Die Fußball-WM am Freitag, 25. November
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Was jetzt?
Die Fußball-WM am Freitag, 25. November
von Christian Spiller
Ressortleiter Sport ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Schon vier 0:0 gab es bei dieser WM, viermal so viele wie 2018. Die Spiele aber hätten alle auch andersrum ausgehen können.

Die Szene des Vortags

Bei dieser WM weiß man ja nie, aber nach allen uns vorliegenden Informationen wird auch in Katar noch immer ohne B-Noten und Punktrichter gespielt. Schade eigentlich. Auf die Wertung für Richarlisons 2:0 gegen Serbien wäre man doch sehr gespannt. Der Mann hat den eingesprungenen Seitfallzieher mit halber Drehung erfunden. Eine Übung, die vermutlich nur Brasilianer ausführen können, ohne eine Hüftdislokation zu riskieren.

© Robert Michael/picture alliance/dpa

Das Spiel des Tages

Katar gegen den Senegal. Gut möglich, dass der Gastgeber sich nicht nur die teuerste, sondern auch die kürzeste WM ever ins Land geholt hat – zumindest für sich selbst. Sollte Katar verlieren und kurz darauf die Niederlande und Ecuador unentschieden spielen, wäre es als erstes WM-Team ausgeschieden. An Tag 5. Das wären dann circa 44 Milliarden US-Dollar für jeden kompetitiven WM-Tag. Und so langsam dürften sie sich im Emirat dann fragen, ob die Ausrichtung dieses komischen Fußballturniers wirklich die beste Idee war.

© Elsa/Getty Images

Die Alternative des Tages

Nachdenken. Heute vor 107 Jahren trug Albert Einstein vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften erstmals den Kern seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vor. Wäre doch ein guter Anlass, sich mal richtig einzulesen: die Raumzeitkrümmung, die Feldgleichungen, die Reissner-Nordström-Metrik. Wir fragen dann in vier Jahren mal nach, wie Sie so vorankommen.

Wer wird wichtig?

Louis van Gaal, der entspannteste Trainer dieser Weltmeisterschaft. Der Niederländer sorgte erst neulich für OK-Boomer-Vibes, als er am Rande eines Trainings seine Frau Truus vor allen Anwesenden in sein Hotelzimmer einlud. Nun gewährte er einem Journalisten aus dem Senegal, der van Gaal seine Zuneigung gestanden hatte, “een big Knuffel”. Van Gaal galt beim FC Bayern einst als sportlich genial, aber schwierig im Umgang. Nun spürt man die Altersmilde. Weil er so viel gewonnen hat, weil er sich nach der WM zur Ruhe setzt und weil er gegen eine aggressive Variante von Prostatakrebs kämpft. Er erzählte schon vom Katheter unter dem Trainingsanzug. Zur WM in Katar hat er auch eine Meinung: “Lächerlich.”

© Stu Forster/Getty Images

Wer hat uns diese WM eingebrockt?

Nicolás Leoz, der so gerne ein Sir sein wollte. Wenn er zum Ritter geschlagen worden wäre, so heißt es über den Fußballfunktionär aus Paraguay, hätte er für die englische WM-Bewerbung 2018 gestimmt. So wichtig war der Queen die WM dann aber doch nicht. Auch über Leoz’ Stimme für die WM 2022 gibt es eine Geschichte: Am Wahltag soll Leoz vor dem zweiten Wahlgang auf der Toilette vom Brasilianer Ricardo Teixeira (siehe Mittwochsletter) und dem Argentinier Julio Grondona (siehe Donnerstagsletter) durchgeschüttelt worden sein. “Was zum Teufel machst du da? Bist du derjenige, der nicht für Katar votiert?” Leoz hatte kapiert – und Katar gewonnen. Die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte Leoz unter Hausarrest. Er starb im August 2019.

© Sebastian Widmann/Getty Images

Was gehört Katar noch so?

Der Ärmel des FC Bayern. Seit 2018 sponsert die Fluglinie Qatar Airways die Münchner und bekommt dafür einen Platz am Oberarm. Viele Fans mögen das gar nicht, im vergangenen Jahr eskalierte eine Mitgliederversammlung. Der Ehrenpräsident Uli Hoeneß musste sich fortan als “Botschafter von Katar” beschimpfen lassen. Mittlerweile hat sich etwas gedreht:. Hoeneß hat zwar nicht Katar, aber zumindest die WM in Katar kritisiert. Der Deal mit Qatar Airways läuft im nächsten Jahr aus. Wir würden mal drei Rolex darauf wetten, dass er nicht verlängert wird.

Die Zahl des Tages

5

(Anzahl der Weltmeisterschaften, bei denen Cristiano Ronaldo jeweils mindestens ein Tor gemacht hat)

Das Zitat des Tages

"Ich bin der größte Fan von Kamerun. Nur gegen die Schweiz nicht."

Sagte der Schweizer Breel Embolo vor dem Spiel gegen Kamerun. Und dann machte er, der in Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, geboren wurde, auch noch das einzige Tor des Spiels. Er jubelte nicht, entschuldigte sich eher. Embolo ist einer von mehr als 130 WM-Spielern, die nicht in dem Land geboren worden, für das sie jetzt spielen. Ein Zeichen dafür, wie die Welt zusammenwächst. Und vielleicht kann jemand vom DFB ja noch mal in Spanien, England oder Brasilien nach der deutschen Oma eines begabten Mittelstürmers suchen.

© Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images

Wir wünschen einen guten Tag! 

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