Marktbericht
28.09.2017

Das Gold der Zentralbanken

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Eine Analyse des Goldmarktes ohne Berücksichtigung der Zentralbanken wäre ähnlich aufschlussreich wie eine Analyse der Bundestagswahl ohne Berücksichtigung der CDU/CSU. Zum einen entscheiden sie mittels der Leitzinsen und Asset-Kaufprogramme über die Geschwindigkeit des Kaufkraftverlustes unseres Papier- und Buchgeldes und bieten somit den Hauptgrund für die Goldkäufe und zu erwartenden Preisanstiege. Zum anderen halten sie laut offiziellen Zahlen knapp 20 Prozent des bisher weltweit geförderten Goldes und zählen somit neben der Schmuckindustrie und den Privatinvestoren zu den größten und wichtigsten Marktakteuren.

Während man über alle privatwirtschaftlichen Marktteilnehmer relativ umfangreiche und verlässliche Informationen finden kann – beispielsweise auf der Seite des World Gold Councils – stößt man bei Recherchen zu den Zentralbankreserven immer wieder auf unerklärliche Widersprüche und auffällige Intransparenz. Am Ende bleiben unzählige offene Fragen, die selbstständig Denkende unweigerlich zu unangenehmen Schlussfolgerungen verleiten müssen. Ich will Ihnen hierfür im Folgenden einige Beispiele aufzählen:

„Warum halten fast alle Zentralbanken weltweit überhaupt noch Goldreserven?“
Seit der endgültigen Auflösung des Goldstandards vor einem knappen halben Jahrhundert besteht keinerlei Umtausch-Verpflichtung von Zentralbankgeld in Gold mehr und somit rechtlich und logisch eigentlich keine Notwendigkeit für dessen Haltung. Dennoch befinden sich rund 33.000 Tonnen in Zentralbankbesitz – Tendenz steigend. Offiziell wird neben den wenig schlüssigen Argumenten „unbeachtetes Überbleibsel“ aus Goldstandartzeiten und „Tradition“ (Ben Bernanke), die Haltung vor allem als Währungsreserve gerechtfertigt, um in Krisenzeiten damit am Markt die eigene Währung stützen zu können.

Vertrauenserweckend, oder? Die selben Institutionen, die unsere staatlichen Währungen einst wissentlich vom Gold “entfesselt“ haben und selbiges zwischenzeitig gerne auch als wertloses Metall oder „barbarisches Relikt“ diffamierten, vertrauen ihren Fähigkeiten als Hüter der Währungsstabilität so wenig, dass sie sich mit dem inflationsgeschütztem Gold gegen ihr eigenes Versagen absichern. Bei den größten Goldreservehaltern, darunter Deutschland mit 3.378 Tonnen auf Platz 2, macht das Gold rund zwei Drittel der gesamten Reserven aus. Im Falle der führenden US-Federal Reserve sind die bilanzierten 8.133 Tonnen sogar die einzige Währungsreserve.

Noch beunruhigender ist die Frage, warum diese Währungsreserven bisher (mit wenigen  Ausnahmen) in Krisenzeiten nicht zum Einsatz kommen. Weder in der großen Finanzkrise 2008 noch in der Eurokrise ab 2010 wurden die Goldreserven der praktisch insolventen Staaten angefasst. Nicht einmal die rund 111 Tonnen Griechenlands wurden im Rahmen der Rettungsaktionen veräußert oder verpfändet - und das, obwohl die Kurse zu dieser Zeit auf historische Rekordstände kletterten. Offenbar befürchten unsere Währungshüter noch weit schlimmere Krisen und/oder halten selbst die bisherigen Rekord-Kurse noch für zu niedrig, um ihre Bestände abzustoßen.

Warum wird das Zentralbankgold nicht regelmäßig von unabhängiger Stelle auf Echtheit und Vollzähigkeit überprüft?
Weder die amerikanischen, noch die deutschen Goldreserven wurden seit den Fünfziger-Jahren einer ordnungsgemäßen Revision unterzogen. Diesen Punkt müssen sie sich bitte nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Wir reden von der (laut IWF) wichtigsten Währungsreserve demokratischer Volkswirtschaften - Historiker würden sie auch „Staatsschatz“ oder „Kriegskasse“ nennen - und sie wurde seit mehr als einem halben Jahrhundert von niemandem mehr gezählt und geprüft! Wer einmal Kleinteile für die jährliche Betriebsinventur aufnehmen durfte, hat ein Gefühl dafür, wie absurd diese Nachlässigkeit bei etwas so wertvollem wie den öffentlichen Goldbeständen ist.

Dieser Umstand in Verbindung mit weiteren Ungereimtheiten - von unvollständigen Barrenlisten bis zu überklebten Barrennummern - bildet natürlich einen reichen Nährboden für Verschwörungstheorien. Allem voran wird vermutet, dass das Gold schlichtweg nicht mehr (zumindest in der bilanzierten Größenordnung) vorhanden ist. Den Gerüchten, das Gold der Bürger könnte veruntreut, zur Kurs-Manipulation veräußert oder bestenfalls verliehen worden sein, wäre leicht durch eine unabhängige Prüfung ein Ende zu bereiten. Mehr als einige flüchtige Besuche vom jeweiligen Bundesbankpräsidenten oder wie jüngst vom US-Finanzminister mit anschließenden Beteuerungen („Glad Gold is safe“) waren jedoch bisher nicht drin.

