Liebe Frau Do, immer wieder ist von einem brutalen Krieg die Rede, ob nun in der Ukraine oder zuvor in Syrien oder Bosnien. In der Formulierung zeigt sich der hilflose Versuch, das Grauen begrifflich zu fassen. Dabei ist Brutalität das Wesen des Krieges, jeden Krieges. Die erschütternden Bilder aus der Kleinstadt Butscha nordwestlich von Kiew sprengen hingegen alle Maßstäbe. Bei der Rückeroberung bot sich den ukrainischen Streitkräften ein entsetzliches Bild: die Straßen mit Leichen übersät, zum Teil gefesselt. Ganze Familien waren offenbar gezielt erschossen worden. Die Ukraine spricht von einem Massaker und Völkermord. Die Details des Grauens von Butscha und die Diskussion über Konsequenzen fasst Petra Schiffer zusammen. Heute wichtig: Ukraine: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet, dass sich noch „schrecklichere Dinge auftun könnten“ als das, was bisher über die Verbrechen in Butscha bekannt geworden ist. Andere Regionen des Landes stünden noch unter russischer Kontrolle. Der Präsident schaltete sich zudem per Video zur Verleihung der US-Musikpreise Grammys und bat um Unterstützung für sein Land. Ein Überblick über das Geschehen der Nacht lesen Sie hier. Derweil beobachten die Sicherheitsbehörden mit Sorge, dass sich Extremisten aus Deutschland auf den Weg ins Kriegsgebiet machen wollen. Einzelne Ausreisen wurden schon verhindert, wie Jana Wolf berichtet. Anne Will: Die Gräuel von Butscha verschärfen die Frage, ob der Westen nicht mehr tun kann, um dem Krieg Einhalt zu gebieten. Über einen Importstopp für russisches Öl und Gas ging es gestern Abend beim Will-Talk, mit dabei unter anderem Markus Söder und Lars Klingbeil. Hier fassen wir die Sendung für Sie zusammen. Wahlen: Vor einer Woche war hier von der Landtagswahl im Saarland die Rede, bei der die CDU abgewählt wurde. Ungleich wichtiger für Europa ist indes die Wahl in Ungarn, bei der sich Regierungschef Viktor Orbán zum Sieger erklärte. Laut vorläufigem Endergebnis erreichte seine Fidesz-Partei 53,1 Prozent der Wählerstimmen. Und auch in Serbien fuhr der bisherige Staatschef Aleksandar Vucic nach Prognosen erneut einen Sieg ein. Noch wichtiger ist indes die Wahl in Frankreich am kommenden Sonntag. Unsere Korrespondentin Christine Longin ist in den Süden des Landes gereist, wo es häufig heißt: „Macron? Non, merci.“ Meinung am Morgen: Flüchtlinge: Das Land NRW muss die Kommunen stärker bei der Aufnahme der Menschen aus der Ukraine unterstützen: Das fordert Sina Zehrfeld in ihrem Leitartikel und beschreibt, wo es genau hakt. Tempolimit: Über das alte Thema ist mit den Energiespar-Appellen prompt neuer Streit entbrannt. Die Grünen sehen ihre Chance für eine zumindest temporäre Einführung gekommen, die FDP hält empört dagegen. Warum dieses Ampel-Gebaren ein Trauerspiel ist, schreibt Jana Wolf in ihrem Leitartikel. Feministische Außenpolitik: Dafür steht bekanntlich Außenministerin Annalena Baerbock ein, was ihr einige Kritik einträgt. Julia Rathcke beschreibt in ihrer Analyse, wie das Konzept zu verstehen ist. So gesehen: Es ist in der Demokratie ja geradezu erwünscht, dass die Dinge umstritten sind und um sie gerungen wird, ob beim Tempolimit oder in der Außenpolitik. Um jungen Menschen den politischen Diskurs näherzubringen, haben wir den Debattenwettbewerb #mitreden ins Leben gerufen. Heute treten im Landtag vier Schulteams gegeneinander an. Erst wird im Halbfinale über Konsum und Klimawandel debattiert, dann kommt das Finale. Das Abschlussthema verrate ich hier noch nicht, aber es wird spannend. Mitreden – das taugt auf jeden Fall als Motto für den Start in die neue Woche. Eine Maske müssen Sie ab heute ja kaum noch tragen, aber Sie können, und das dürfte für einigen Gesprächsstoff sorgen. „‘Pandemie-Paradoxon‘ oder ein ‚Freedom Day‘“? heißt ein Essay von Marin Bewerunge dazu, falls Sie noch etwas Zeit haben. Morgen schreibt Ihnen hier wieder Christian Sieben. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |