischen Torhüter Jordan Pickford zulief und den Schuss knapp am rechten Torpfosten vorbeisetzte. Über diese spielentscheidende Szene werden sich Fußballfans – also etwa 80 Millionen Bundesbürger – vermutlich noch bis zum nächsten Titel einer deutschen Nationalmannschaft leidenschaftlich in Rage reden können. Ausgerechnet Müller. Was für ein Drama. Gerade für ihn selbst. „Da war er, dieser eine Moment, der dir am Ende in Erinnerung bleibt, der dich nachts um den Schlaf bringt. Für den du als Fußballer arbeitest, trainierst und lebst“, schreibt Thomas Müller heute auf Instagram: „Dieser Moment, wenn du es alleine in der Hand hast, deine Mannschaft in ein enges K.o.-Spiel zurückzubringen und eine ganze Fußballnation in Ekstase zu versetzen. Diese Möglichkeit zu bekommen und sie dann ungenutzt zu lassen, tut mir verdammt weh.“ Müllers Fehlschuss bedeutete aber nicht nur das Aus für „Die Mannschaft“, sondern besiegelte das Ende einer Ära.

Nach 15 Jahren und 198 Spielen als Bundestrainer ist Schluss. Joachim Löw, den alle nur „Jogi“ nennen, verlässt nach dieser bitteren Niederlage geschlagen und sichtlich getroffen die große Fußballbühne. Vorerst zumindest. Es ist heute der Tag, an dem viele Medien die Ära Löw bewerten und einzuordnen versuchen. Sind diese anderthalb Jahrzehnte in der Rückschau nun als eine Erfolgsgeschichte zu betrachten? Oder überwiegt in der Betrachtung die Zahl der großen Niederlagen und herben Rückschläge? Dem Triumph in Rio 2014 und dem damit verbundenen vierten Weltmeistertitel für eine deutsche Elf stehen peinliche Niederlagen (0:6 gegen Spanien oder 1:2 gegen den Fußballgiganten Nordmazedonien) – und vor allem aber das blamable Vorrundenaus des Titelverteidigers bei der WM in Russland 2018 gegenüber. 
Wie bewerten Sie die Ära Löw? Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung unter boitin@playboy.de

Und ich? Mach in diesem Sommer vielleicht wirklich mal den Segelschein. Das erspart mir möglicherweise viele weitere enttäuschende Fußballabende vor dem Fernseher. Denn wie schon ein gewisser Thomas Traherne wusste: „Du wirst die Welt niemals richtig genießen, bis nicht das Meer durch deine Adern fließt, dich der Himmel zudeckt und die Sterne dich krönen.“

Schiff ahoi!

Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 
 
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NOCH MEHR SPASS
 
 
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