Warum ist es Zentralbanken erlaubt, Gold und Goldforderungen als eine Position zu bilanzieren?
Vorerst sollte man diesbezüglich noch hinterfragen, warum eine Sicherheitsreserve überhaupt verliehen werden darf. Die zur Rechtfertigung dieser sogenannten „Gold-Leasing“-Geschäfte herangezogenen geringen Zinseinkünfte stehen in keinem Verhältnis zu dem Risiko, im Krisenfall nicht über die Reserve verfügen zu können.

Die Tatsache jedoch, dass Zentralbanken sich das Recht einräumen, die tatsächlich gelagerten Bestände ausschließlich als Summe zusammen mit dem verliehenen Gold zu bilanzieren, wiederspricht jedweden Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung und ist schlichtweg nicht zu rechtfertigen. Gerade in Zeiten von Null- und Negativzinsen, des „größten Geldpolitik-Experiments aller Zeiten“ (J. Rothschild) macht es einen entscheidenden Unterschied, ob man im Falle eines Systemscheiterns über das Gold verfügen kann, oder nur einen Forderungsschein gegenüber möglicherweise insolventen Schuldnern in der Hand hält.

Warum wird ein großer Teil der deutschen Reserven im Ausland gelagert?
Knapp die Hälfte des deutschen Goldes lagert in den USA (ca. 36%) und in London (ca. 12%). Was im Kalten Krieg noch unter der Berücksichtigung der Gefahr einer Invasion sinnvoll gewesen sein mag, erscheint in Zeiten von Donald Trump und Brexit grob fahrlässig. Das offizielle Argument, dass das Gold nur vorrausschauend an den weltweit wichtigsten Handelsplätzen gelagert wird, erscheint mir recht fadenscheinig.

Schließlich lagern fünf der G7 Staaten - die USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland - ihr Gold fast ausschließlich im eigenen Lande. Bedenkt man die Gefahren im Falle eines möglichen diplomatischen Zerwürfnisses, ergibt diese Entscheidung aus geopolitischer Sicht natürlich auch Sinn für ein souveränes Land. Sollten wir beispielsweise mit den nächsten militärischen Aktionen der Vereinigten Staaten nicht einverstanden sein, könnte der dortige Handelsbestand schnell zum Milliarden-schweren Druckmittel werden. Vorausgesetzt natürlich das Gold ist überhaut noch dort, schließlich wurden auch unsere Bestände bei der FED nie vollständig und glaubwürdig von extern geprüft.

Diesbezüglich gibt es wenigstens die positive Nachricht über die erfolgreiche Beendigung des Gold-Überführungsprogrammes der Bundesbank zu vermelden. Immerhin (oder auch „nur“) 300 der 1536 Tonnen aus den USA wurden seit 2013 über den Atlantik geholt. Leider ging auch diese relativ kleine vertrauensbildende Maßnahme wieder nicht ohne Widersprüche vonstatten. Vor allem die ungenügenden Barrenlisten, die keine eindeutigen Identifikationsmerkmale wie Barrennummern etc. aufweisen, sondern von der Bundesbank eigens vergebene Inventarnummern, öffnen den Kritikern wieder einmal Tür und Tor.

Zudem fiel die erste Lieferung in 2013 wesentlich geringer als geplant aus und unzählige Barren wurden vorab noch umgeschmolzen. Angeblich war dies notwendig, um sie den geltenden Handelsstandards anzupassen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese London-Good-Delivery-Standards viel älter sind, als das Gold in deutschem Besitz, ist diese Erklärung ebenfalls wenig befriedigend.

Sie sehen also: Das Maß an Intransparenz und Widersprüchlichkeit rund um das Gold der Zentralbanken lässt wenig Spielraum für Zufall oder Versehen. Meine Schlussfolgerung ist, dass zum Einen weit weniger Gold in den Tresoren unserer Währungshüter liegt, als diese behaupten und sie zum anderen dem Geldmetall weit mehr Wert und Bedeutung beimessen, als sie zum Schutze ihrer ungedeckten Währungen zugeben können. Die Regierungen Chinas und Russlands scheinen zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen zu sein und setzten seit Jahren verstärkt auf einen Ausbau ihrer Goldreserven.

Ihr Sönke Mißfeld
 
 
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Schließfächer werden knapp 

Die Angst um ein Bargeldverbot treibt immer mehr Menschen zum physischen Goldkauf. Doch wo sollte man seine Barren und Münzen nach dem Kauf lagern? Für viele Anleger ist das Einschließen in einem persönlichen Schließfach die bevorzugte Wahl. Doch mittlerweile trifft die sprunghaft angestiegene Nachfrage auf ein knappes Angebot. Dabei fragen immer mehr Anleger nach einer bankenunabhängigen Lösung denn im Fall der Fälle könnte ein Zugang zu einem Bankschließfach erschwert möglich sein. Bankenunabhängige Schließfächer sind rar und schnell besetzt.

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