von Jens Wohlgemuth aus dem Sportressort von ZEIT ONLINE
Guten Morgen! Classic-chic oder urban-casual? Wonach ist Ihnen heute?
Die Szene des Vortages
Messi überholt Maradona. Nicht, was Weltmeistertitel angeht, und mit dem Luftgewehr auf Journalisten hat er auch noch nicht geschossen. Aber Messi traf schon jetzt öfter bei Weltmeisterschaften (neun Tore) als Argentiniens Überkicker (acht). Gegen Australien leitete er mit seinem klugen “Pass ins Tor” (ARD-Experte Thomas Broich) den Sieg ein, es scheint immer mehr seine WM zu werden. Und die Argentiniens. Allein stimmungstechnisch wähnt man sich bei ihren Spielen schon längst in Buenos Aires.
England gegen Senegal (20 Uhr). Die beiden trafen noch nie aufeinander, was aber auch wenig verwunderlich ist, wenn es Pflichtspielmöglichkeiten nur bei der WM gibt. Ein Blick lohnt vor allem auf das modische Duell der Trainer: Gareth Southgate mit Anzug und Weste erinnert an einen Zögling englischer Eliteuniversitäten, obwohl er nur am Croydon College war. Aliou Cissé hingegen bringt mit seinem Trainingsanzug und Basecap heftigst street credibility nach Doha. Eine ausführlichere Bewertung aller Trainermoden haben die Kollegen von The Athletic vorgenommen. Schade übrigens, dass Hervé Renard schon ausscheiden musste.
Wojciech Szczęsny. Der Pole ist der bisher beste Torhüter des Turniers, hielt zwei Elfmeter, sogar einen gegen Lionel Messi. Im Achtelfinale werden Frankreichs TGVs Kylian Mbappé, Ousmane Dembelé und Antoine Griezmann auf ihn zustürmen. Szczęsny sollte dem entspannt entgegensehen, schließlich fällt er deutlich schneller als eine Bahnschranke.
Geschenke kaufen. Entlasten Sie doch Ihren Paketboten und erwerben Sie Ihre Weihnachtsgeschenke zur Abwechslung mal wieder im Einzelhandel. Der verkaufsoffene zweite Adventssonntag lädt vielerorts zum zwanglosen Shoppen, Flanieren und Bummeln in Malls, Arkaden und Centern ein. (Summen Sie hier den Werbejingle Ihrer Wahl vor sich hin.)
Wer hat uns diese WM eingebrockt?
Chuck Blazer. Er sah aus, als wäre er von Coca-Cola erfunden worden; es hat ihn aber wirklich gegeben. Im Kölner Stadion war er sogar mal für die Grünpflege zuständig. Wenn Chuck Blazer nicht der Gärtnerei nachging, war der US-Amerikaner Generalsekretär des Kontinentalverbands Concacaf. “Mister ten Percent” nannte man ihn, weil eben jene Prozentspanne jedweden Deals irgendwie immer bei ihm landete. Das brachte ihm ein Apartment im Trump Tower, gleich nebenan soll er eine eigene Wohnung nur für seine Katzen gehabt haben. Eines Tages aber verstritt er sich mit Jack Warner, den aufmerksame Leser dieses Letters schon kennen. Blazer wurde Kronzeuge in den Fifa-Ermittlungen der amerikanischen Behörden. Sein Leben hätte eine eigene Netflix-Serie verdient. Er starb 2017 in New Jersey.
Ruandas Luftraum, konkret: 49 Prozent von Rwandair, der staatlichen Fluglinie Ruandas, und 60 Prozent des Flughafens von Kigali. 2020 erweiterte Qatar Airways sein Portfolio um die Airline, nun gibt es mehr Direktflüge zwischen Doha und Kigali. Beide Länder arbeiten auch sonst eng zusammen. Das brachte Ruandas Präsident Paul Kagame immerhin ein Ticket fürs WM-Eröffnungsspiel.
Das Zitat des Tages
“Wir spüren den Schmerz der Nation.”
Kai Havertz äußert sich zur geschundenen deutschen Fußballseele.
Wir wünschen einen guten Tag!
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Ihr Jens Wohlgemuth
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